Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Anderwelt, Adari Vaal. Genau deshalb bist du hier. Du bist hier, weil du predigst …«
»Ich lehre!«
»… weil du deinen Anhängern diese Lügen über die Große Schlacht erzählst!«
»Anhänger? Das sind Schüler !« Sie suchte in der Menge nach bekannten Gesichtern. Ihre Schüler hatten sich gestern verdrückt, als die Sache hässlich geworden war, doch von einigen waren die Eltern zugegen. »Du, Ori Garran! Du hast deinen Sohn zu den Gelehrten geschickt, weil sich gezeigt hat, dass er für die Mühle nicht taugt! Und Wertram, du deine Tochter. Ihr alle hier in Tahv – glaubt ihr allen Ernstes, dass der Ort in ein Loch stürzen wird , weil ich mit euren Kindern über Steine gesprochen habe?«
»Das ist absolut denkbar!« Izri schnappte sich seinen Gehstock von der Stelle am Sockel, wo er lehnte, und schüttelte ihn. »Dieses Land war einst Teil der leibhaftigen Himmelsgeborenen. Glaubst du, sie hören dich nicht? Wenn der Boden bebt, wenn die Qualmer brennen – dann sind das ihre auf Kesh verweilenden Geister, die gemäß ihren Wünschen handeln! Gemäß ihren Wünschen, dass wir sie ehren und die Anderwelt verachten!«
Schon wieder diese Tirade. »Ich weiß, dass Ihr das denkt«, sagte Adari um einen gelassenen Tonfall bemüht. »Ich gebe überhaupt nicht vor zu wissen, was für Kräfte in der Welt wirken …«
»Das ist offenkundig!«
»… aber wenn unliebsame Worte die Welt zum Erzittern bringen, würde Kesh jedes Mal erbeben, wenn sich Eheleute streiten!« Sie atmete tief ein. »Gewiss haben sich die Himmelsgeborenen um wichtigere Angelegenheiten zu kümmern, als über unsere eigenen kleinen Meinungsverschiedenheiten zu wachen. Ich weiß, dass dem so ist.«
Schweigen. Adari schaute sich um. Dunkle Keshiri-Augen, die eben noch auf sie gerichtet gewesen waren, blickten jetzt zu Boden oder beiseite. Diesmal hatte sie einige von ihnen für sich gewonnen. Vielleicht nicht genug, damit sie ihre Arbeit behielt, aber genügend, dass sie weiterhin Steine sammeln …
Krakka-buuuumm!
Violette Gesichter wandten sich nach Westen, in Richtung der Cetajan-Berge. Dem westlichen Gebirgszug, der in den Ozean hinausragte, der als das Flammenmeer bekannt war, verdankte der Ort Tahv einige seiner schönsten Sonnenuntergänge. Jetzt jedoch drangen die Flammen aus dem Berggipfel selbst. Eine Säule feuriger Asche wogte von der Spitze in die Höhe.
Das ergab keinen Sinn. Adari half Izri auf die Beine. »Das … das ist ein Granitgipfel«, sagte sie über das verebbende Echo des Ausbruchs hinweg, »kein Vulkan!«
»Jetzt schon!«
2. Kapitel
Eigentlich war ein Stein ein simpler Gegenstand, doch ihr Großvater hatte ihr stets erklärt: »Durch die einfachen Dinge lernen wir die Welt kennen.« Adari hatte sich nie für all die Stunden geschämt, die sie damit zugebracht hatte, Bachläufe abzusuchen, oder dafür, dass sie sich mehr für die Bruchstücke eines zersplitterten Felsbrockens interessierte als für die ersten Worte ihrer Kinder. Sie brachte ihnen vieles bei – doch der Stein brachte ihr einiges bei.
Jetzt sah sie dank eines schlichten Steins mehr von der Welt als jemals zuvor – von hoch droben, während sie sich an Ninks breiten Hals klammerte. Das war eine ungewohnte Position für sie beide, die sie jedoch bereits den Großteil der Nacht und einen Teil des neuen Tages über innehatte. Ihr erster Uvak-Flug – und das keineswegs aus freien Stücken.
Sie fand, dass die Stunden nach der Explosion auf dem Berg gar nicht so schlimm gewesen waren. Die Zuschauer des Tribunals waren nach Hause geflohen. Sie hatte es ihnen gleichgetan, nachdem Dazh und seine Vasallen zusammen Fersengeld gegeben hatten, während sie über Zeichen und Omen stritten.
Am nächsten Morgen jedoch hatte sich die Stimmung im Ort verändert. Der weit entfernte Gipfel des Cetajan rauchte noch immer, doch inzwischen war klar, dass Tahv oder den Dörfern weiter die Wasserscheide hinunter dadurch keine Gefahr drohte. Es war für jedermann sicher, nach draußen zu gehen – raus zu Adaris Vorhof, um ihren Unmut ob ihrer ungläubigen Worte und der schwelenden Bedrohung am Horizont kundzutun, die sie damit heraufbeschworen hatte. Die Himmelsgeborenen hörten ihnen doch zu. Wenn die Keshiri Adari Vaal schon nicht zum Schweigen bringen konnten, würden sie zumindest dafür sorgen, dass ihre Stimmen lauter waren als die ihre.
Das war ihnen so gut gelungen, dass sich Adari veranlasst gesehen hatte, Eulyn und die Kinder fortzuschicken, um bei
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