Star Wars™ Feuerprobe
schließe ich daraus, dass er mir gegenüber einen beträchtlichen Vorteil haben muss.«
»Sicher.« Han hielt die Augen weiter auf Gev gerichtet und versuchte, den Eindruck zu erwecken, als würden sie ein Geheimnis teilen. »Aber ich schätze, daran sind Sie schon gewöhnt.«
Marvids Stimme hatte einen zischenden, wütenden Unterton. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was Sie damit sagen wollen, Captain Solo.«
»Dann sind Sie wohl doch nicht so schlau, wie Sie denken«, kommentierte Han. Er lächelte Gev an und bedeutete ihr, ihm die nächste Chipkarte zu geben. Sie sah erst zu Craitheus hinüber, und auf ein knappes Nicken des Columi hin schnipste sie jedem der beiden Spieler eine neue Karte zu. Auch jetzt blickte Han sein Blatt nicht an, stattdessen drehte er sich zu Craitheus herum und fragte: »Wie läuft das Ganze dann in der zweiten Runde? Soll ich noch eine Frage stellen? Oder belassen wir es einfach bei dem Einsatz und spielen unsere Karten aus?«
»Wir könnten Fragen stellen, die mit der ersten zu tun haben«, schlug der Columi vor. »Das würde uns die Gelegenheit bieten, den Einsatz zu erhöhen, und eine überlegte Strategie könnte auf diese Weise belohnt werden.«
»Gut, dann machen wir’s so«, sagte Han. »Schließlich sind Sie hier ja der Boss, richtig?«
»Um die Wahrheit zu sagen«, mischte sich Marvid ein, »sind Craitheus und ich bei all unseren Unternehmungen gleichberechtige Partner. Wir treffen unsere Entscheidungen gemeinsam.«
»Wie Sie meinen.« Ein weiteres Mal huschte Hans Blick zu Gev auf der anderen Seite des Tisches, und er verdrehte die Augen, anschließend widmete er sich wieder Craitheus und erklärte: »Meine nächste Frage ist: Wo genau sind wir hier?«
»Das lässt sich nicht ganz so leicht beantworten«, entgegnete Craitheus.
»Heißt das, Sie steigen aus?«, wollte Han wissen.
Der Columi starrte verärgert auf Hans verdecktes Blatt, dann benutzte er einen Greiferarm, um die eigenen Chipkarten anzuheben und noch einmal einen Blick darauf zu werfen. Auch diesmal zählte Han mit, und als er bei drei angelangt war, legte sein Widersacher die Karten schließlich wieder auf den Tisch. »Ich gehe mit«, verkündete Craitheus. »Ich wollte Ihnen nur erklären, dass Sie Ihren Gewinn vielleicht nicht in der Form erhalten, die Sie erwarten. Wie Sie wissen, sind Koordinaten im Graben nur selten präzise.«
»Wie praktisch für Sie«, meinte Han.
»Meine Antwort wird vollständig und wahrheitsgemäß sein«, entgegnete Craitheus. »Ebenso wie Ihre, hoffe ich. Aber jetzt zu meiner zweiten Frage: Warum haben Sie den Tod Ihres Sohnes Anakin nicht im selben Maße betrauert wie den Ihres Wookiee-Freundes?«
Die erste Frage war schon schmerzhaft gewesen, doch diese fühlte sich an, als würde jemand einen Vibrodolch in Hans Eingeweide rammen. Anakin war gerade mal zwei Jahre nach Chewbacca gestorben, als einer von mehreren jungen Jedi-Rittern, die damit beauftragt worden waren, eine Waffe der Yuuzhan Vong zu neutralisieren. Es verging kein Tag, an dem Hans Herz nicht ob dieses Verlustes schmerzte, an dem er nicht jedes barsche Wort bedauerte, das er je an seinen jüngsten Sohn gerichtet hatte. Dennoch würde es nicht einfach sein, Craitheus’ Frage zu beantworten. Nach Chewbaccas Tod war Han verzweifelt in Kummer versunken und hatte sein Heim für eine Weile verlassen. Als Anakin gestorben war, hatte er sich diesen Luxus nicht leisten können, denn Leia war an der Tragödie beinahe zugrunde gegangen, und Han hatte stark bleiben müssen – andernfalls hätte er seine Frau auch noch verloren.
Nach einer Weile fragte Gev: »Wie sieht es aus, Solo?«
Han nickte. »In Ordnung, ich gehe mit.« Er wartete, bis Gev den Daumen auf den Stapel gelegt hatte, um die nächsten Chipkarten auszuteilen, dann sagte er: »Keine Karte mehr für mich. Sehen wir mal, was Craitheus macht.«
Der Columi neigte sich im Energieanzug in einer einschüchternden Bewegung nach vorn und erklärte: »Falls Sie nicht spielen möchten, Captain Solo, dann können Marvid und ich die Informationen, die wir benötigen, sicher auch auf effizientere Weise aus Ihnen herausbekommen.«
Han zog die Schultern hoch. »Ich halte mich genau an die Regeln«, meinte er. »Ich habe nur meinen eigenen Stil. Falls das ein Problem für Sie ist, steigen Sie aus.«
Craitheus blickte ein weiteres Mal auf sein Blatt hinab, um sicherzugehen, dass keine der Karten während ihres Wortwechsels den Wert geändert hatte.
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