Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
der Nachtschwestern noch übrig war.
Mit einem Mal war Magash nicht mehr so begierig darauf, sich zusammen mit diesem jungen und doch alten Jedi dort hinauszuwagen. Sie redete sich ein, dass das nicht daran lag, dass sie sich vor den Gespenstern dieses Ortes fürchtete, sondern allein an ihrer Verärgerung über den Tadel dieses Mannes. Feigling , schalt sie sich und folgte ihm auf die Ebene, während unter ihren Füßen glasartige Obsidianflocken zu Staub zermahlen wurden. Sie holte ihn just in dem Moment ein, als er das Trümmerfeld betrat, und hob dann ruckartig den Kopf, als sie ein vertrautes Geräusch vernahm.
Rancor.
Jetzt konnte sie sie hören. Einen, vielleicht zwei. Sie schwang den Kopf herum – dort, im Osten, im Windschatten des großen Berges.
»Ein Rancor?«, fragte der Jedi. Er war stehen geblieben und drehte sich zu ihr um.
Sie nickte. »Ich werde hingehen und sie verscheuchen. Ich will nicht, dass du gefressen wirst, solange du dich in meiner Obhut befindest«, fügte sie hinzu und schenkte ihm ein breites Grinsen. Lügnerin , dachte sie, als sie sich über die Schlacke hinweg in Richtung Waldrand aufmachte. Rancoren kamen nie hoch bis zu dieser verwüsteten Ebene, doch das brauchte der Jedi nicht zu wissen.
Jax steuerte auf die Mitte des Plateaus zu. Er rechnete sich aus, dass es von einem Ende zum anderen ungefähr ein Dutzend Kilometer lang war, vielleicht fünf in der Breite. Im Westen schien das Plateau den Rand der Welt zu bilden, im Osten verschmolz es mit einem Wald rauchfarbener Bäume. Dorthin war seine Begleiterin unterwegs. Er konnte sehen, wie sie leichtfüßig über Hindernisse hinwegsprang und einmal auch einen atemberaubenden Salto vollführte, bevor sie sanft oben auf einem Felsbrocken von der Größe eines Rancorschädels landete.
Er fragte sich, was wohl ihre Gründe dafür waren, dass sie sich jetzt trennten? Hier draußen gab es keine Hinweise auf Rancoren – gar keine. Tatsächlich gab es keinen Anlass für einen Rancor – immerhin ein recht intelligentes Tier –, sich auf diese öde Ebene zu wagen. Er wusste, dass er sie verscheucht hatte. Vielleicht hatte er das instinktiv getan, genauso, wie er instinktiv Kurs auf Dathomir gesetzt hatte.
Er wandte den Blick wieder dem Zentrum des Hochplateaus zu, wo mehrere Säulen aus Felsgestein und verdrehtem Metall – jede davon so lang wie die Aethersprite und vom Durchmesser einer toprawanischen Zeder – aus dem gepeinigten Boden ragten, ihre Oberseiten einander schräg zugeneigt wie Schwertspitzen, die sich vor einem bevorstehenden Gefecht salutierten. Unmittelbar hinter diesem Gebilde, ein bisschen weiter östlich, klaffte ein Spalt in der Erde, in dem selbst ein Schiff spurlos verschwunden wäre, das doppelt so groß war wie der Delta-7. Eine Kaskade schwarzen Gesteins war beim Sturz über den Rand gefroren wie ein Wasserfall aus Glas. Jax atmete tief durch und streckte die Machtsinne nach diesen beiden Auffälligkeiten in der Landschaft aus. Sofort spürte er den Sog von Energien, deren Konturen er nur vage auszumachen vermochte.
Ja, dieses Gebiet war die Quelle der Unruhe, die er in der Macht gespürt hatte. Aber wo sollte er anfangen? Mehr noch: Was sollte er tun, wenn er in Erfahrung brachte, wo er anfangen musste? Der Himmel verdunkelte sich, als die Sonne von Dathomir die Bergspitzen küsste. Hoch droben jagten Wolken über das silberne Firmament, und aus den schattigen Tälern stieg Bodennebel auf. In zwei Stunden würde die Dunkelheit hereinbrechen, vielleicht schon eher.
Jax zog das Sith-Holocron aus der Tasche, in der Hoffnung, es wie einen Kompass verwenden zu können. Doch obgleich das Holocron eindeutig auf die Energien reagierte, die diesem Ort innewohnten, lieferte es keinen Hinweis darauf, welchen Bereich des zerstörten Tempels er erkunden sollte. Er hatte gerade die Augen geschlossen und zaghaft seine Machtfühler ausgestreckt, als etwas an ihm zerrte. Er öffnete die Augen wieder und schaute zu den Felsnadeln weiter westlich hinüber, viele Meter entfernt. Eine anmutige Gestalt bewegte sich zwischen den riesigen säbelartigen Gebilden umher und blieb stehen, als sein Blick sie berührte.
Wie hatte sie das gemacht? Wie war Magash von der letzten Stelle, an der er sie gesehen hatte – fast einen Kilometer weit weg –, so schnell zu der Tempelruine gelangt? Oder, wichtiger noch, was sollte das Ganze? Ging es ihr vielleicht darum, dem minderwertigen Wesen ihre Überlegenheit zu
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