Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Pinkerton markig. «Machen Sie sich Sorgen über ihre Rückkehr in den Süden? Ist es das?»
    «Es wird schon gutgehen, Sir», sagte Starbuck.
    «Da bin ich sicher. Meine besten Agenten sind alle nervös. Nur Dummköpfe zeigen keine Nerven bei der Vorstellung, in den Süden zu gehen.» Der Schotte drehte sich erstaunt um, als aus der Ferne Kanonenschüsse zu hören waren. «Sind das Kanonen?», fragte er. «Oder schon wieder ein Gewitter?» Er durchquerte den Raum und riss ein Fenster auf. Das unverwechselbare Geräusch von Kanonendonner rollte über den Himmel, verlor sich und schwoll wieder an, als sich eine weitere Batterie an dem Gefecht beteiligte. Pinkerton lauschte und zuckte dann mit den Schultern. «Vielleicht eine Artilleriemannschaft beim Exerzieren?»
    «Kann ich mir ein Pferd ausleihen und nachsehen?», fragte Starbuck. Er wollte allein sein, um über seine Zukunft nachzudenken, nun, wo sein Beschützer tot war. Er stellte sich vor, wie de’Ath in dem verfallenden Herrenhaus lag, die toten Lippen von einem höhnischen Lächeln umspielt. Ob der alte Mann wohl ein Schreiben zu Starbucks Entlastung hinterlassen hatte? Irgendwie zweifelte Starbuck daran, und erneut überlief ihn trotz der Wärme ein Zittern.
    «Nimm mein Pferd», bot James an.
    «Aber seien Sie vor sechs Uhr zurück!», schärfte Pinkerton Starbuck ein. «Ich habe für sechs Uhr einen Mann bestellt, der Sie zum Fluss bringt!»
    «Sechs Uhr», versprach Starbuck und dann ging er, wie betäubt vor Unsicherheit und Angst, zum Stallgebäude.
    Pinkerton nahm Starbucks Stuhl und bediente sich mit einem weiteren Stück Huhn. «Er ist ein ausgezeichneter junger Mann, Ihr Bruder. Aber sehr angespannt, Jimmy, sehr angespannt.»
    «Er hat schon immer unter Nervenschwäche gelitten», sagte James. «Und er tut sich nichts Gutes, wenn er dann auch noch Tabak und Alkohol konsumiert.»
    Pinkerton lächelte. «Bekanntermaßen habe ich das früher auch getan, Jimmy.»
    «Aber Sie sind ein kräftig gebauter Mann», erklärte James, «und mein Bruder ist mager. Menschen wie Sie und ich, Major, haben Magen- und Darmleiden, aber Männer wie mein Bruder werden immer Probleme mit den Nerven haben. Darin kommt er nach meinem Vater.»
    «Es muss großartig sein, wenn man so gebildet ist», sagte Pinkerton und widmete sich seinem Teller. Das Artilleriefeuer verstärkte sich, aber er achtete nicht darauf. «Meine Großmutter allerdings, Gott schenke ihrer Seele den ewigen Frieden, hat immer behauptet, es gäbe keine Krankheit auf Gottes Erdboden, die man nicht mit einem Fingerhut voll Whiskey kurieren könnte. Ich bezweifle, dass Sie ihr darin zustimmen würden, Jimmy, aber sie hat außerordentlich lange gelebt und war kaum einen Tag krank.»
    «Aber sie hat nur einen Fingerhut voll Whiskey empfohlen», sagte James, entzückt, ein schlagendes Argument gefunden zu haben, «und nicht etwa, ihn sich kübelweise einzuverleiben, Major, und kein vernünftiger Mensch bestreitet die Heilkräfte des Whiskeys, nur wird er bedauerlicherweise selten als Medizin eingenommen.»
    «Ihr Bruder trinkt jedenfalls gerne mal ein Tröpfchen», merkte Pinkerton boshaft an.
    «Nate ist eine schmerzliche Enttäuschung», gab James zu. «Aber ich sehe es so, Major: Er hat seinem politischen Irrtum abgeschworen, und das ist schon ein guter Anfang auf dem steinigen Weg der Wiedergutmachung. Er ist weit zurückgefallen, aber mit Gottes Gnade wird er jeden Schritt dieses Irrweges hinter sich lassen und die ewige Erlösung finden.»
    «Da haben Sie vermutlich recht», grummelte Pinkerton. Er fühlte sich nie wohl, wenn sein Stabschef diesen Predigerton an sich hatte, doch er schätzte James’ verlässliche Qualitäten und wusste, dass die eine oder andere Predigt kein zu hoher Preis für die rigorose Ordnung war, die James im Büro des Geheimdienstes durchgesetzt hatte.
    «Und vielleicht können wir Nates Errettung ja unterstützen», fuhr James fort, «indem wir ihm einen Posten hier im Büro anbieten. Wir sind beklagenswert unterbesetzt, Chief. Sehen Sie sich das an!» Er deutete auf den Stapel mit Fernschreiben und Verhörprotokollen.
    «Wenn er aus Richmond zurück ist», sagte Pinkerton, «denken wir darüber nach, das verspreche ich Ihnen.» Unvermittelt drehte er den Oberkörper zum Fenster. «Dieses Artilleriefeuer ist ziemlich lebhaft. Glauben Sie, wir werden von den Sezessionisten angegriffen?»
    «Wir haben keinerlei Hinweise auf einen Rebellenangriff», sagte James und deutete damit

Weitere Kostenlose Bücher