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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Vielleicht könntest ja du zu uns kommen, Nate», schlug James vor. «Der Chief mag dich.»
    «Wenn ich aus Richmond zurück bin, meinst du?»
    «Warum nicht?» James war begeistert von der Idee. «Sicher, dass du keinen Schinken willst?»
    «Ganz sicher.»
    «Du kommst nach Vater», sagte James, schnitt sich ein Stück frischgebackenes Brot ab und bestrich es mit Butter, «wogegen ich immer füllig war, so wie Mutter.» Er blätterte eine Zeitungsseite um, dann sah er auf, weil Pinkerton hereinkam. «Wie geht es dem General?», fragte James.
    «Schlecht», sagte Pinkerton. Er hielt inne, um sich eine Scheibe Schinken von James’ Platte zu stibitzen. «Aber er wird es überleben. Die Ärzte haben ihn in Flanelltücher gewickelt und verabreichen ihm Chinin.» General McClellan lag mit dem Chickahominy-Fieber im Bett und schwitzte und zitterte abwechselnd in einem requirierten Schlafzimmer. Pinkertons Geheimdienst hatte das Nachbarhaus übernommen, denn der General war nie gern weit von seiner besten Informationsquelle entfernt. «Aber sein Verstand arbeitet vollkommen klar», fuhr Pinkerton fort, «und er ist auch der Meinung, dass es Zeit für Ihre Rückkehr ist.» Er deutete mit dem Rest seiner Scheibe Schinken auf Starbuck.
    «Oh, lieber Gott», sagte James und sah seinen jüngeren Bruder bestürzt an.
    «Sie müssen nicht, Nate», sagte Pinkerton, «nicht, wenn Sie es für zu gefährlich halten.» Er steckte den Rest Schinken in den Mund und ging zum Fenster, um zum Himmel hinaufzusehen. «Zu verdammt windig für Ballons. Hab noch nie einen Sturm wie den von gestern Abend erlebt. Konnten Sie schlafen?»
    «Ja», sagte Starbuck und verbarg seine Aufregung. Er hatte angefangen zu glauben, dass er diese Liste mit Fragen niemals bekommen und niemals zurück in den Süden gehen und Sally und ihren Vater niemals wiedersehen würde. In Wahrheit langweilte er sich, und wenn er ehrlich war, langweilte ihn die Gesellschaft seines Bruders am meisten. James war wirklich eine herzensgute Seele, aber er kannte keine Gesprächsthemen außer Essen, Familie, Gott und McClellan. Als Starbuck zu den Yankees gegangen war, hatte er anfänglich befürchtet, seine Landestreue würde auf die Probe gestellt werden und seine Verehrung des Sternenbanners so stark wieder aufleben, dass seine Zugehörigkeitsgefühle zu den Rebellen schwinden könnten, doch die langweilige Gesellschaft von James hatte als Bollwerk gegen eine solche Erneuerung seines Patriotismus gewirkt.
    Davon abgesehen hatte er seinen Ruf als Außenseiter gepflegt, und in der Südstaatenarmee galt er als Überläufer, als Teufelskerl, als echter Rebell, während er in dieser größeren Armee mit ihrer strafferen Organisation nie mehr sein konnte als einer der vielen jungen Männer aus Massachusetts, deren Leben für immer von der Erwartung ihrer Familien eingeschränkt wurde. Im Süden, dachte Starbuck, konnte er selbst bestimmen, was er sein wollte, und die einzigen Grenzen, die seinem Ehrgeiz gesetzt waren, lagen in ihm selbst, im Norden aber würde er für immer Elial Starbucks Sohn bleiben. «Wann?», fragte er Pinkerton ein wenig zu eifrig.
    «Heute Abend, Nate?», schlug Pinkerton vor. «Sie erzählen im Süden, Sie wären auf Reisen gewesen.» Pinkerton und James hatten sich eine Geschichte ausgedacht, um zu erklären, warum Starbuck so lange nicht in Richmond gewesen war. Dieser Geschichte zufolge hatte sich Starbuck von seinen Erfahrungen im Gefängnis erholen müssen und war deshalb durch den Süden der Konföderation gereist, wo er von schlechtem Wetter und unpünktlichen Zügen aufgehalten worden war. Pinkerton ahnte ebenso wie James nichts davon, dass diese Geschichte überflüssig war und Starbuck einzig und allein das Papier brauchte, das Pinkerton nun aus der Tasche zog und das Starbuck seinem mächtigen Beschützer de’Ath in Richmond aushändigen würde. «Die Bettruhe hat den General wenigstens dazu gebracht, sich auf unsere Aufgabe zu konzentrieren», sagte Pinkerton fröhlich, «also können Sie Ihrem Freund jetzt diese Fragen bringen.» McClellans Fragen befanden sich, wie zuvor die gefälschte Mitteilung von de’Ath, in einem versiegelten Umschlag, der in Wachstuch eingenäht war.
    Starbuck nahm das Päckchen und schob es in seine Tasche. Er trug einen der ausrangierten Yankee-Uniformröcke seines Bruders, eine voluminöse, zweireihige Jacke aus blauem Stoff, die in Falten an Starbucks schlankem Körper herunterhing.
    «Wir müssen viel mehr über

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