Star Wars™ Feuerprobe
Tod nährte das Leben, auf die Zerstörung folgte die Erneuerung. Die Dunkle Seite war für das Leben ebenso notwendig wie die Helle Seite. Ohne sie würden junge Welten stagnieren und galaktische Imperien auf ewig bestehen.
Luke sah all dies und noch vieles mehr. Er sah, dass Fortschritt nicht nur aus Harmonie geboren war, sondern auch aus Konflikt, dass Weisheit ebenso das Resultat von Leid war wie von Freude. Vielleicht gab es so etwas wie das reine Gute oder das absolut Böse nicht. Es gab nur das Leben, nur Wandel und Wachstum, Leid und Freude, Tod und Wiedergeburt – es gab nur die Macht.
Han sah, wie Luke und Leia sich einander näherten und die Qrephs keine zwanzig Meter von dem schimmernden Portal entfernt in die Zange nahmen. Er hörte das rauschende Dröhnen, als die ganze Energie der Macht entfesselt wurde, und dann war da nur noch Licht – ein blendendes goldenes Leuchten, das in seinen Augen schmerzte und ihm die Ohren klingeln ließ. Die Explosion strömte direkt durch ihn hindurch, und ihre Hitze raubte ihm den Atem und erfüllte den ganzen Körper mit brennendem Schmerz.
Eine Sekunde später sackte die Basaltsäule nach unten. Erst prallte ihre gesprengte Basis begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall auf den Boden, und dann, nachdem die dunkle Felsnadel noch einen Augenblick schwankend dagestanden hatte, kippte sie schließlich um. Sie prallte mit solch zerstörerischer Wucht auf den Boden, dass das Land sich aufbäumte und der Donner die Luft zum Wogen brachte.
Eine Mauer aus Staub bauschte sich auf und wallte über die Wüste, und plötzlich rannte Han durch einen grauen Dunst. Er war orientierungslos, er war allein, und er schrie laut Leias Namen.
26. Kapitel
Während der Staub langsam aus der Luft herabsank, wurde die Wüste zu einem Wald aus riesigen Baum- und Moosfarnen. Dort, wo die Säule umgestürzt war, konnte man durch eine Lücke im trüben Dunst einen flüssigen blauen Himmel sehen. Er wirkte wässrig, aber still, und Han hatte das Gefühl, als würde er vom Boden eines Sees nach oben blicken. An einem Ufer dieses Sees ließ sich ein hoch aufragender Berg ausmachen, und immer wieder hatte Solo auch den Eindruck, dass das Wasser sich kräuselte und ein Gesicht, so groß wie eine Wolke, über ihm vorbeizog.
Nach einer Weile schloss die Lücke sich wieder, und Han war noch immer allein. Er rannte durch den Farnwald, rief dabei nach seiner vermissten Frau und seinem besten Freund, suchte nach dem Ort, wo sie verschwunden waren – wo sie sich höchstwahrscheinlich geopfert hatten, um zu verhindern, dass ein weiteres Übel die Galaxis heimsuchte.
Doch wofür? Wofür hatten Luke und Leia ihr ganzes Leben lang gekämpft? Für eine Regierung, die dem Jedi-Orden den Rücken gekehrt hatte? Um einer Galaxis Frieden zu bringen, die ihn nicht zu schätzen wusste und nie wirklich friedlich sein würde?
Han schüttelte den Kopf. Nein, Luke und Leia hatten ihr Dasein in den Dienst einer Sache gestellt, und nur dieser Sache allein: dem Kampf gegen die Kräfte der Dunklen Seite. So einfach war das. Wo immer die Dunkle Seite sich geregt hatte, wann immer die Sith es gewagt hatten, in Erscheinung zu treten – Luke und Leia waren zur Stelle gewesen, ohne zu zögern, ohne ihre Aufgabe zu hinterfragen. Es war ihr Schicksal gewesen, die Galaxis in eine neue Ära der Hoffnung zu führen, und nicht einmal waren sie ihrer Pflicht aus dem Weg gegangen.
Jetzt würde diese Pflicht wohl jemand anders zufallen. Denn Luke und Leia waren fort, das begriff Han allmählich. Sie waren eins mit der Macht geworden, und er war sicher, dass er sich ihnen schon bald anschließen würde. Er war nicht traurig deswegen, er hatte keine Angst davor, und er bedauerte es nicht einmal. Er wollte nur noch einmal Leias Hand halten, in ihre braunen Augen blicken und sie wieder lächeln sehen.
Da kam Han ein Gedanke: Was, wenn er bereits tot war? Oder wieder tot? Oder noch immer tot? An diesem Ort ließ sich so etwas nur schwer bestimmen. Er blieb stehen und drehte sich im Kreis, auf der Suche nach einer Spur von Leia oder Luke – nach irgendeinem Hinweis darauf, dass er die Ewigkeit nicht ohne sie verbringen musste.
Alles, was er sehen konnte, waren grüne Farnwedel und elfenbeinfarbene Säulen mit braunen Streifen. Alles, was er riechen konnte, war der modrige Geruch des Waldes. Und alles, was er hören konnte, war das Wispern der Schatten rings um ihn, die ihre Hilfe feilboten, voller Begierde, ihn zu
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