Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
nicht dazu kommen würde. Das Ganze war bloß eine Scharade. Niemand würde kommen, um sie zu retten. Das war ihm bereits in dem Moment klar gewesen, als er das geschmolzene Innenleben des Transmitters gesehen hatte. Der Planet Kesh lag mitten im Nirgendwo, abseits von allem, andernfalls hätte Naga Sadow sie mittlerweile längst gefunden. Sie – und seine kostbaren Lignan-Kristalle.
Er fragte sich, was wohl aus Captain Saes und der Herold geworden war? Hatten sie die Kollision überlebt, die die Omen vom Kurs abgebracht hatte? Hatten die gefallenen Jedi den Ruhm erlangt, der nach dem Sieg bei Primus Goluud eigentlich den Sith hätte zuteilwerden sollen? Oder hatte Naga Sadow ihn für seine Inkompetenz niedergemetzelt?
Lebt Sadow überhaupt noch?
Korsin wusste, dass es müßig war, sich darüber Gedanken zu machen. Doch er musste diese Fragen in seinem Volk lebendig halten, solange sich auch nur einer von ihnen daran erinnerte, woher sie kamen. Das verlangte die Stabilität.
Dazu war ein eleganter Balanceakt nötig gewesen. Sith, die sich mit einer Zukunft abfinden mussten, die sich ausschließlich auf Kesh abspielte, würden für alle Zeiten um ihren Stand kämpfen – was noch mehr Tage wie jenen vor vielen Jahren bedeutete, als er sich mit Devore duelliert hatte. Er musterte die Sith, die in Habachtstellung zu beiden Seiten der breiten Treppe standen, die von der Plattform hinunterführte. So viele Leute, so viele Ambitionen, die es im Zaum zu halten galt. Das war der Grund dafür, warum Korsin sie in dem Glauben gelassen hatte, er habe damals tatsächlich das Notsignal aktiviert, bevor es ausgefallen war. Die Aussicht darauf, von hier zu verschwinden, besaß die Kraft, sie zu einen – ebenso wie das Gespenst der Ankunft einer strafenden überlegenen Macht.
Gleichzeitig jedoch musste er sicherstellen, dass ihre erhoffte Flucht stets erst nach ihrer wahren Aufgabe kam, nämlich, Kesh als Sith-Welt neu zu gestalten. Das, was Ravilans Leuten widerfahren war, lag teilweise an Korsins Versagen, das angemessen zu bewerkstelligen, auch wenn ihn die Folgen seines Handelns nicht kümmerten. Im Gegensatz zu seiner Gemahlin hatte er nichts gegen die rothäutigen Sith gehabt, aber Splittergruppen bedrohten nun einmal die Ordnung. Ein einheitliches Sith-Volk war leichter zu beherrschen.
Seine Gemahlin. Seelah zu heiraten war ein weiterer Versuch gewesen, für Stabilität zu sorgen, eine Brücke zwischen der Besatzung der Omen und den Bergarbeitern zu schlagen, die als Passagiere an Bord gewesen waren. Dort war sie, gegenüber auf dem Podium, und begrüßte die Würdenträger, die die Keshiri mit seiner Erlaubnis haben durften. Das heißt, sie begrüßte sie, ohne tatsächlich einen von ihnen zu berühren . Korsin selbst rührte sie ebenfalls nicht mehr an. Es war eine Schande: Jetzt war sie wunderschön; rostbraunes Haar, das in Löckchen über makellos dunkle Haut fiel. Er vermochte nicht zu sagen, welche dunklen Zauberkünste ihr Expertenteam gewirkt hatte, aber sie sah kaum einen Tag älter aus als fünfunddreißig.
Dieser Schachzug war ihre Idee gewesen. Sie hasste die Sterilität der Bergzuflucht. Ihr neues Zuhause war wärmer, sowohl im Hinblick auf die Temperatur als auch, was das Aussehen betraf. Die Kunsthandwerker der Keshiri und die Sith-Konstrukteure hatten viel voneinander gelernt. Es gab Stein, ja, aber dornige Dalsablumen zierten die Außenmauern. Hier und dort lagen Gärten neben gurgelnden, von Aquädukten gespeisten Teichen. Es war ein Ort zum Leben.
Nicht alle Keshiri-Städte waren Orte zum Leben gewesen, sinnierte Korsin, als er die vorbeihumpelnden Ältesten begrüßte. Er hätte die Einheimischen schon vor Jahren komplett verlieren können. Das Massensterben in den Seeorten war wirkungsvoll dem mangelnden Glauben der Bewohner an die Göttlichkeit des Stammes zugeschrieben worden. Für die Zweifler hatten die Sith sogar eigens ein Schauspiel inszeniert: Ein bekannter Keshiri-Andersgläubiger wurde dazu gezwungen, in den Ewigen Kreis zu trotten und gegen die »sogenannten Protektoren« zu hetzen, bloß um – scheinbar an seinen eigenen Worten erstickt – zu Boden zu stürzen. Korsin selbst gelang es, angesichts dessen gleichermaßen wohlwollend wie bestürzt zu wirken – aber die Botschaft war klar. Auf die Ungehorsamen warteten Seuche und Pestilenz.
Gloyd hatte sich dieses kleine Spektakel ausgedacht. Der gute, alte Gloyd. Mittlerweile mehr alt als gut. Der gestrenge Houk stand mit gezücktem
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