Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
gegangen waren. Die Straßen, auf denen es für gewöhnlich selbst zu dieser Stunde nur so vor Nachtschwärmern wimmelte, waren beunruhigend still. Er sah bloß einen einzigen Angehörigen der Neshtovar, einen Mann in mittleren Jahren, der an der Kreuzung Wache stand. Schon vor Jahren seines Uvaks beraubt, wirkte die Gestalt gelangweilt.
Tilden nickte dem Wachmann zu und betrat einen Platz in der Nähe eines der vielen Aquädukte im Ort. In langen Bögen ergossen sich Schleier frischen Bergwassers aus breiten Rinnen, eine willkommene Abkühlung in dieser heißen Nacht. Als Tilden eine der Wände aus Wasser erreichte, legte er das Gewand an, das er bei sich trug, schlug die Kapuze hoch und trat in den Sturzbach – oder besser: durch ihn hindurch.
Tilden ging tropfnass den dunklen Tunnel entlang, der tief ins Innere der Steinkonstruktion führte. Er folgte gedämpften Stimmen bis zum Ende des Gangs. Hier gab es kein Licht – Leben jedoch schon. Beim Näherkommen vernahm er gequältes Gerede: Die schrecklichen Nachrichten aus dem Süden machten zusehends die Runde. Vermutlich würde von den abergläubischen Keshiri erwartet werden, dass sie das Entsetzliche schweigend hinnahmen, sagte eine Stimme aus den Schatten. Wie stets würden die Sith den Destruktoren die Schuld für das Massensterben geben.
»Es ist vollbracht«, sagte Tilden in die Dunkelheit hinein. »Seelah hat den Himmelsgeborenen die Siebenundfünfzig vom Hals geschafft. Von denen, die nicht wie sie sind, ist bloß noch der Bucklige, Gloyd, übrig.«
»Und Seelah hegt keinen Verdacht gegen dich?«, entgegnete eine rauchige Frauenstimme aus der Schwärze. »Sie hat nicht deine Gedanken gelesen ?«
»Sie denkt nicht, dass ich dessen würdig bin. Und ich spreche die ganze Zeit bloß über die alten Legenden. Sie hält mich für einen Narren.«
»Sie kann unsere großen Gelehrten nicht von unseren Narren unterscheiden«, sagte ein Mann.
»Das kann keiner von ihnen«, ertönte eine andere Stimme. »Gut. Belassen wir es dabei. Seelah hat uns damit einen Gefallen getan, dass sie ihre Zahl reduziert hat. Womöglich ist sie uns noch weiter von Nutzen.« Ein blendend greller Blitz durchzuckte die Finsternis, als ein alter Keshiri eine Laterne entfachte. Mehrere Keshiri waren hier versammelt, drängten sich an dem beengten Ort – und ihre Aufmerksamkeit galt nicht Tilden, sondern der Gestalt, die nun hinter ihm aus dem Schatten trat. Tilden drehte sich um und sah sich der Frau gegenüber, die als Erstes das Wort an ihn gerichtet hatte.
»Bleib stark, Tilden Kaah. Mit deiner Hilfe – und mit der Hilfe aller, die sich hier zusammengefunden haben – werden die Keshiri die Sache zu Ende bringen.« Zorn loderte in Adari Vaals Augen. »Ich habe diese Plage über uns gebracht, und ich werde ihr auch ein Ende bereiten .«
Die Retterin
(SAVIOR)
1. Kapitel
4975 VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
»Kinder von Kesh, eure Beschützer, die Protektoren, sind zu euch zurückgekehrt. Ein weiteres Mal! «
Korsin wartete darauf, dass das Getöse der Menge verstummte. Das geschah nicht. Captain Yaru Korsin, der Großlord des Stammes der Sith auf Kesh, stand auf einer Marmorplattform und ließ den Blick über die wogende See ekstatischer lila Gesichter schweifen. Hinter ihm ragten die Säulen und Kuppeln seines neuen Zuhauses empor. Einst ein Eingeborenendorf, war Tahv nun die Hauptstadt der Sith.
Die Gebäude waren in aller Eile eigens für diesen Tag an der Stätte des alten Ewigen Kreises errichtet worden, exakt ein Vierteljahrhundert in Standardjahren nach der Ankunft der Sith auf Kesh. Korsin war entschlossen gewesen, dafür zu sorgen, dass dieser Jahrestag es wert war, gefeiert zu werden, anstatt ihn zu beklagen. Mit der heutigen Einweihung brachte Korsin die Absicht seines Volkes zum Ausdruck, für alle Zeiten unter den Keshiri zu leben.
Jetzt, Jahre nach dem Absturz, war offensichtlich, dass sie nichts mehr tun konnten, um die Omen zu reparieren. Somit gab es keinen Grund dafür, weiterhin in ihrem pathetischen Tempel an der Absturzstelle zu leben, wenn weiter unten solche Schönheit existierte. Korsin ließ den Blick gen Himmel schweifen, in Richtung des wolkenverhangenen Gipfels am westlichen Horizont. Dort befand sich ein kleines Team aus Sith- und Keshiri-Arbeitern, die oben auf dem Berg die letzten Dinge erledigten, die es dort noch zu erledigen gab. Sicher in ihrem Schrein versiegelt, würde die Omen da sein, falls sie sie brauchten.
Doch Korsin wusste, dass es
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