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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er nur noch Wasser im Darm. «Ruhig! Befehl abwarten!» Der Sergeant reihte sich in den ersten Rang ein.
    Und dann, ganz unvermittelt, war er da: Der Gegner, von dem sie alle gelesen hatten, von dem ihnen alle erzählt und über den sie Witze gerissen hatten, und was für einen armseligen, zerlumpten Gegner hatten sie jetzt vor sich, nichts als eine auseinandergezogene Reihe von abgerissenen Männern in schlammbraunen und rattengrauen Uniformen, die auf der anderen Seite der Lichtung aus dem Schatten des Waldes auftauchten.
    «Feuer!» Der Colonel hatte sein Schwert gezogen und ließ es jetzt niederfahren. Die erste Reihe des New Yorker Regiments verschwand hinter den Rauchwolken.
    «Feuer!», riefen die Captains der Artillerie, und Granaten rasten kreischend zum Waldrand hinüber und explodierten mit abrupten kleinen Rauchwolken. Männer wischten Kanonenrohre aus und rammten Kartätschen auf die Schießpulverladungen.
    «Ihr haltet sie auf, Jungs! Ihr haltet sie auf!» Der Kaplan der New Yorker ging mit langen Schritten hinter den Kompanien auf und ab, in der einen Hand seine Bibel, in der anderen einen Revolver. «Schickt ihre Seelen zum Herrn, Jungs, führt die Halunken zur ewigen Seligkeit! Gut gemacht! Lob sei dem Herrn, zielt niedrig!»
    «Feuer!» Die Kartätschen explodierten an der Mündung der Kanonen und jagten ihre Schrotladung fächerförmig nach vorn. Rebellen wurden rücklings umgerissen, ihr Blut tröpfelte in die Pfützen der Regennacht. Ladestöcke aus Stahl klapperten in Gewehrläufen, als die New Yorker nachluden. Der Rauch ihrer Eröffnungssalve hatte sich verzogen, und sie sahen, dass der Gegner weiter vorrückte. Er hatte nun kleine Gruppen gebildet, die anhielten, sich hinknieten, feuerten und weiterliefen, und die ganze Zeit stießen sie diesen unheimlichen heulenden Ruf aus, das berüchtigte Kampfgeschrei der Rebellen. Ihre neue Kriegsflagge hob sich blutrot vor den Bäumen ab. «Feuer!», rief der Sergeant und beobachtete, wie eine der Rebellengruppen gestoppt wurde. Zwei Männer in Grau gingen zu Boden. Ein Ladestock, der versehentlich mit weggeschossen worden war, wirbelte durch den Rauch. Einige Kugeln der Rebellen schlugen in die Stämme des Verhaus ein, während andere darüber hinwegpfiffen. Die Tirailleure der New Yorker ließen sich zurückfallen, überließen die nutzlosen Schützengräben den Tirailleuren der Rebellen. Rauch begann das Schlachtfeld zu verhüllen und einen ungleichmäßigen Vorhang zu bilden, hinter dem sich die Rebellen nur noch als schemenhafte Gestalten abhoben, markiert durch das Mündungsfeuer ihrer Gewehre.
    Die Kanonen krachten auf ihre Lafetten zurück und gruben tiefe Furchen in die regengetränkte Erde. Es war nicht genügend Zeit gewesen, um richtige Geschützstellungen mit festem Boden zu errichten, vor den Kanonen war lediglich ein grober Wall aufgeschüttet worden, von dem aus nun die tödlichen Kartätschenladungen auf den Gegner zujagten. Jede Zwölfpfünder-Kanone wurde jetzt mit einer Doppelladung aus zwei Kartätschen bestückt, die auf einen Beutel mit zweieinhalb Pfund Schwarzpulver gerammt wurden, sodass jedes Kanonenrohr vierundfünfzig Musketenkugeln verschoss, die einen Durchmesser von vollen anderthalb Zoll hatten. Die Kartätschen selbst bestanden aus Zinkblech, das beim Austritt aus dem Kanonenrohr auseinanderriss, und die Kugeln lagen in Sägespänen, die im Mündungsfeuer der Kanonen verbrannten. Die Kugeln trafen die Bäume hinter den angreifenden Rebellen, schlugen in den nassen Boden ein und zerfetzten Konföderierte. Jedes Mal, wenn die Kanonen abgefeuert wurden, trieb der Rückstoß sie etwas weiter nach hinten und den Lafettensporn tiefer in die feuchte Erde, und die Kanoniere hatten weder die Kraft noch die Zeit, um die schweren Geschütze aus dem saugenden Morast zu ziehen. Die Kanonenrohre mussten tiefer ausgerichtet werden, um die einsinkenden Lafettensporne auszugleichen, doch das Artilleriefeuer konnte die Rebellen immer noch aufhalten. Der unheimliche Rebellenschrei hatte aufgehört, war ersetzt worden von dem zischenden Geräusch, mit dem die Kartätschenladungen durch den Wald auf der anderen Seite rasten.
    «Ihr schlagt sie! Ihr schlagt sie!» Der Colonel aus New York stand in den Steigbügeln und feuerte seine Männer an. «Ihr macht es ausgezeichnet», sagte er noch, dann stieß er ein ersticktes Keuchen aus, weil ihn eine Kugel in den Halsansatz getroffen hatte. Der Colonel begann mit dem Kopf zu zucken, wie jemand,

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