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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Spielkarten, und die Männer schnappten sich ihre Gewehre, die zeltartig aneinandergelehnt standen, und hasteten los, um in Reihen hinter dem hüfthohen Baumverhau anzutreten, der ihre Lager schützte. Die Tirailleure schwärmten zu einem Schützengraben aus, der hundert Schritt vor dem Verhau angelegt worden war, wo eine leichte Geländeerhebung dafür hätte sorgen sollen, dass der Boden trocken blieb, aber das nächtliche Gewitter hatte die Schützengräben trotzdem überflutet. Und so knieten sich die Tirailleure neben die wassergefüllten Gräben und zogen die Mündungsstopfen aus ihren Gewehren, die verhindert hatten, dass die Gewehrläufe im Regen Rost ansetzten. Die übrigen Männer der Regimenter, in denen Alarm ausgerufen worden war, bildeten zwei lange Reihen, die nun in dem warmen, heftigen Wind standen und den Wald beobachteten, aus dem die Wachtposten gerannt waren. Die Männer luden ihre Waffen und setzten Zündhütchen auf die Gewehrpistons.
    Der Verhau vor der wartenden Infanterie war eine dichte Barriere aus gefällten Bäumen und Ästen. Unterbrochen wurde sie von Lücken für die Tirailleure und den Erdwällen von Geschützstellungen. Die Kanonen, zumeist Zwölfpfünder-Napoleons, die von wenigen Zehnpfünder-Parrotts ergänzt wurden, waren schon mit Granaten geladen. Kanoniere zogen Planen von Munitionsprotzen, rammten Reibungszünder in Zündlöcher und befahlen die Bereitstellung von Kartätschen für den zweiten und dritten Schuss. Die vorrückenden Rebellen scheuchten Vögel aus den Bäumen auf, dann brachen zwei Hirsche aus dem Wald und galoppierten vor der Front eines frischen New Yorker Bataillons ohne Kampferfahrung entlang. «Nicht schießen!», knurrte ein Sergeant einem Mann zu, der sein Gewehr auf einen der Hirsche richtete. «Niedrig zielen, wenn sie kommen, sucht nach ihren Offizieren! Ganz ruhig bleiben!» Der Sergeant schritt vor der Kampflinie seiner unruhigen Männer entlang. «Das ist nur eine Horde unfähiger Bauerntrottel, also dasselbe wie euer elender Haufen. Rebellen haben keine Zauberkräfte. Sie können genauso getötet werden wie jeder andere. Zielt niedrig, wenn ihr sie seht.»
    Ein junger Bursche murmelte wieder und wieder «o Gott, o Gott» vor sich hin. Seine Hände zitterten. Einige der Männer hatten ihre Ladestöcke in den feuchten Boden gesteckt, um sie beim Nachladen schneller zur Hand zu haben. «Wartet ab, Jungs, wartet», sagte der Sergeant, der die Unruhe auf den jungen Gesichtern sah. Der Colonel galoppierte hinter dem letzten Rang vorbei, von den Hufen seines Pferdes spritzten Wasser und Schlamm.
    «Wo sind sie?», fragte ein Mann.
    «Du siehst sie noch früh genug», sagte ein anderer. In der Mitte der Linie hob sich die Flagge leuchtend gegen den trüben Himmel ab.
    Irgendwo auf der rechten Seite wurde eine Musketensalve abgegeben. Das Geräusch klang wie brennender Röhricht. Eine Kanone wurde mit einem so lauten Knall abgefeuert, dass die Männer zusammenzuckten. Dort von der rechten Flanke drang ein dämonisches Gekreische herüber, und Rauch trieb über den feuchten Boden, aber vor den Männern aus New York waren immer noch keine Feinde aufgetaucht. Eine zweite Kanone wurde abgefeuert und spie eine Rauchwolke dreißig Schritt weit vor ihre Mündung. Eine Granate explodierte in der Luft hinter dem New Yorker Regiment, also war eine Geschützstellung der Rebellen ganz in der Nähe. Plötzlich beugte sich einer der New Yorker vor und erbrach seinen Mageninhalt aus Zwieback und Kaffee. «Es geht euch besser, sobald ihr sie seht», grummelte der Sergeant. Ein weiterer Hirsch brach aus dem Wald und galoppierte nordwärts in die Richtung des Rauchs und des Lärms, dann kehrte er um und rannte an der Front des Regiments entlang. Zwischen den Bäumen wurden jetzt bewegliche Gestalten, matte Lichtreflexe von Waffen und die strahlenden Farbkleckse der Rebellenflaggen sichtbar.
    «Bereitmachen! Zielen!», rief der Colonel der New Yorker, und siebenhundert Gewehre wurden an siebenhundert Schultern gehoben. Die Tirailleure neben den überschwemmten Schützengräben hatten das Feuer schon eröffnet, sodass über dem unebenen Gelände Rauchwolken schwebten, die bald vom Wind nach Norden getrieben wurden.
    «Befehl abwarten! Befehl abwarten!», rief der Sergeant. Ein Lieutenant hieb mit seinem Schwert nach irgendeinem Unkraut. Er versuchte zu schlucken, aber seine Kehle war zu trocken. Seit Tagen hatte er Verstopfung, und jetzt plötzlich fühlte er sich, als hätte

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