Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)

verdrecktes und ausgefranstes – Zeremoniengewand vom Donellanstag trug, stand auf den Zehenspitzen und schichtete mit einer großen Schaufel vorsichtig Misthaufen um.
    Ori, die von ihrem Versteck auf dem Dach des Stalls hinunterblickte, wartete, bis sich der Wachmann direkt unter ihr befand. Dann sprang sie hinunter und trat zu, um die Wache außer Gefecht zu setzen. Sie kniete nieder, schnappte sich das Lichtschwert des Mannes und schleifte ihn in den Stall, hinter den an den Boden gefesselten Uvak.
    Candra, deren Augen von dem beißenden Gestank tränten, blickte mit müder Miene zu ihrer Tochter auf. »Du bist zurückgekommen.«
    »Ja.«
    »Nach so vielen Wochen.«
    »Nach zwei, um genau zu sein«, sagte Ori, die ihre Mutter eingehend musterte. Seit den Feierlichkeiten war erst so wenig Zeit vergangen, und doch erkannte sie die Frau kaum wieder. Das graue Haar, das die Keshiri-Schönheitskünstler stets so sorgsam versteckt hatten, zeigte sich jetzt mit strähniger Deutlichkeit. Candra stank nach allem Übelriechenden, mit dem sie bei ihrer Arbeit in Berührung gekommen war. Ihre Hände jedoch wiesen keine Schwielen auf, und als sich Candra robotergleich wieder ihrem Tagwerk zuwandte, sah Ori auch, warum: Ihre Mutter hielt die Schaufel mit spitzen Fingern und kam nur schleppend voran.
    »Sie füttern sie immer noch mit Fraß, von dem sie krank werden«, stöhnte Candra. »Ich weiß, dass sie das mit Absicht machen.«
    »Wenn du so weiterschaufelst, wirst du mit deiner Arbeit nie fertig«, sagte Ori. Sie sprang auf und schnappte sich das Werkzeug. Als sie es einen Moment lang musterte, fiel ihr mit einem Mal ein, dass sie keine Farmarbeiterin war, und sie warf die Schaufel beiseite. »Warst du die ganze Zeit über hier?«
    Candra deutete schwach auf die leere Box auf der anderen Seite des Mittelgangs. »Manchmal lassen sie mich da drüben etwas schlafen.« Sie schaute erschöpft zu Ori auf. »Du siehst müde aus, Liebes. Wann hast du das letzte Mal geruht?«
    Ori schnaubte. Nachdem sie Jelphs Geheimnis im Schuppen entdeckt hatte, war sie die ganze letzte Nacht und den Tag über von seiner Farm hierher gelaufen, um vor einer Stunde schließlich Tahv zu erreichen. Jetzt war sie endlich hier – und sie hatte etwas zum Handeln. Was war er? Woher kam er? Die alten Zeichen sagten etwas von REPUBLIKANISCHEN FLOTTENSYSTEMEN . Dank ihrer Studien wusste sie, dass die Republik das Instrument der Jedi war – die Marionettenregierung, mit der die Jedi-Ritter die Schwächlinge der Galaxis beherrschten.
    Diese Information war irgendjemandem mit Sicherheit einiges wert. Aber wem?
    »Ich werde dich hier rausholen«, erklärte sie ihrer Mutter.
    »Ich kann nicht einfach gehen«, sagte Candra. »Sie werden uns finden, ganz gleich, wo wir uns auch verstecken – und dann enden wir beide hier.«
    Ori warf einen raschen Blick nach draußen, ins Freie, ehe sie die ältere Frau in den Schatten zog. »Ich habe nicht vor, dich mit Gewalt von hier fortzubringen. Ich bin … auf etwas gestoßen . Auf etwas, das uns rehabilitieren wird – auf etwas, das dich rehabilitieren wird. Du musst irgendwie dafür sorgen, dass ich vor die Hochlords treten kann.«
    Candra starrte sie einen langen Moment perplex an, ehe ihr Blick schuldbewusst zur Schaufel zurückkehrte. »Ich mache mich besser wieder an die Arbeit, bevor jemand anderes kommt, um nach der Wache zu …«
    Ori ergriff die Handgelenke ihrer Mutter, bevor sie sich rühren konnte. »Mutter, ich muss wissen, mit wem ich reden muss!«
    Kopfschüttelnd bemühte sich Candra darum, dem durchdringenden Blick ihrer Tochter auszuweichen. »Nein, Ori. Ich weiß zwar nicht, was du entdeckt zu haben glaubst, aber nichts wird an dem, was ist, etwas ändern können. Wir haben verloren.«
    »Diese Sache wird alles ändern!« Daran zweifelte Ori tatsächlich nicht. Rasch erklärte sie ihrer Mutter, was los war. Dass es auf Kesh noch ein anderes Raumschiff gab als die Omen . Ein neues, das auf einer Farm am Ufer des Marisota versteckt war. Oris Flüstern wurde vor Aufregung immer lauter. »Hierbei geht es nicht bloß um unsere Familie, Mutter! Es geht darum, den Stamm wieder mit den Sith zu vereinen!«
    Candra starrte sie einfach nur ungläubig an. »Du bist verrückt geworden. Diese Geschichte hast du dir doch bloß ausgedacht, um unseren Ruf wiederherzustellen …«
    Als Ori hörte, wie sich der Wachmann wieder regte, sah sie Candra verzweifelt an. »Du weißt doch, wie es in der Politik läuft. Ich