Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
tatsächlich nichts weiter als eine Erinnerung waren.
Dann waren wieder Dinge schiefgelaufen. Als er sich vor drei Jahren auf einer Mission in einem abgelegenen Sternensystem befand, erfuhr er vom Zusammenbruch des Jedi-Geheimbunds. Aus Angst davor zurückzukehren, war er stattdessen in die unkartografierten Regionen aufgebrochen, in der Überzeugung, dass nichts seinen Namen und seinen Platz im Orden jemals wiederherstellen könne.
Dann war er auf Kesh auf etwas gestoßen, das dies womöglich doch vermochte – in Gestalt seines schlimmsten Alptraums, der wahr geworden war. Er war in einen von Keshs gigantischen Meteoritenschauern geraten und weitab im Dschungel abgestürzt, nichts als ein weiterer vom Himmel gefallener Stern. Da das bizarre Magnetfeld von Kesh ihn daran hinderte, Hilfe zu rufen, hatte er sich seinen Weg auf die Lichter zugebahnt, die er am Horizont ausmachte – die Lichter einer in Dunkelheit versunkenen Zivilisation.
Er war noch mehrere Meter vom Ufer entfernt, als er bereits aus dem Boot sprang. »Ori! Ori, ich bin zurück! Bist du …«
Als er die eingerissenen Rankgitter sah, blieb Jelph abrupt stehen. Er musterte den Schaden und stürmte dann auf die Scheune zu.
Das Tor stand offen. Dort thronte, enthüllt im abendlichen Zwielicht, der beschädigte Sternenjäger, den er in mühevoller Kleinarbeit mit dem Boot aus dem Dschungel hier heruntergebracht hatte, ein Teil nach dem anderen. Und daneben entdeckte er noch etwas anderes: eine liegen gelassene Metallschaufel. »Ori?«
Als er in die düstere Scheune trat, sah er den Kadaver des Uvaks, jetzt ein Festmahl für die kleinen Aasvögel. Hinter dem Gebäude fand er die Fallen, die zu überprüfen er ihr aufgetragen hatte, verwaist auf dem Boden. Sie war hier gewesen – und jetzt war sie fort.
Draußen vor der Hütte stieß er auf weitere Spuren. Abdrücke von breiten Sith-Stiefeln und noch mehr Uvak-Fährten. Oris kleinere Fußabdrücke waren ebenfalls hier und führten an der Hecke vorbei den Karrenpfad nach Tahv hinauf.
Jelph griff in seine Weste, nach einem Bündel, das er stets bei sich trug, wenn er unterwegs war. Ein Strahl blauen Lichts loderte in seiner Hand auf. Er war ein einzelner Jedi auf einem ganzen Planeten voller Sith. Seine Existenz war für sie eine Bedrohung – doch ihre Existenz bedrohte alles andere. Er musste sie aufhalten, ganz gleich, um welchen Preis.
Er stürmte den Pfad hinauf in die Dunkelheit.
Der Wächter
(SENTINEL)
1. Kapitel
3960 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
»Ich glaube … ich habe mein Leben ruiniert.«
»Klingt, als wärst du einer Frau begegnet«, sagte der lilagesichtige Barmann und schenkte ihm ein. »Soll ich die Flasche hierlassen?«
Nur, wenn ich sie mir über den Schädel ziehen darf , dachte Jelph Marrian. Abgesehen davon war es Süßsprudel – nichts, das ihm dabei helfen würde zu vergessen. Schweiß troff von seinem verfilzten blonden Haar, als er in tiefen Zügen trank. Der leere Glaskrug glitzerte; in seinen Facetten spiegelte sich der Feuerschein. Jelph drehte ihn in seiner Hand, immer den Reflexionen folgend. Seit seiner Ankunft auf Kesh hatte er bloß aus Orojomuscheln getrunken. Dabei stellten die Keshiri solch wundervolle Glaswaren her – selbst hier, um die Gäste in dieser armseligen Durchgangsstation zu bewirten.
Der Barmann schob ihm eine Schüssel Brei hin. »Du siehst aus, als seist du den ganzen Weg von Südtalbus hierher gelaufen, mein Freund.«
»Und noch weiter.« Jelph verzichtete darauf, ihm zu erklären, dass er seit dem Vorabend praktisch ohne Pause gerannt war. Jetzt, wo die Sonne erneut unterging, hatte er einen Stopp eingelegt, ausgedörrt und heißhungrig, hier in dieser Bruchbude in den länger werdenden Schatten der Hauptstadtmauern. Jelph nickte dem freundlichen alten Keshiri einfach zu und zog sich mit seiner Mahlzeit in eine Ecke zurück. Die Ureinwohner von Kesh fühlten sich stets freier im Umgang mit menschlichen Sklaven, als wenn sie es mit Sith zu tun hatten. Es muss ihnen nicht sonderlich schwerfallen, uns auseinanderzuhalten , mutmaßte er. Heute Abend waren seine schweißdurchtränkten, zerlumpten Kleider vermutlich ein Hinweis darauf, dass er nicht hochgeboren war.
In Wahrheit jedoch war Jelph der einzige Sterbliche auf Kesh, der tatsächlich »in der Höhe geboren« war. Er kam aus dem All, auch wenn er keinen Planeten sein Zuhause nannte. Die drei Jahre, die der einstige Jedi-Ritter in seinem kleinen Farmhaus am Ufer des Marisota
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