Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
zugebracht hatte, waren die längste Zeit, die er seit Ewigkeiten an einem einzigen Ort gelebt hatte. Jelph hatte Glück gehabt, das verlassene Landgut gefunden zu haben, und das nur wenige Tage, nachdem er mit seinem Sternenjäger im Dschungelhochland abgestürzt war und der Hunger ihn all seinen Mut zusammennehmen ließ, um auf Erkundungstour zu gehen. Die ursprünglichen Bewohner waren schon vor langer Zeit verschwunden, vermutlich von den Geschichten verscheucht, dass der Marisota verflucht sei. Jelph, der die dunkle Seite der Macht überall um sich herum spürte, war gewillt gewesen, ihnen diesbezüglich zuzustimmen – bis er sich nach Norden gewagt und erkannt hatte, dass in Wahrheit sogar der ganze Planet verflucht war. Kesh gehörte den Sith.
Jelph hatte sein gesamtes Erwachsenenleben der Aufgabe gewidmet zu verhindern, dass die Sith in die Galaxis zurückkehrten. Der Krieg der Jedi gegen Exar Kun hatte Toprawa verwüstet. Jelph war in eine Welt hineingeboren worden, die bereits jegliche Hoffnung verloren gehabt hatte. Vaterlos, wie er war, hörte er von seiner Mutter bloß Horrorgeschichten über die Sith-Besatzung. Als seine Mutter eines Morgens einfach verschwand und niemals zurückkehrte, hätte der junge Jelph die Hoffnung vielleicht ebenfalls aufgegeben – wenn ebendiese Hoffnung nicht ausgerechnet in Gestalt von Jedi-Spähern zu ihm gekommen wäre. Die Frau, die sie ihm vorgestellt hatten, sollte ihm das Leben retten.
Auch Krynda Draay hatte jemanden auf Toprawa verloren – ihren Jedi-Gemahl –, und sie hatte einen Geheimbund ins Leben gerufen, eine Vereinigung von Jedi-Rittern, die bereit waren, alles zu tun, um die Rückkehr der Sith zu verhindern. Ihre wachsamen Seher wurden von den Schatten unterstützt – von Agenten, die ihrem Sohn dienten, ebenfalls ein Jedi mit großen Visionen. Meister Lucien hatte irgendwie jeden Eintrag über Jelph aus dem Jedi-Archiv gelöscht, um dem jungen Mann absolute und vollkommene Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Jahrelang war Jelph der perfekte Geheimagent gewesen. Um Nachforschungen über potenzielle Sith-Bedrohungen anzustellen, hatte er den Äußeren Rand bereist, während der wahre Jedi-Orden mit weniger bedeutsamen Dingen beschäftigt gewesen war. Er war mit seinem Erfolg zufrieden gewesen …
… bis sich frühzeitig im Krieg der Republik mit den gepanzerten Mandalorianern alles verändert hatte. Jelph erfuhr nie genau, was passiert war, abgesehen davon, dass irgendeine Unstimmigkeit den Bund gespalten hatte, mit der Folge, dass sie unter anderem auch seine eigene Existenz preisgegeben hatten. Jelph, der von den Jedi fortan als Geächteter angesehen wurde, stellte fest, dass Flucht seine einzige Option war. Was für eine Ironie: Indem er Kesh zu seiner Zuflucht erkoren hatte, hatte er genau das gefunden, das auszurotten er geschworen hatte!
Jelph beendete sein Mahl und rieb sich die Augen. Bis jetzt hatte er alles richtig gemacht. Nach einem Leben als Schatten war es nicht schwierig gewesen, sich vor den Sith von Kesh zu verbergen. Er wusste, wie er seine Präsenz in der Macht verbergen konnte, und die Existenz einer Klasse menschlicher Niemande machte es ihm leicht unterzutauchen, solange er im Hinterland lebte und seine Kontakte auf ein Minimum beschränkte. Schon nach kurzer Zeit hatte er sich den hiesigen Dialekt und Akzent angeeignet, was ihm Zugriff auf die Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens verschafft hatte. Auf die Notwendigkeiten eines Lebens, das er damit verbrachte, tagsüber seine Farm zu betreiben – und des Nachts daran zu arbeiten, seinen beschädigten Sternenjäger zu reparieren.
Der Sternenjäger. Mittlerweile hatte er den Großteil der Schäden repariert, die der Aurek durch den Meteoritensturm erlitten hatte. Alles, was er noch tun musste, war, die Kommunikationskonsole neu zu installieren sowie den Zeitpunkt und die Art und Weise seiner Abreise zu bestimmen. Dann würde er wahrhaftig der Wächter sein, der er immer sein wollte, um die Republik und die Jedi vor den Sith zu warnen und den guten Ruf seines Namens wiederherzustellen.
Allerdings war er ihr begegnet. Ori Kitai war eine Sith, und trotz seines gesunden Urteilsvermögens war er ihr zu nahe gekommen. Er hatte sich von ihr von seiner Mission ablenken lassen. Er hatte sie in sein Heim gelassen, und jetzt hatte sie seinen Sternenjäger – und war verschwunden, vermutlich, um die Sith vor ihm zu warnen. Oder etwa nicht?
Er hatte der Farm überhastet den Rücken
Weitere Kostenlose Bücher