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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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des jungen Mannes. Die Menge war nun auf beinahe zweihundert Menschen angeschwollen, und weitere fünfzig konnten sich nicht recht entscheiden, ob sie sich im Hintergrund halten oder die aufgebrachten Männer anfeuern sollten. Die Leute waren eher aufgeputscht als bösartig, wie Kinder, die unerwartet eine Freistunde von der Schule bekommen hatten. Die meisten trugen Arbeitskleidung, woraus man schließen konnte, dass sie die Neuigkeit vom Fall Fort Sumters als Entschuldigung benutzt hatten, um von ihren Werktischen und Drehbänken und Pressen wegzukommen. Sie wollten Aufregung, und reisende Nordstaatler, die in den Straßen der Stadt aufgegriffen wurden, waren das Aufregendste, was dieser Tag zu bieten hatte.
    Der kahle Mann rieb sich übers Gesicht. Er war vor seinen Freunden bloßgestellt worden und wollte Rache. «Ich hab dir eine Frage gestellt.»
    «Und ich habe gesagt, das geht Sie nichts an.» Der junge Mann wollte seine Bücher aufheben, zwei oder drei davon waren bereits in der Menge verschwunden. Der ältere Herr, den sie an die Fenstergitter des Hotels gefesselt hatten, beobachtete das Geschehen schweigend.
    «Also, woher kommst du, Junge?», fragte ein großgewachsener Mann in versöhnlichem Tonfall, als wollte er dem Bedrängten die Gelegenheit zu einem würdevollen Rückzug verschaffen.
    «Faulconer Court House.» Der junge Mann hatte den begütigenden Tonfall wahrgenommen und ging darauf ein. Er nahm an, dass schon andere Fremde von diesem Mob behelligt, befragt und wieder laufengelassen worden waren und dass ihm, wenn er Ruhe bewahrte, all das erspart bleiben würde, was auch immer den an die Gitter gefesselten Herrn erwartete.
    «Faulconer Court House?», fragte der große Mann nach.
    «Ja.»
    «Und dein Name?»
    «Baskerville.» Das hatte er gerade auf dem hölzernen Querbrett über einem Laden auf der anderen Straßenseite gelesen. «Bacon and Baskerville» stand dort, und der junge Mann griff den Namen erleichtert auf. «Nathaniel Baskerville.» Er schmückte die Lüge mit seinem wahren Vornamen.
    «Du klingst nicht wie ein Virginier, Baskerville», sagte der große Mann.
    «Ich bin nur Adoptivbürger.» Das Vokabular des jungen Mannes verriet ebenso wie die Bücher, die er dabeigehabt hatte, dass er gebildet war.
    «Und was hast du in Faulconer County zu tun?», fragte ein anderer Mann.
    «Ich arbeite für Washington Faulconer.» Erneut schlug der junge Mann einen herausfordernden Ton an, weil er hoffte, dieser Name würde ihn wie ein Talisman schützen.
    «Lass ihn lieber gehen, Don!», rief ein Mann.
    «Lasst ihn in Ruhe!», schaltete sich eine Frau ein. Ihr war es gleich, dass der Junge behauptete, unter dem Schutz von einem der wohlhabendsten Grundbesitzer Virginias zu stehen; vielmehr berührte sie sein unglücklicher Blick und auch die unverkennbare Tatsache, dass der Gefangene außerordentlich gut aussah. Nathaniel war den Frauen schon immer aufgefallen, auch wenn er selbst zu unerfahren war, um ihr Interesse zu bemerken.
    «Du bist doch ein Yankee, Junge, oder etwa nicht?», fragte der große Mann drohend.
    «Nicht mehr.»
    «Wie lange hast du denn in Faulconer County gelebt?» Das war wieder der Gerber.
    «Lange genug.» Die Lüge überzeugte schon jetzt nicht mehr. Nathaniel hatte Faulconer County noch nie gesehen, auch wenn er den reichsten Bewohner des Countys, Washington Faulconer, kennengelernt hatte, denn dessen Sohn war sein bester Freund.
    «Und welche Stadt liegt auf halbem Weg zwischen hier und Faulconer County?», wollte der Gerber wissen, der noch immer auf Rache aus war.
    «Antworten!», zischte der große Mann.
    Mit seinem Schweigen verriet Nathaniel seine Unkenntnis.
    «Er ist ein Spion!», rief eine Frau mit schriller Stimme.
    «Bastard!» Der Gerber machte einen Schritt auf Nathaniel zu, um ihn zu treten, doch der junge Mann sah den Tritt kommen, sprang zur Seite, holte mit der Faust nach dem Kahlkopf aus, erwischte ihn am Ohr, und dann rammte er ihm die andere Faust in die Rippen. Er hätte ebenso gut auf eine tote Schlachtsau einprügeln können, so gering war die Wirkung. Dann zerrten ein Dutzend Hände an Nathaniel, und Schläge hagelten auf ihn herab; eine Faust landete auf seinem Auge und eine andere ließ ihm das Blut aus der Nase spritzen und ihn rücklings an die Mauer des Hotels stolpern. Seine Reisetasche wurde ihm gestohlen, seine Bücher waren endgültig verloren, und jetzt riss ihm ein Mann die Jacke auf und zog die Brieftasche heraus. Nathaniel wollte den

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