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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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besprenkelt, seine Ohren hatte das Tier nervös zurückgelegt, und es machte unruhige Rückwärtsschritte, die Adam unwillkürlich korrigierte. «Onkel!», grüßte er Major Bird fröhlich, und gleich darauf drehte er sich zu Starbuck um. Die beiden waren seit drei Jahren befreundet, waren sich aber seit Wochen nicht begegnet, und Adams Freude über ihr Wiedersehen kam von Herzen. «Du siehst aus, als wärst du im Tiefschlaf, Nate.»
    «Er war gestern Abend bei einem Gebetstreffen», warf Sergeant Truslow in bewusst säuerlichem Ton ein, sodass außer Starbuck niemand mitbekam, dass er einen Witz machte. «Hat bis drei Uhr morgens gebetet.»
    «Gut für dich, Nate», sagte Adam herzlich, dann ließ er sein Pferd wieder zu Thaddeus Bird umdrehen. «Hast du gehört, was ich gesagt habe, Onkel? Da sind Yankees auf der Mautstraße!»
    «Wir haben schon erfahren, dass sie da sind», sagte Bird lässig dahin, als wären umherziehende Yankees in dieser herbstlichen Landschaft so selbstverständlich wie Zugvögel.
    «Die Schufte haben auf mich geschossen.» Adam klang erstaunt darüber, dass es in Kriegszeiten zu einer derartigen Unhöflichkeit kommen konnte. «Aber wir haben sie abgehängt, was, mein Junge?» Er klopfte seinem schwitzenden Pferd auf den Hals, dann schwang er sich aus dem Sattel und warf die Zügel Robert Decker zu, der zu Starbucks Kompanie gehörte. «Geh ein bisschen mit ihm auf und ab, machst du das, Robert?»
    «Sehr gern, Mr. Adam.»
    «Und lass ihn noch nichts trinken. Erst wenn er sich abgekühlt hat», instruierte Adam den jungen Robert Decker, dann erklärte er seinem Onkel, dass er bei Tagesanbruch von Centreville weggeritten war und erwartet hatte, der Legion auf der Straße zu begegnen. «Ich konnte euch nicht finden, also bin ich einfach immer weitergeritten», sagte Adam heiter. Er ging mit einem leichten Hinken, der Folge einer Kugel, die er in der Schlacht von Manassas abbekommen hatte, aber die Wunde war gut verheilt und das Hinken kaum merklich. Adam hatte, anders als sein Vater Washington Faulconer, mitten in der Schlacht von Manassas gestanden, obwohl er noch wenige Wochen davor von Zweifeln über die moralische Vertretbarkeit eines Krieges geplagt worden war und nicht einmal gewusst hatte, ob er sich an den feindlichen Auseinandersetzungen würde beteiligen können. Nach der Schlacht, während seiner Genesung in Richmond, war Adam zum Major befördert worden und hatte einen Posten im Stab General Joseph Johnstons erhalten. Der General war einer der vielen Konföderierten, die der falschen Auffassung anhingen, Washington Faulconer habe den Widerstand gegen den Überraschungsangriff der Nordstaaten bei Manassas unterstützt, und die Beförderung des Sohnes und seine Berufung in den Stab waren als Dankbarkeitsbeweis für den Vater gedacht.
    «Hast du uns Befehle mitgebracht?», fragte Bird jetzt Adam.
    «Ich habe nur meine Wenigkeit mitgebracht, Onkel. Der Tag schien mir viel zu schön, um ihn über Johnstons Papierkram zu verbringen, also wollte ich ein bisschen reiten. Das allerdings habe ich nicht erwartet.» Adam drehte sich um und lauschte auf das Gewehrfeuer, das aus dem nahen Wald herüberklang. Die Schüsse kamen nun beinahe ununterbrochen, waren aber nichts im Vergleich mit dem hallenden Geknatter einer Schlacht. Stattdessen hörte es sich nach methodischer, handwerklicher Routine an, und das deutete darauf hin, dass die beiden Seiten nur ihre Munition abfeuerten, weil es von ihnen erwartet wurde, und nicht, weil sie ernsthaft versuchten, sich gegenseitig niederzumachen. «Was geht da vor?», wollte Adam wissen.
    Major Thaddeus Bird erklärte, dass zwei Yankee-Verbände über den Fluss gekommen waren. Adam war einer der einmarschierenden Truppen begegnet, während die andere auf dem Steilufer bei Harrison’s Island war. Niemand wusste genau, was die Yankees mit diesem Doppeleinfall bezweckten. Zu Beginn hatte es so ausgesehen, als würden sie versuchen Leesburg einzunehmen, aber eine einzige Kompanie aus Mississippi hatte genügt, um den Unionsvorstoß zurückzuschlagen. «Ein Mann namens Duff», erklärte Bird an Adam gewandt, «hat die Gauner gestoppt. Hat seine Männer mitten auf einem Feld in Gefechtslinie antreten lassen und Schuss für Schuss erwidert, und der Teufel soll mich holen, wenn sie sich nicht umgekehrt und den Hügel wieder hinaufgerannt sind wie eine verschreckte Schafsherde!» Die Geschichte von Duffs tollkühnem Widerstand hatte sich schnell in Evans’

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