Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Totenwache gesagt worden –, hatte Nink einmal zu viel misshandelt. Eines schönes Morgens war das Tier mit Zhari weit übers Meer hinausgeflogen und hatte ihn kurzerhand abgeworfen. Adari war sich sicher, einen Anflug von Zufriedenheit in den hellgrünen Augen der Kreatur gesehen zu haben, als Nink nach Hause zurückgekehrt war. Sie war vorher nie mit Nink klargekommen, doch zumindest zollte sie ihm jetzt einen gewissen Respekt. Was Zhari betraf, hatte der Uvak mehr Vernunft bewiesen als sie selbst.
Sie wusste, dass das Ganze nicht im Geringsten ihre Schuld gewesen war. Sie und Zhari waren bloß zusammengekommen, weil Eulyn jahrelang dafür geworben hatte, bemüht, die künftige Stellung ihrer Familie zu sichern. Nur Männer wurden Reiter, aber das Eigentum eines Keshiri vererbte sich in der mütterlichen Linie. Jetzt besaßen Adari und ihre Mutter den Uvak und das stabile Haus aus Vossoborke, während ihre Nachbarn noch immer in Hütten aus zusammengezurrten Hejarbotrieben hausten. Eulyn war begeistert – und Adari war es nur recht, dass sich Eulyn auch um die Kinder kümmerte. Adari hatte ihre Pflicht getan: Den Keshiri war eine weitere Generation geschenkt worden. Jetzt konnte sie sich auf etwas Wichtigeres konzentrieren – wenn sie sie ließen.
»Ich muss zurück«, sagte sie und hob ihren Jüngsten hoch, um ihn davon abzuhalten, den Esstisch völlig zu zerstören. Die Nachmittagsanhörung war lange vorüber, und eine noch nie da gewesene abendliche Sitzung wartete.
»Ich wusste, dass es irgendwann so weit kommen würde«, sagte Eulyn, und ihr Blick bohrte sich in den Rücken ihrer Tochter. »Ich habe immer gesagt, dass es dir nichts Gutes bringen würde, die ganze Zeit im Dreck herumzubuddeln. Und sich dann noch mit den Neshtovar anzulegen! Warum musst du nur immer unbedingt recht haben?«
»Ich weiß es nicht, Mutter. Aber damit werde ich wohl leben müssen«, erwiderte Adari, die Eulyn das tropfnasse Kleinkind reichte. Auf ihrer Tunika blieb ein verschmierter Abdruck zurück – doch sie hatte keine Zeit, um sich umzuziehen. »Versuch, Tona und Finn dazu zu bringen, heute Nacht tatsächlich einmal zu schlafen. Ich bin nachher wieder da.«
Sie öffnete vorsichtig die Tür und musste feststellen, dass der Regen die Menge verscheucht hatte. Auf Kesh hatte Bequemlichkeit Vorrang vor Glaube und Überzeugung. Die Steine waren allerdings noch da, Dutzende kleiner Meinungsäußerungen, die überall auf der Treppe verstreut lagen. Welch Ironie … Wenn die Anhörungen noch länger dauerten, würde sie in dieser Jahreszeit keine Feldstudien mehr betreiben müssen – alles, was sie dazu brauchte, würde dann vor ihrer Türschwelle liegen. Vielleicht sollte sie die Himmelsgeborenen jedes Jahr erzürnen.
»Wir sprachen zuletzt über die Flammensteine«, erinnerte Adari den Obersten der Neshtovar.
» Du hast darüber gesprochen«, sagte Izri Dazh. »Ich lehne diesen Begriff rundheraus ab.« Der betagte Reiter und Hohe Rat humpelte am Rande des Ewigen Kreises entlang, eines Platzes, auf dem eine hoch aufragende Säule als riesige Sonnenuhr diente. Adari schaute sich um. Ein weiterer prächtiger Abend an einem Ort, wo es sonst nichts anderes gab. Im Landesinneren war es jeden Tag das Gleiche: ein kurzer, heftiger Nachmittagsschauer, gefolgt von einer kühlen Brise, die die ganze Nacht über nicht verebbte. Allerdings hatte die Hälfte des Dorfes richtiger Unterhaltung entsagt, um zuzusehen, wie ein kahlköpfiger, bleicher Mann einer jungen Frau eine Moralpredigt hielt. »Es gibt keine Flammensteine«, sagte er mit einem Wink zu zwei karmesinroten Felsbrocken auf einem Sockel neben der Mittelsäule. »Ich sehe hier lediglich ganz normale Steine von Kesh vor mir, wie man sie auf jedem Hügel findet.«
Adari hustete.
»Hast du etwas zu sagen?«
»Das sollte ich wohl besser nicht tun.« Adari sah von ihrem Platz auf der sandigen Lichtung auf – und ließ den Blick dann über das finster dreinschauende Publikum schweifen. Was hätte das auch für einen Sinn gehabt? Niemand würde ihr zuhören. Damit würde sie alles bloß noch schlimmer machen …
Sie warf Izri einen neuerlichen Blick zu. Diesem lavendelfarbenen Geist von einem Mann, der Zhari gepriesen hatte. Was wusste er schon darüber, wie das Leben wirklich war? Welches Recht hatten die Neshtovar, irgendwem sagen zu wollen, was sie zu denken hatten, bloß, um ein paar faule Tiere dazu zu bewegen, sie hin und wieder auf sich reiten zu lassen?
Na schön ,
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