Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
anderen Menschen dazu zwingen konnte, den Gedanken daran aufzugeben, sich auf dieser Welt dauerhaft niederzulassen – und sich stattdessen wieder ganz darauf zu konzentrieren, Kesh zu verlassen.
Und jetzt hatte jede Stadt, die Angehörige der Siebenundfünfzig am Vortag aufgesucht hatten, dasselbe Schicksal ereilt wie Tetsubal.
Korsin wirbelte herum und schmetterte den Kommandosessel gegen eine Marmorsäule. Dazu griff er nicht auf die Macht zurück – das war überhaupt nicht nötig. »Warum sollten sie das tun?« Er packte Seelah. »Warum sollten sie das tun, wenn es doch so offensichtlich ist, dass ich das Ganze zu ihnen zurückverfolgen würde? Wie dämlich – wie verzweifelt müssten sie dafür sein?«
»Ja«, entgegnete Seelah, die ihn umschlang. »Wie verzweifelt müssten sie dafür sein?«
Korsin blickte in die Sonne, die jetzt auf den Berg herniederbrannte. Er ließ sie los und sah in die Gesichter seiner anderen Ratgeber, die alle erstaunt darauf warteten, was er jetzt tun würde. »Holt all die anderen her«, verkündete er. »Sagt ihnen, es ist so weit.«
4. Kapitel
Seelah hatte bereits beschlossen, Ludo Kressh zu entkommen, bevor er ihre Familie exekutierte. Der Grund dafür war trivial. Er hatte sich bei einem Kampf den Knöchel verletzt, und es war ihr nicht gelungen, die Infektion zu stoppen. In der ersten Nacht hatte er ihren Vater umgebracht, und danach waren seine Druckmittel, um sie unter Kontrolle zu halten, beträchtlich schwächer gewesen als zuvor. Einige Tage später bot sich Seelah die Chance zu fliehen, als einer von Sadows Bergarbeitertrupps auf Rhelg Halt machte, um aufzutanken. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie ohnehin keine Angehörigen mehr.
Devore Korsin hatte ihr die Möglichkeit zur Flucht geboten. Sie sah zwar die Unreife und Leichtsinnigkeit in ihm, jedoch ebenso etwas, mit dem sie arbeiten konnte. Auch er stemmte sich gegen die unsichtbaren Ketten, die seine Ambitionen beschränkten. Er konnte ihr Verbündeter sein, und in Sadows Diensten konnten sich die Dinge endlich entwickeln – zumindest, solange Devore es nicht vermasselte. Und falls er es doch tat, gab es immer noch ihren Sohn …
In der Nacht leuchteten auf dem Berg Lichtschwerter auf – jedoch nicht auf dem Hauptplatz. Seelah spazierte gelassen die verdunkelte Kolonnade entlang, die jetzt mit weiteren Dekorationen verziert war: mit den tentakelbewehrten Köpfen der Siebenundfünfzig, in regelmäßigen Abständen auf Pfählen aufgespießt.
Da war der junge Wachmann vom Turm, in die Enge getrieben und getötet. Er hatte seinen Posten niemals verlassen. Rechts davon war Hestus, der Übersetzer. Daran, ihn zur Strecke zu bringen, war Seelah persönlich beteiligt gewesen. Korsin hatte gesagt, dass sie am Morgen zu Hestus zurückkehren würden, um ihm die kybernetischen Implantate zu entnehmen. Möglicherweise war etwas dabei, das sie gebrauchen konnten.
Jetzt konnte sie Korsin und seine Hauptleute jenseits der Außenmauer wahrnehmen, wo sie die Übrigen neben dem Felshang, an dem die Omen beinahe ihr Ende gefunden hätte, zu einem letzten Gefecht trieben. Sie würden keinen Zentimeter nachgeben, und sie konnte sehen, wie Korsin jeden, der sich ergab, über die Klippe schleuderte.
Nun, darin hat er ja Erfahrung.
Das Steinsilo des Stallmeisters ragte vor ihr auf. Von diesem zentralen Knotenpunkt aus, wo Keshiri-Diener die stinkenden Viecher wuschen, erstreckten sich Uvak-Pferche in alle Richtungen. Als sie die runde Kammer betrat, stellte sie fest, dass die Keshiri heute Nacht nicht zugegen waren. In der Mitte, bloß von einer Wache in den Schatten beaufsichtigt, hing der schlaffe, aber noch atmende Leib von Ravilan. Kräftige Seile aus von Keshiri gewobenen Fasern spannten seine gespreizten Arme zwischen Deckenleisten hoch oben auf beiden Seiten des Bauwerks. Eigentlich war die Konstruktion dazu gedacht, Uvaks daran zu hindern, sich aus dem Staub zu machen, während sie gewaschen wurden. Jetzt erfüllte sie denselben Zweck bei Ravilan, dessen Füße nur Zentimeter über dem Boden baumelten. Seelah wich zurück, als aus Rinnen oben am Turm Wasser in die Tiefe rauschte, um den Gefangenen fast zu ertränken.
Nach einer Minute verebbte der Sturzbach, doch es dauerte noch etwas länger, bis der erschöpfte Ravilan seine Besucherin schließlich bemerkte. »Sie sind alle tot«, stieß er würgend hervor. »Richtig?«
»Sie sind alle tot«, bestätigte sie und trat in sein Blickfeld. »Du bist der Letzte.«
Ravilan war
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