Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 9
sie in eine Dunkelheit stürzte, die finsterer war als das All selbst. Ein klammer, übel riechender Gestank erfüllte ihre Nasenlöcher, und das Rauschen vorbeisausender Luft flüsterte in ihren Ohren.
Bloß, dass es kein Flüstern war. Es war mehr ein Zischen, wie ein Laut, den eine wütende Barabel von sich geben mochte, und Allana wurde klar, dass sie überhaupt nicht fiel. Allerdings befand sie sich auch nicht mehr an Bord der Drachenkönigin II . Sie stand in einem dunklen Korridor unter dem Jedi-Tempel und spähte durch eine offene Luke in eine düstere Kammer, in der ein großes Nest aus Nagetierknochen dräute.
Zwischen den Knochen ragten Dutzende winziger Köpfe empor. Sie hatten kurze, dicke Schnauzen und lange, zischelnde Zungen, und in ihren Augen mit den geschlitzten Pupillen leuchteten Furcht und Zorn. Sie strömten nun springend, kreischend und um sich krallend aus dem Nest. Allana wich zurück – und stieß mit dem Rücken gegen die Wand.
Die jungen Reptilien erreichten sie nie. Hinter ihr explodierte ein Hagel von Blasterschüssen, die eine Durastahlwand durchschlugen, um die kleinen Kreaturen in ihr Nest zurückzuschleudern, verkohlt, rauchend und tot.
Allana schrie und rief nach Tesar und Wilyem, um ihnen zu sagen, dass sie sofort zu ihrer Brut zurückkehren mussten. Aber die Barabel kamen nicht. Das Nest verschwand in der Düsternis, und Allana erkannte, dass sie sich wieder an Bord der Drachenkönigin II befand, während die Arme ihrer Mutter sie fest umfingen. Anji drückte sich dicht auf den Boden der Observationskuppel, knurrte und schlug mit ihren Pranken nach dem Transparistahl.
»Allana?«, keuchte ihre Mutter. »Was ist? Was ist los?«
Allana schaute sich um, und ihre Verwirrung nahm noch weiter zu, als sie die vertraute Opulenz des königlichen Privatabteils erkannte, in dem sie sich befand. »Mami, ich muss mit Meisterin Sebatyne sprechen – sofort!«
Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Mit Meisterin Sebatyne?«, fragte sie. »Aber sie ist auf Coruscant – höchstwahrscheinlich mitten in der Schlacht.«
»Das ist egal. Sie töten die …« Allana hielt inne, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht mehr sagen konnte, ohne das Versprechen zu brechen, das sie Tesar Sebatyne gegeben hatte, nämlich, dass sie die Existenz des Barabelnests unter dem Jedi-Tempel niemals preisgeben würde. »Jemand erschießt die Kinder meiner Freunde!«
»Welcher Freunde?«
»Meiner Freunde auf Coruscant«, sagte Allana. »Sie brauchen unsere Hilfe!«
»Und wir werden ihnen helfen«, versicherte ihre Mutter ihr. »Doch das können wir erst, wenn du dich beruhigt hast. Jetzt erzähl mir alles, von Anfang an.«
Allana nahm einen tiefen Atemzug und hielt die Luft kurz an, derweil sie eine Jedi-Entspannungstechnik benutzte, um ihren Verstand zu klären und die Panik zu verdrängen. Denn Panik war der Feind – daran erinnerte ihre Tante Jaina sie ständig. Panik hatte schon mehr Leute umgebracht, als alle Blaster in der Galaxis zusammengenommen, und sie würde auch weiterhin töten, selbst wenn es keine Kriege mehr gab.
Nach einigen Atemzügen fühlte sich Allana ruhig genug, um zu erklären, was sie gesehen hatte – wie sie auf Ossus hinausgeblickt hatte, als sich in den Wolken ein Loch auftat, und wie sie dort hineingestürzt war und sich in einem dunklen Korridor tief im Keller des Jedi-Tempels wiederfand.
»Doch mehr kann ich dir dazu nicht sagen«, erklärte Allana. »Ich habe versprochen, den Rest geheim zu halten.«
»Wem hast du das versprochen?«
Allana blickte finster drein. »Mama! Wir haben jetzt keine Zeit für das Grees-Gambit«, sagte sie. »Kinder werden getötet!«
Die Miene ihrer Mutter spiegelte jetzt eher Geduld, denn Sorge wider. »Allana, du weißt, dass du nicht wirklich in diesem Korridor warst, nicht wahr?«
»Ja, das … das weiß ich«, sagte Allana. »Das war eine Machtvision, so wie die, die ich auf Klatooine hatte.«
Tenel Ka dachte darüber nach und sagte dann: »Die Macht ist zweifellos sehr stark in dir. Das sind zwei Visionen in weniger als sechs Monaten.«
Allana wusste nicht, ob sie darüber außer sich vor Freude oder zu Tode betrübt sein sollte. Ihr Vater war Jacen Solo. Sie hatte ihn nicht allzu gut gekannt, doch sie hatte genug über sein Leben gelesen, um zu wissen, dass Machtvisionen zu seinem Untergang geführt hatten, und sie hatte gewiss nicht die Absicht, ihm auf die Dunkle Seite zu folgen. Allerdings wusste sie auch, dass Großmeister Skywalker
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