Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
gehabt, als würde er, der Wächter, seinerseits beobachtet. Vielleicht war das der Grund, warum sein Meister ihm befohlen hatte, den Gefangenen bloß »aufzusuchen«. Vader musste gewusst haben, dass es seine Fantasie anstacheln würde, wenn er mit diesem fremdartigen Bewusstsein in Berührung kam.
Und womöglich unterschätzt dein Meister dich.
Natürlich war es bloß sein Stolz, der da aus ihm sprach – sein Stolz, der bei seinen früheren Begegnungen mit Peitsche-Aktivisten merklich gelitten hatte, vor allem dank Jax Pavan. Allerdings verleitete ihn das nicht dazu, diesen Gedanken vollends als abwegig abzutun. Eines wusste er mit Bestimmtheit: Man hatte ihm für die Dauer von Lord Vaders Abwesenheit das Kommando über die Kantaros-Station übertragen, und er würde sich diese Gelegenheit, seinen Wert zu beweisen, nicht entgehen lassen.
Er kauerte sich halb in den Schatten nieder, streifte die Kapuze zurück und blickte Thi Xon Yimmon unverwandt ins Antlitz. »Ich werde alles über dich erfahren, Cereaner«, versicherte er ihm. »Wenn Lord Vader zurückkehrt, werde ich dich in- und auswendig kennen.«
Die gelben Augen des anderen Mannes öffneten sich ruckartig, und ihr Blick bohrte sich in Teslas. Er musste sich zwingen, nicht zurückzuzucken. »Kennt Ihr Euch überhaupt selbst?«, fragte Yimmon mit vom langen Schweigen heiserer Stimme. Dann schloss er die Augen wieder – und seinen Geist.
Tesla wartete einen Moment, aber der Gefangene sagte nichts mehr. Also erhob er sich wieder und streifte die Kapuze über. Er wollte, dass der Cereaner wusste, dass er seinen pathetischen Manipulationsversuch durchschaute, doch noch bevor ihm die Worte über die Lippen kamen, wurde ihm klar, dass selbst die bloße Zurkenntnisnahme dieser Frage schon zu viel war. »Besser, als du dir vorstellen kannst«, erklärte er dem Gefangenen und verließ den Raum.
Er grübelte über Thi Xon Yimmon nach, als wäre der Cereaner eine mathematische Gleichung oder ein Logikrätsel. Er vertraute auf seine Instinkte, und seine Instinkte sagten ihm, dass das Geheimnis, um den Anführer der Peitsche zu »knacken«, darin bestand, sein Binärgehirn zu neutralisieren. Die Strategie: trennen und erobern.
Tesla fragte sich, ob Vader bereits daran gedacht hatte, nach einer Möglichkeit zu suchen, die Hirnrinden des Cereaners voneinander zu separieren. Um hierzu vielleicht weitere Informationen zu erhalten, beugte er sich über die Aufzeichnungen von Yimmons Befragungen und Behandlungen. Obgleich seine enorme Intelligenz mehrmals erwähnt wurde, gab es keinerlei Verweise auf ihre absonderliche Natur. War das ein Versehen – oder ein Test? Falls es Ersteres war, würde Probus Tesla seinen Nutzen daraus ziehen, falls es sich um Letzteres handelte, würde er ihn bestehen.
27. Kapitel
»Das ist wirklich eine interessante Halskette.«
Beim Klang von Sheel Mafeens honigsüßer Stimme blickte Pol Haus auf und lächelte innerlich, in dem Wissen, dass sie in Wahrheit nicht die Kette interessant fand, sondern den Togruta-Hautanzug, den er trug, um sich in einen attraktiven Mann ihrer Spezies zu verwandeln. Er wusste, dass sie ihn allein daran erkannt hatte, dass er die Nachbildung eines Rancorzahns um den Hals trug, mit dem er – gemäß ihrer vorher getroffenen Absprache – herumspielte. »Danke«, erwiderte er, »und Sie haben die Stimme eines Engels.« Er streckte die Hand aus, um einen Stuhl unter dem kleinen Tisch hervorzuziehen, von dem aus er ihre Darbietung verfolgt hatte. »Darf ich Ihnen einen Drink spendieren?«
»Mit Vergnügen, danke.« Sie nahm lächelnd ihm gegenüber Platz. »Sie sind neu hier.«
»Ich habe draußen Ihr Bild gesehen und dachte mir, ich schaue mal, ob Sie sich auch so gut anhören, wie Sie aussehen.«
»Und?«
»Wie ich schon sagte, Sie haben eine wundervolle Stimme, und Ihre Poesie-Auswahl ist herausragend.«
Sie bestellten Getränke, unterhielten sich, flirteten miteinander und machten sich dann auf den Weg in Sheels Apartment. Ihre Wohnung war ausgesprochen ansehnlich. Aber andererseits war Sheel Mafeen auch eine wohlbekannte und viel bewunderte Künstlerin in diesem Sektor. Haus rechnete sich aus, dass sie ziemlich gut zurechtkommen musste, wenn sie sich ein Apartment so hoch oben in ihrem Wohnblock leisten konnte.
Ein schimmernder, mit Teppich ausgelegter Gang führte zu ihrer Wohnungstür, die sich ins Wohnzimmer öffnete, das in üppigen Grünschattierungen gehalten und mit Möbelstücken möbliert
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