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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fragte er.
    Julia erinnerte sich an etwas, das Sally gesagt hatte, etwas, das sie überrascht hatte: dass Männer, trotz all ihrer Prahlerei und der großen Auftritte, so schwach wie neugeborene Kätzchen waren. «Ich?», fragte Julia, als hätte sie nicht sofort verstanden, was Adam wissen wollte.
    «Würdest du den Süden verlassen?»
    «Würdest du das denn von mir wollen?», fragte Julia, und in Wahrheit waren ihre Worte eine Einladung an Adam, sie zu umwerben und zu erklären, dass eine große Liebe auch große Gesten verdient. Julia wollte die Liebe nicht als etwas Alltägliches sehen, sie wollte, dass die Liebe ebenso lebensverändernde Geheimnisse barg wie die Religion und dass sie ebenso stürmisch verlief wie das Gewitter, das sich gerade über der gesamten Halbinsel austobte.
    «Ich würde wollen, dass du tust, was immer dir dein Herz und deine Seele raten», erklärte Adam steif.
    «Dann rät mir mein Herz, in Virginia zu bleiben», gab Julia ebenso kalt zurück. «Es sagt mir, dass ich hier arbeiten soll, hier im Hospital. Mutter heißt das nicht gut, aber möglicherweise muss ich darauf bestehen. Hättest du etwas dagegen, wenn ich Krankenschwester werde?»
    «Nein», sagte Adam, klang dabei aber kein bisschen überzeugend. Er wirkte, als habe er die Sprache verloren, wie ein Reisender, der in einem fremden Land gestrandet ist, doch dann wurde er davor gerettet, noch etwas sagen zu müssen, weil die Tür der Baracke geöffnet wurde und Reverend John Gordon ängstlich auf die Veranda hinausspähte.
    «Ich habe schon befürchtet, ihr zwei wärt weggeschwemmt worden», sagte Julias Vater und äußerte damit den schärfsten Tadel, zu dem er fähig war. Seine Frau hätte laut gegen die Unschicklichkeit protestiert, dass Adam und Julia allein in der Dunkelheit standen, aber Reverend Gordon konnte in ihrem Verhalten nichts Sündiges erkennen.
    «Wir sind vollkommen trocken, Vater», sagte Julia, ohne auf den sanften Vorwurf ihres Vaters einzugehen. «Wir haben uns nur das Gewitter angesehen.»
    «Und die Winde wehten und stürmten wider jenes Haus; und es fiel nicht, denn es war auf einen Felsen gegründet», zitierte Reverend John Gordon heiter aus dem Matthäusevangelium.
    «Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen», zitierte Julia aus demselben Evangelium, «sondern das Schwert.» Sie sah Adam an, während sie das sagte, doch er nahm ihren Blick nicht wahr. Er starrte in die schwarze Finsternis, die von Blitzen gespalten wurde, und dachte an die weißen Papierfetzen, die er in den schwarzen Graben gestreut hatte. Das war die Spur eines Verrats, der dem Norden den Sieg bringen sollte und im gesegneten Kielwasser dieses Sieges den Frieden. Und bestimmt, dachte Adam, würden sich im Frieden alle wieder vereinen.
    Morgen.
     
    Der regennasse Boden dampfte in der Morgensonne. Der Angriff sollte inzwischen schon seit zwei Stunden laufen, er sollte schon das Zentrum der Yankee-Front erreicht und die Nordstaatler zum White-Oak-Sumpf zurückgedrängt haben, aber nichts rührte sich auf den drei Straßen, die von der Linie der Rebellen zu den Yankee-Stellungen führten.
    General Johnston hatte geplant, die drei Straßen wie einen Dreizack einzusetzen. Hills Division sollte zuerst in der Mitte vorrücken und über die Williamsburg Stage Road die Nordstaatentruppen angreifen, die hinter der Bahnstation von Fair Oaks lagen. Johnston hoffte, dass sich die Yankee-Infanterie dann auf Hills vorrückende Truppen stürzen würde wie ein Bienenschwarm, um dann überraschend vom Norden aus durch Longstreets Division und vom Süden aus durch Huger angegriffen zu werden. Alles, was Hills Division brauchte, um ihren Angriff zu starten, war die Nachricht, dass die Einheiten von Longstreet und Huger aus ihren Lagern in der Nähe von Richmond ausgerückt waren. Longstreets Männer sollten auf der Nine Mile Road in der Nähe der Old Tavern marschieren, während für Hugers Division die Charles City Road bei der White’s Tavern vorgesehen war.
    Nur dass beide Straßen verlassen waren. Überall standen nach dem heftigen Regen der vergangenen Nacht tiefe Pfützen, doch kein Mensch war zu sehen. Die Morgennebel verzogen sich und enthüllten eine wassergetränkte Landschaft, über die ein böiger, kalter Wind fuhr, stark genug, um die beiden Aufklärungsballons der Yankees am Boden zu halten und den Rauch der Lagerfeuer zu verwehen, die mit dem feuchten Holz mehr schlecht als recht in Gang gehalten wurden. «Wo zum Teufel sind sie?»,

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