Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
gekehrt. Ihm war keine andere Wahl geblieben. Er zog es vor, nicht ohne das Kommunikationssystem mit dem Sternenjäger zu starten, und das wieder einzubauen würde eine Woche dauern. Als Erstes Ori zu erwischen war zumindest einen Versuch wert. Allerdings verfluchte er sich jetzt dafür, die Spuren nicht genauer in Augenschein genommen zu haben. Ja, jemand war im Schuppen gewesen, hatte ihren Uvak getötet und den Sternenjäger freigelegt. Wer im Einzelnen dafür verantwortlich zeichnete, war jedoch nicht klar. Ja, Ori war verschwunden, und ihre Fußspuren führten den Pfad hinauf, weg von der Farm. Allerdings waren in letzter Zeit auch noch andere Leute auf Uvaks da gewesen und wieder davongeflogen. Nur hochrangige Sith ritten auf Uvaks – doch die sollten Ori, die sie jetzt als Sklavin betrachteten, eigentlich allesamt feindlich gesinnt sein. Hatte sich daran etwas geändert? Jedenfalls war sie nicht mit ihnen zusammen aufgebrochen.
Er war davon überzeugt, dass der Stamm bislang noch nichts von seinem Geheimnis wusste. Hätten die Uvak-Reiter der Sith sein Schiff entdeckt, hätten sie jemanden zurückgelassen, um es zu sichern. Damit blieb bloß noch Ori übrig. Als er gestern oben im Dschungel gewesen war, hatte er durch die Macht einen tiefgreifenden Stich des Verrats von ihr gespürt. Er hatte gesehen, welche Verwüstungen sie auf seiner winzigen Farm angerichtet hatte. Und jetzt war sie unterwegs in die Hauptstadt, mit Wissen, das das Potenzial besaß, für Verwüstungen von galaktischem Ausmaß zu sorgen.
So musste es sein. Zwar verlor Oris Spur sich noch vor der Weggabelung, doch Jelph war nach wie vor sicher, dass sie nach Tahv wollte. Im Osten gab es nichts als Dschungel, und in den verwaisten Ortschaften an den Ragnos-Seen flussabwärts war niemand, dem sie es hätte verraten können. Da die Monsunregen den Marisota vielerorts über die Ufer hatten treten lassen, waren die Wege zu den wenigen Orten weiter südlich derzeit unpassierbar. Damit blieb bloß noch die Hauptstadt übrig, ein Ort, den er noch nie besucht hatte. Das Zentrum des Bösen auf Kesh, die Heimstatt von Großlady Lillia Venn und ihrem ganzen verkommenen Stamm.
Er schaute aus dem Fenster zu den jetzt zweckfreien Stadtmauern hinüber. Wo mochte Ori wohl sein? Wohin würde sie gehen?
»Du siehst nicht sonderlich glücklich aus, mein Freund.« Der besorgte alte Keshiri räumte die leere Schüssel ab. »Ich versuche stets, etwas dazuhaben, das ich den Armen servieren kann. Tut mir leid, dass es nicht mehr ist.«
»Das ist es nicht«, sagte Jelph, aus seinen Grübeleien gerissen.
»Ah, die Frau.« Der alte Mann kehrte hinter den Tresen zurück. »Ich bin vielleicht keiner von deiner Art, junger Mensch, aber ich kann dir etwas Universelles verraten, etwas Allgemeingültiges: Wenn du eine Frau in dein Leben lässt, kann alles passieren.«
Jelph ging zur Tür hinüber, drehte sich noch einmal um und verneigte sich. »Genau davor habe ich Angst.«
Die letzten Besucher verließen den Zoo. So hatte Ori diesen Ort stets genannt, auch wenn die wahre Bezeichnung dafür um einiges komplexer war. Ursprünglich war dieser Park zu Ehren von Nida Korsin und ihrer Himmelsgeborenen-Garde angelegt worden. Anschließend hatte er außerdem die Namen von zwei oder drei anderen Großlords getragen, auch wenn Ori das nicht für eine sonderlich große Ehre hielt. Einst hatte es in dem Park wilde Tiere gegeben, die letzten Exemplare einiger von Keshs Raubtierspezies. Allerdings hatten die Sith die Tiere längst herausgeholt und zum Zeitvertreib getötet.
Jetzt diente die Anlage als öffentliches Quartier für die Uvaks, die beim Spießreiten zum Einsatz kamen – jedenfalls für die wenigen Uvaks, die ihre Runden in dieser brutalen Sportart überlebten. Sith-Bürger und Keshiri gleichermaßen kamen hierher, um die mächtigen Tiere zu bestaunen, die hier versorgt und für ihre Zweikämpfe in der nahe gelegenen Korsinata vorbereitet wurden.
In letzter Zeit jedoch kamen die Besucher, um sich etwas anderes anzusehen. Oder vielmehr: jemanden.
Ori fand ihre Mutter dort, wo sie es erwartet hatte – beim Ausmisten der Uvak-Ställe. Jelph hatte absolut recht gehabt: Großlady Venn hatte Candra Kitais Entmachtung zu einem öffentlichen Spektakel gemacht. Unter den wachsamen Blicken der kräftigen Nachtwache setzte die abgesetzte Hochlady die Arbeit fort, die sie zur Belustigung der Passanten schon den ganzen Tag lang machte. Candra, die noch immer ihr – jetzt
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