Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
schlanker, großer Mann, und er war elegant gekleidet, mit schwarzen Reitstiefeln, schwarzen Kniehosen und einem schwarzen Gehrock, der Spuren von Zigarrenasche aufwies. Sein langes dunkles Haar hatte er mit Öl dicht am Kopf zurückgestrichen, und sein Bart lief unter seinem Kinn in einer kecken Spitze aus. Ridley war in Adams Schlafzimmer auf und ab gegangen, während Starbuck sich wusch und sein Äußeres wiederherstellte, und hatte dabei erzählt, dass er Washington Faulconers Tochter Anna heiraten wolle und wie die Aussicht auf Krieg ihre Hochzeitspläne verzögere. Aus Ridleys Mund hatte der möglicherweise bevorstehende Krieg eher nach einem lästigen Ärgernis als nach einer Katastrophe geklungen, und sein langsamer, einnehmender Südstaatlerakzent hatte das Selbstvertrauen in seiner Stimme nur noch überzeugender gemacht.
«Da gehen zwölftausend Dollar hin!», sagte Washington Faulconer jetzt, während er beim Reden seine Unterschrift auf etwas setzte, das offenkundig ein Wechsel war. «Kauf die Gewehre für mich, Ethan, gut gemacht.» Starbuck fragte sich, warum Washington Faulconer so viele Gewehre kaufte; ob sich Faulconer diese Waffen leisten konnte, musste er sich allerdings nicht fragen, denn er wusste, dass der Vater seines Freundes Adam nicht nur einer der reichsten Männer von Virginia war, sondern sogar von allen Staaten in dieser labilen Konföderation. Faulconer konnte sich damit brüsten, dass die letzte Landvermessung des Familienbesitzes in Faulconer County von einem jungen Geometer namens George Washington durchgeführt worden war und dass die Sippe seit jenem Tag keinen einzigen Morgen Grundbesitz verloren, sondern im Gegenteil viele Morgen dazugewonnen hatte. Zu diesem neuen Grundbesitz gehörte das Land, auf dem Faulconers Stadthaus in Richmond stand – eines der prächtigsten Anwesen in der Clay Street, das hinter dem Haus noch ein großes Stallungsgebäude mit einem Kutschhaus und Unterkünften für ein Dutzend Stallknechte sowie Platz für dreißig Pferde umfasste. Das Wohngebäude prangte mit einem Ballsaal, einem Musikzimmer und dem, was allgemein als Richmonds herrlichste Treppe galt. Eine großartig geschwungene Stufenfolge wand sich einen vergoldeten Treppenschacht hinauf, an dem die Familienporträts hingen – das älteste davon war im siebzehnten Jahrhundert aus England mitgebracht worden. In die Deckel der ledergebundenen Bücher in Washington Faulconers Herrenzimmer war das Familienwappen in Gold eingeprägt, während die Sekretäre, Stühle und Tische sämtlich aus den besten europäischen Werkstätten stammten, denn für einen so reichen Mann wie Washington Faulconer war das Beste gerade gut genug. Blumen standen auf jedem Tisch, allerdings nicht nur zur Zierde, sondern weil sie mit ihrem Duft den überwältigenden Geruch der Richmonder Tabakfabriken überdecken sollten.
«Also, Nate!», sagte Washington Faulconer herzlich, nachdem er beschlossen hatte, die Zwölf-Dollar-Gewehre zu kaufen. «Du hast uns eine Geschichte versprochen. Dort steht Kaffee, oder möchtest du etwas Stärkeres? Trinkst du Alkohol? Tatsächlich? Aber nicht mit dem Segen deines Vaters, da bin ich sicher. Dein Vater wird ja alkoholische Getränke kaum befürworten können, nicht wahr? Ist Reverend Elial ein ebenso eifriger Prohibitionist wie Abolitionist? Was für ein grausamer Mann er sein muss, wahrhaftig. Setz dich doch.» Washington Faulconer sprühte vor Energie und war es zufrieden, halb mit sich selbst zu reden, während er für Starbuck einen Stuhl von der Wand zog, ihm einen Kaffee einschenkte und sich wieder an seinen Schreibtisch setzte. «Also los! Erzähl es mir! Solltest du nicht im Priesterseminar sein?»
«Ja, Sir, das sollte ich.» Plötzlich überkam Starbuck Schüchternheit, er schämte sich für das, was er erlebt hatte und für seine jämmerliche Situation. «Es ist aber eine sehr lange Geschichte», wandte er in dem Versuch ein, sich die unrühmliche Schilderung zu ersparen.
«Je länger, desto besser. Also los jetzt, erzähl!»
Nun hatte Starbuck keine andere Wahl mehr, als seine elende Geschichte von Besessenheit, Liebe und Verbrechen zum Besten zu geben; die peinliche Erzählung, wie Mademoiselle Dominique Demarest aus New Orleans Nathaniel Starbuck aus Yale davon überzeugt hatte, dass das Leben mehr zu bieten habe als Vorlesungen in Religionskunde, geistliche Lektüre und Predigten.
«Eine verruchte Frau!», sagte Washington Faulconer genüsslich, als Starbuck sie das
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