Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Diebstahl verhindern, aber er wurde überwältigt. Seine Nase blutete, und sein Auge schwoll zu. Der schwarze Fuhrmann sah zu, ohne eine Miene zu verziehen, und zeigte nicht einmal eine Regung, als ein Dutzend Männer seinen Wagen beschlagnahmten und darauf bestanden, dass er vom Kutschbock sprang. Die Männer kletterten auf den offenen Wagen und riefen, sie würden zur Franklin Street fahren, wo ein Trupp Arbeiter die Straße instand setzte. Die Menge teilte sich, um den Wagen wenden zu lassen, während sich der Kutscher unauffällig aus der Menge schob und dann wegrannte.
Nathaniel war gegen die Fenstergitter gedrückt worden. Seine Hände wurden unsanft zwischen den spitzenbewehrten Gitterstäben durchgezogen und mit einem Strick an den Eisenkäfig gefesselt. Er sah, wie eines seiner Bücher mit einem Fußtritt in die Gosse befördert wurde. Der Buchrücken war gebrochen, und die Seiten flatterten lose umher. Die Menge plünderte seine Reisetasche, doch darin war nichts von besonderem Wert, abgesehen von einem Rasiermesser und einem weiteren Buch.
«Woher kommen Sie?» Der Mann, den sie gemeinsam mit Nathaniel festhielten, musste eine sehr würdevolle Erscheinung gewesen sein, bevor die brüllende Menge ihn zu dem Gitter geschleppt hatte. Er war korpulent, wurde langsam kahl und trug eine kostspielige Jacke aus feinem schwarzem Wollstoff.
«Ich komme aus Boston.» Nathaniel versuchte eine betrunkene Frau zu ignorieren, die höhnisch vor ihm herumstolzierte und dabei ihre Flasche schwenkte. «Und Sie, Sir?»
«Philadelphia. Ich wollte nur ein paar Stunden in der Stadt bleiben. Ich habe meine Taschen bei der Gepäckaufbewahrung am Bahnhof gelassen und dachte, ich sehe mich ein bisschen um. Ich interessiere mich für Kathedralbau, verstehen Sie, und ich wollte die Episkopalkirche St. Paul’s besichtigen.» Der Mann schüttelte niedergeschlagen den Kopf, dann runzelte er beim neuerlichen Blick auf Nathaniel die Stirn. «Ist Ihre Nase gebrochen?»
«Ich glaube nicht.» Das Blut aus der Nase hinterließ einen salzigen Geschmack auf Nathaniels Lippen.
«Sie haben da ein ziemlich hübsches Veilchen, mein Junge. Aber es hat mir gefallen, dass Sie sich gewehrt haben. Darf ich Sie nach Ihrem Beruf fragen?»
«Ich bin Student, Sir. Am Yale College. Beziehungsweise ich war es.»
«Mein Name ist Doctor Morley Burroughs. Ich bin Zahnarzt.»
«Starbuck. Nathaniel Starbuck.» Nathaniel Starbuck sah keine Notwendigkeit, seinem Mitgefangenen seinen Namen zu verschweigen.
«Starbuck!» Der Zahnarzt wiederholte den Namen auf eine Art, die klarmachte, dass er ihn kannte. «Sind Sie mit ihm verwandt?»
«Ja.»
«Dann bete ich, dass sie es nicht herausbekommen», sagte der Zahnarzt grimmig.
«Was werden sie mit uns machen?» Starbuck glaubte nicht, dass sie in echter Gefahr waren. Er befand sich schließlich bei hellem Tageslicht mitten im Zentrum einer amerikanischen Stadt! Es waren Constables in der Nähe, Friedensrichter, Kirchen, Schulen! Das hier war Amerika, nicht Mexiko oder Cathay.
Der Zahnarzt zerrte an seinen Fesseln, ließ nach, zog erneut. «Da sie von einem Straßenbautrupp gesprochen haben, stehen mir wohl Teer und Federn bevor, aber wenn sie herausfinden, dass Sie ein Starbuck sind?» Der Zahnarzt klang beinahe hoffnungsvoll, als ob sich die Feindseligkeit der Menge dann allein auf Starbuck richten könnte und er selbst ungeschoren davonkäme.
Die Flasche der betrunkenen Frau zerschellte auf dem Gehweg. Zwei andere Frauen teilten Starbucks schmutzige Hemden unter sich auf, während ein kleiner bebrillter Mann die Papiere in Starbucks Brieftasche durchblätterte. Geld war nicht viel darin gewesen, nur vier Dollar, aber deren Verlust fürchtete Starbuck nicht. Was er fürchtete, war die Entdeckung seines Namens, der auf einem Dutzend Briefe geschrieben stand. Nun hatte der kleine Mann einen der Briefe in der Hand, faltete ihn auseinander, las ihn, drehte ihn um und las ihn noch einmal. Es stand nichts Privates darin, der Brief enthielt kaum mehr als die Bestätigung einer Zugabfahrt der Penn Central Railroad, aber Starbucks Name stand in Druckbuchstaben auf dem Umschlag, und der kleine Mann hatte ihn gesehen. Er ließ seinen Blick zu Starbuck wandern, dann wieder auf den Brief und zurück zu Starbuck. «Heißen Sie Starbuck?», fragte er mit lauter Stimme.
Starbuck schwieg.
Die Menge witterte neue Aufregung und wandte sich wieder zu den Gefangenen um. Ein bärtiger Mann, rotgesichtig, dick und sogar noch
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