Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Witwe des tapferen Uvak-Reiters, auf dem so viele Hoffnungen ruhten. Adari Vaal, die Feindin von Recht und Ordnung, häufig abwesende Mutter und schlechtes Vorbild für die Kinder anderer Leute. Heute war der dritte Tag ihrer Anhörung vor den Neshtovar. Alles war genauso gut gelaufen wie an den anderen beiden.
»Was ist das für ein Geräusch ?«
»Sie bewerfen das Haus mit Steinen«, sagte Adari, die mit der dampfenden Schüssel zurückkehrte und sie auf den Tisch stellte. Zurücktretend riss sie die Vordertür weit auf und verfolgte, wie mehrere Geschenke der Gemeinschaft über die Schwelle polterten. Sie schlug die Tür rasch wieder zu. Unter der leeren Krippe fiel ihr ein gesprenkelter Stein ins Auge. Sie griff mit einem sehnigen, zerkratzten Arm danach. »Der ist hübsch«, meinte sie. »Nicht hier aus der Nähe.« Offenbar lockte sie Leute von überall hierher. Sie würde sich später ein wenig umschauen. Warum Streifzüge unternehmen, wenn man einen wütenden Mob hatte, der einen mit Gesteinsproben versorgte?
Adari kniete nieder und verstaute das Fundstück in ihrem Beutel, der bereits vor Steinen jeder Form und Farbe überquoll. Das Poltern über ihnen wurde lauter, und das jüngere Kind heulte. Eulyns große, dunkle Augen weiteten sich vor Entsetzen noch mehr. »Adari, hör nur!«, sagte sie. »Jetzt bewerfen sie das Dach!«
»Nein, das ist Donner.«
»Das ist ein Zeichen, das ist es! Die Himmelsgeborenen haben dich verlassen.«
»Nein, Mutter, das ist ein Zeichen dafür, dass sie mich beschützen «, versicherte Adari, die essend aufstand. »Wenn es regnet, kann die Meute unser Haus nicht in Brand stecken.«
Dass das geschah, war ohnehin eher unwahrscheinlich – die Witwe eines Neshtovari stand unter Schutz, sodass die Chance, bei einem Aufstand getötet zu werden, gering war. Allerdings war es ihnen nicht verboten, ihr das Leben schwer zu machen, und da ihre Sünde gegen die Neshtovar selbst gewesen war, würde keine Obrigkeit sie daran hindern. Tatsächlich waren kleine Demonstrationen wie diese gut für die öffentliche Ordnung.
Adari steckte den Kopf in den Hinterhof hinaus. Dort waren keine Steine, bloß der Uvak, der das tat, was er das ganze Jahr über getan hatte: jede Menge Platz wegnehmen und stinken. Die smaragdgrünen Reptilienaugen des Uvaks öffneten sich gerade lange genug, um ihr einen bösen Blick zuzuwerfen. Die ledrigen Schwingen der Kreatur regten sich, scharrten über die Seiten des Geheges. Der kühlende Regen machte dem Uvak nichts aus, doch der Lärm von der Straße hatte ihn in seinem majestätischen Schlaf gestört.
Reiterlose Uvaks waren allesamt träge und übellaunig, aber Nink hatte seinen Reiter nicht einmal gemocht, als er noch einen hatte. Er war das, was Adari am meisten verabscheute, aber er gehörte zum Haus. In gewisser Weise war dies sein Haus.
Wenn in den alten Zeiten ein Neshtovari – ein Uvak-Reiter – starb, hatte die Gemeinschaft die Familie des Verstorbenen ebenfalls getötet. Diese Gepflogenheit gehörte inzwischen der Vergangenheit an – vermutlich das einzige Mal, dass die Neshtovar zugelassen hatten, dass Pragmatismus Vorrang vor Tradition erhielt. Uvaks waren kostbar, temperamentvoll und ihren Reitern verbunden. Sie bei den Hinterbliebenen ihres toten Reiters unterzubringen sorgte häufig dafür, dass die Tiere normal genug blieben, um auf dem Brutmarkt weiterhin von Nutzen zu sein. Ganz zu schweigen davon, sinnierte Adari, was sie für die Fortpflanzung der Neshtovar selbst bedeuteten. Als der Tod seiner Angehörigen im Falle des eigenen Ablebens noch eine feste Größe gewesen war, hatte ein Reiter kein nennenswertes Sozialleben besessen. Seit sich das geändert hatte, waren Uvak-Reiter in der Keshiri-Gesellschaft hingegen heiß begehrte Partner.
Adari hatte sich Zhari Vaal nicht deshalb ausgesucht. Sie interessierte sich für Steine, und was deren Konversationsfähigkeit anging, war Zhari ihnen ebenbürtig gewesen. In neun Jahren hatte er ihr zwei beschränkte Kinder geschenkt – eine Umschreibung, die ihr weniger verunglimpfend als vielmehr mütterlich nachsichtig vorkam. Sie liebte sie durchaus, aber sie zeigten keinerlei Anzeichen dafür, dass sie in irgendeiner Form liebenswürdiger oder gescheiter waren, als es ihr Vater gewesen war. Reinrassige Torheit. Sie war eine Närrin gewesen, dass sie nicht weggelaufen war, und er, nun, er war Zhari Vaal. Der »tapfere junge Reiter, auf dem so viele Hoffnungen ruhten« – das war bei seiner
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