Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
dachte sie und erhob sich. Zumindest sind das schon mal zwei Steine weniger, die sie werfen können. Sie nahm einen davon vom Sockel. »Ich habe … Die Gelehrten von Kesh haben Steine in jedem Teil dieses Kontinents gesammelt. Wir dokumentieren, was wir finden. Wir vergleichen. Dieser Felsbrocken stammt vom Fuß der Sessalspitze, an der Südküste.«
Die Menge murmelte. Jeder kannte die rauchende Erhebung, die am Rande der Zivilisation rumpelte und brodelte. Man musste schon verrückt sein, um dorthin auszuziehen und Steine zu sammeln!
»Die Sessalspitze hat dieses Gestein hervorgebracht, dank der Flammen, die in ihrem Innern lodern. Und diesen hier«, sagte Adari, als sie den anderen Felsbrocken zur Hand nahm, »fanden wir gleich hier, außerhalb des Ortes, im Flussbett begraben.« Die Steine waren identisch. »Nun, die Berge, die unser Plateau umringen, sind keine Qualmer – das, was wir Vulkane nennen –, zumindest nicht im Augenblick. Dass wir diesen Stein hier gefunden haben, deutet allerdings darauf hin, dass es vielleicht einst anders war. Tatsächlich wurde möglicherweise dieser ganze Kontinent von den Vulkanen geschaffen.«
»Ketzerin!«
»Ist meine Mutter hier?« Adari reckte den Hals und musterte die Menge. Jemand kicherte.
Izri nahm ihr die Steine ab und streifte am Rande der Zuschauer entlang. »Du behauptest, diese Steine kommen von … unten ?«, fragte er. Das grässliche Wort troff schier von seiner Zunge. »Und sie haben ganz Kesh erschaffen?«
»So war es damals, und so ist es heute noch. Die Qualmer bringen die ganze Zeit über neues Land hervor.«
»Aber du weißt doch ganz genau, dass Kesh von den Himmelsgeborenen erschaffen wurde«, sagte Izri, der seinen Gehstock in ihre Richtung stieß. »Nichts von Kesh kann erneuert werden!«
Natürlich wusste sie das. Das wusste jedes Kind. Die Himmelsgeborenen waren die erhabenen Wesen in der Höhe, das, was Gottheiten bei den Keshiri am nächsten kam. Nun, es gab noch etwas Greifbareres: Die Neshtovar, wie sich die selbst ernannten Söhne der Himmelsgeborenen nannten, könnten genauso gut selbst als Himmelsgeborene durchgehen, soweit es das Leben auf Kesh betraf. Die Glaubensstruktur der Keshiri war vertikal: Höhe bedeutete Macht. Die Erhöhten wurden verehrt. Izris Uvak-Reitertrupp war es gewesen, der Ewigkeiten zuvor von den stolzen Gipfeln am Rande des Meeres das Wissen um die große Schöpfungsschlacht nach unten getragen hatte. Die Himmelsgeborenen hatten auf riesigen Kristalluvaks reitend zwischen den Sternen gegen die Anderwelt gekämpft. Die Schlacht tobte äonenlang, und die Anderwelt konnte den Himmelsgeborenen einige Verluste beibringen, bevor sie besiegt wurde. Tropfen vom Blut der Himmelsgeborenen fielen auf die wogende schwarze See, um das Land zu formen, das schließlich das Volk der Keshiri hervorbrachte.
Adari fragte sich, wie wohl die Biologie eines riesigen, sandblütigen Wesens aussehen mochte – aber die Neshtovar hatten etwas, das dafürsprach: Karten, die Keshtah darstellten, den großen Kontinent, die allesamt aussahen, als hätten ihre Kinder etwas darauf verschüttet. Von einer Ansammlung von Plateaus breiteten sich lang gezogene, von Bergkämmen durchzogene Halbinseln in alle Richtungen aus, um gewaltige, häufig unpassierbare Küstenlinien und so viele Fjorde zu erschaffen, dass die Keshiri für alle Zeiten genügend zu fischen hatten. Weiter die vielen Flüsse zu den Plateaus hinauf, profitierten die Bauern noch mehr von der fruchtbaren Erde. Das Volk der Keshiri war gleichermaßen zahlreich wie gut genährt.
Was die Anderwelt betraf, so fand Adari, dass die Neshtovar über die Maßen gleichgültig waren. »Frevel gegen die Himmelsgeborenen« bedeutete Tod, Krankheit, Feuer, Rebellion – in keiner bestimmten Reihenfolge –, sofern die Bestrafung nicht in Form dessen, was dem Geschichtenerzähler gerade am besten in den Kram passte, sterbliche Gestalt annahm. Die Anderwelt kam »von unten«, ein weiteres Element der Botschaft des vertikalen Glaubens, und mehr gab es dazu nicht zu sagen. Angesichts der Ergebenheit der Ältesten gegenüber den Himmelsgeborenen war Adari überrascht, dass sie die oder das, was die Anderwelt war, nicht vernichtet hatten. Doch andererseits: Hätten sie das getan, hätten sie sich mit Sicherheit einen besseren Namen dafür einfallen lassen.
Das hinderte Izri allerdings nicht daran, den Begriff wiederholt zu benutzen, als er sie ins Gebet nahm. »Deine Worte glorifizieren die
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