Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
frühzeitig gefangen genommen worden. Sein kaputtes Bein hatte ihn ein für alle Mal im Stich gelassen. Er schüttelte den Kopf. »Wir haben es bloß einmal gemacht«, sagte er, seine Stimme ein raues Krächzen. »In Tetsubal. Was mit diesen anderen Städten passiert ist … das weiß ich nicht. Wir hatten nie die Absicht …«
» Ich schon«, sagte Seelah.
Sobald sie Ravilans List in Tetsubal durchschaut gehabt hatte, war es überraschend einfach gewesen. Der kritische Faktor war die Zeit gewesen. Sie war in der Nacht in die Bergzuflucht zurückgekehrt und hatte ihre vertrauenswürdigen Diener aus dem Spital zu sich bestellt. Kurz nach Mitternacht waren ihre Lakaien in der Luft, um ihre Flugkreaturen zu den Seeorten im Süden zu treiben, die Ravilans Leute Korsins Anweisungen zufolge am Vortag besucht hatten. In ihrem Spital befand sich der einzige andere Vorrat an Cyansilikat, der den Absturz überstanden hatte. Jetzt befand sich das Zeug in den Brunnen und Aquädukten der Seeorte – und in den Leibern toter Keshiri. Die Zeit war der entscheidende Faktor gewesen – doch sie hatte Hilfe dabei gehabt, alles zu koordinieren.
» D -du hast das getan?« Ravilan hustete und brachte ein schwaches Glucksen zustande. »Ich schätze, das ist das erste Mal, dass dir eine meiner Ideen zugesagt hat.«
»Es hat seinen Zweck erfüllt.«
Ravilans zerknittertes Grinsen verschwand. »Welchen Zweck? Völkermord? «
»Ach, jetzt scherst du dich auf einmal um die Keshiri?«
»Du weißt, was ich meine!« Ravilan stemmte sich gegen seine Fesseln. »Mein Volk!«
Seelah rollte mit den Augen. »Hier geschieht nichts, das im Imperium letzten Endes nicht auch passiert wäre. Du weißt, wie die Dinge dort gehandhabt wurden. Welcher Fraktion hast du überhaupt angehört?«
»Naga Sadow würde das hier nicht gutheißen«, rasselte Ravilan. »Sadow schätzte Macht, wenn er sie sah. Er schätzte das Alte und das Neue. Er schätzte uns …«
Sie nickte dem Wachmann zu – und ein weiterer erdrückender Wasserschwall krachte auf Ravilan herab.
Diesmal dauerte es länger, bis er sich davon erholt hatte. »Es hätte funktionieren können«, würgte er. » Wir hätten funktionieren können … zusammen, so wie die Sith und die gefallenen Jedi früherer Tage. Wenn doch nur unsere Kinder – meine Kinder – überlebt hätten …« Ravilan schaute auf. Wasser strömte von seinem eingefallenen Gesicht. »Du!«
Seelah richtete ihren Blick stumm auf die noch immer tropfenden Rinnen nahe der Decke hoch über ihnen.
»Du!« , wiederholte er lauter. »Du hast die Krippe geleitet. Du und deine Leute.« Sein Gesicht verzerrte sich zu einem gequälten Schrei. Das Schicksal seines Volkes war schon vor langer Zeit besiegelt worden. »Was hast du getan? Was hast du uns angetan? «
»Nichts, was ihr am Ende nicht auch uns angetan hättet.« Sie trat auf die Schatten nahe des Wachmanns zu. »Wir sind nicht mehr die Sith, die du kanntest. Wir sind jetzt etwas Neues. Wir haben jetzt die Chance, es richtig zu machen. Wir sind ein neuer Stamm .«
»Kinder … Säuglinge!« Ravilan stöhnte, am Ende seiner Kraft. »Was … was für eine Mutter bist du nur?«
»Die Mutter eines Kindes«, sagte sie und schaute zu der Wache im Schatten hinüber. »Komm jetzt her, mein Sohn.«
Der Wachmann trat vor – und Ravilan erkannte die animalische Gestalt von Jariad Korsin, mit dem wildäugigen Antlitz seines Vaters unter dem kohlrabenschwarzen Haar. Der Jugendliche stürzte sich auf den Gefangenen und schwang ohne Reue eine gezackte Vibroklinge. Anschließend zückte er sein Lichtschwert und streckte Ravilan mit einem gewaltigen blutroten Schwall nieder.
»Heute hast du die Welt verändert«, sagte Seelah, die dicht an ihren Sohn und Komplizen herantrat. Er hatte eine entscheidende Rolle dabei gespielt, den Schachzug von letzter Nacht zu koordinieren, indem er dafür gesorgt hatte, dass ihre Helfer dort hingelangten, wohin sie mussten. So war es nur richtig, dass er an diesem Augenblick Anteil hatte.
Keuchend schaute der Junge auf sein Opfer hinunter. »Er war nicht der, den ich töten will.«
»Hab Geduld«, sagte Seelah und strich ihrem Sohn übers Haar. »So, wie ich es hatte.«
Tilden Kaah marschierte schweigend die dunklen Wege von Tahv entlang, die erst kürzlich mit Stein gepflastert worden waren. Die Sith hatten die anderen Keshiri-Diener bereits früh am Morgen entlassen, als die Aufregung um sich zu greifen begann. Er war einer der Letzten gewesen, die
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