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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er auf der Ladefläche, die Hand in einer warmen Teerpfütze. Sam Pearce zerrte Starbuck auf die Füße und wandte der Menge sein rot geädertes Gesicht zu. «Hier ist er! Starbucks Bastard!»
    «Mach ihn fertig, Sam!»
    «Tauch ihn ins Fass, Sam!»
    Pearce drückte Starbucks Kopf über das Fass, sodass sein Gesicht nur ein paar Zoll von der stinkenden Flüssigkeit entfernt war. Das Teerfass stand zwar nicht mehr auf dem Kohlefeuer, aber es war so groß und so voll, dass es noch fast die gesamte Hitze gespeichert hatte. Starbuck versuchte zurückzuweichen, als träge eine Luftblase an die Oberfläche des Teers stieg und direkt unter seiner blutenden Nase zerplatzte. Der Teer fiel dickflüssig zurück, dann zog Pearce Starbuck mit einem Ruck wieder hoch. «Jetzt ziehen wir dich aus, Yankee.»
    Hände packten Starbucks Jacke, rissen zuerst die Ärmel ab und dann den Rest ohne weitere Umstände von seinem Rücken. «Zieh ihn nackt aus, Sam!», schrie eine Frau erregt.
    «Sorg dafür, dass sein Pa einen Grund zum Predigen hat!» Ein jüngerer Mann sprang immer wieder neben dem Wagen hoch. Ein kleines Mädchen stand neben ihm, die Hand vor den Mund geschlagen, und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Geschehen. Der Zahnarzt, den nun niemand mehr beachtete, hatte sich auf den Kutschbock des Wagens gesetzt und versuchte ebenso mitleiderregend wie erfolglos, den heißen Teer von seiner Haut zu kratzen.
    Sam Pearce rührte erneut in dem Fass. Der Gerber spuckte Starbuck immer wieder an, während ein grauhaariger Mann an Starbucks Hose herumfummelte, um die Knöpfe aufzumachen. «Piss mich bloß nicht an, Junge, oder du hast nichts mehr, mit dem du pissen kannst.» Er zog Starbuck die Hose bis zu den Knien herunter und löste damit schrille Begeisterungsrufe in der Menge aus.
    Und dann krachte ein Schuss.
    Der Schuss hallte über die Kreuzung und ließ einen Vogelschwarm auf den Dächern der Lagerhäuser aufflattern, die den Shockoe Slip eingrenzten. Die Leute in der Menge drehten sich um. Pearce trat vor, um Starbuck das Hemd vom Leib zu reißen, aber da krachte ein zweiter, ohrenbetäubender Schuss und echote von den Hauswänden. Totenstille legte sich über die Menschenmenge. «Rühr den Jungen noch einmal an», ertönte eine selbstbewusste, träge Stimme, «und du bist ein toter Mann.»
    «Er ist ein Spion!» Pearce wollte nicht nachgeben.
    «Er ist mein Gast.» Der Sprecher saß auf einem großen schwarzen Pferd und trug einen Schlapphut, einen langen grauen Mantel und hohe Stiefel. In der Hand hielt er einen langläufigen Revolver, den er nun in ein Holster an seinem Sattel schob. Es war eine Geste von umwerfender Lässigkeit, denn sie zeigte, dass er von diesem Mob nichts zu fürchten hatte. Das Gesicht des Mannes lag im Schatten der Hutkrempe, aber er war zweifellos erkannt worden, und als er sein Pferd durch die Menge trieb, wurde ihm schweigend Platz gemacht. Ein zweiter Reiter folgte ihm und führte ein drittes, gesatteltes Pferd hinter sich her.
    Der erste Reiter zügelte sein Pferd bei dem Wagen. Er schob mit dem Griff seiner Reitgerte seine Hutkrempe etwas höher und sah Starbuck ungläubig an. «Das ist ja Nate Starbuck! Stimmt’s?»
    «Ja, Sir.» Starbuck bebte wie Espenlaub.
    «Erkennst du mich noch, Nate? Wir haben uns letztes Jahr in New Haven kennengelernt.»
    «Natürlich erkenne ich Sie, Sir.» Starbuck zitterte am ganzen Körper, aber mehr vor Erleichterung als vor Angst. Sein Retter war Washington Faulconer, der Vater von Starbucks bestem Freund und der Mann, dessen Namen er zuvor ins Spiel gebracht hatte, um sich vor dem Zorn der Menge zu schützen.
    «Du bekommst anscheinend gerade einen ganz falschen Eindruck von der Gastfreundlichkeit Virginias», sagte Washington Faulconer sanft. «Schämt euch!» Diese Worte waren an die Menge gerichtet. «Wir stehen mit den Gästen unserer Stadt nicht im Krieg! Was seid ihr? Die reinsten Wilden!»
    «Er ist ein Spion!» Der Gerber versuchte, die Vorherrschaft über die Menge wiederzugewinnen.
    Washington Faulconer drehte sich verächtlich zu ihm um. «Und du bist ein dummer Esel! Ihr benehmt euch wie Yankees, allesamt! Die Nordstaatler können sich von mir aus eine Pöbelherrschaft wünschen, aber wir tun das nicht! Wer ist dieser Mann?» Er deutete mit seiner Reitgerte auf den Zahnarzt.
    Der Zahnarzt konnte nicht sprechen, also sprach Starbuck, der sich aus dem Griff seiner Gegner losgemacht und seine Hose ordentlich hochgezogen hatte, für seinen

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