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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wie es war, unter Beschuss zu stehen. Außerdem wusste er, dass die sorgfältig geplante Schlacht, die ihm Ehre und Ruhm hätte bringen sollen, katastrophal fehlgeschlagen war. Bei Gott, dachte er rachsüchtig, dafür wird jemand leiden müssen. «Weiß irgendwer, wo Huger ist?», fragte er, aber niemand wusste es. Der General schien genauso spurlos verschwunden zu sein wie zuvor Longstreet, aber wenigstens war Longstreet schließlich doch noch am Ort der Schlacht eingetroffen. Huger aber blieb unauffindbar. «Wer hat Huger seine Befehle übergeben?», fragte Johnston wieder.
    «Wie ich Ihnen schon sagte, Sir», gab Colonel Morton respektvoll zurück, «es war der junge Faulconer.»
    Johnston wandte sich an Adam. «Hat er sie verstanden?»
    «Ich glaube schon, Sir.»
    «Was meinen Sie damit? Sie glauben schon? Hatte er Fragen?»
    «Ja, Sir.» Adam spürte, dass er rot wurde.
    «Welche Fragen?», blaffte Johnston.
    Adam versuchte, seine Unruhe zu unterdrücken. «Über die Truppen, die Sie unter General Longstreets Befehl gestellt haben, Sir.»
    Johnston runzelte die Stirn. «Zu dem Angriff hat er keine Fragen gestellt?»
    «Nein, Sir.»
    «Nun, morgen holen wir alle in einem Raum zusammen, General Huger, General Longstreet, dann werden wir schon herausfinden, was zum Teufel heute passiert ist, und ich verspreche Ihnen, dass sich derjenige, der diesen Tag verpfuscht hat, noch wünschen wird, nicht geboren worden zu sein. Ist es nicht so, Morton?»
    «Absolut, Sir.»
    «Und ich will, dass sämtliche Adjutanten, die einen Befehl überbracht haben, dabei sind», verkündete Johnston.
    «Selbstverständlich, Sir», sagte Morton.
    Adam starrte verbissen in den Geschützqualm. Angesichts der unbändigen Wut Johnstons schien sein schneller Entschluss des vergangenen Abends nicht mehr so brillant. Er hatte vorgehabt, auf Vergesslichkeit oder Unbedachtheit zu plädieren, aber im Augenblick wirkten solche Entschuldigungen äußerst dürftig.
    «Ich werde den Mann, der dafür verantwortlich ist, erschießen lassen!» Johnston war immer noch voller Zorn, dass seine sorgfältig geschmiedeten Pläne gescheitert waren, und plötzlich machte er eine weit ausholende Geste mit dem linken Arm, die merkwürdig deplatziert schien, und Adam, der voller Schrecken daran dachte, was bei der Untersuchung am nächsten Tag herauskommen würde, glaubte einen Moment lang, der General wolle ihn schlagen. Doch dann sah er, dass der General in die rechte Schulter getroffen worden war und dass er mit dem linken Arm ausgeholt hatte, um das Gleichgewicht zu halten.
    Der General blinzelte einige Male, dann schluckte er und tastete mit den Fingerspitzen der linken Hand nach seiner rechten Schulter. «Verflucht, ich habe eine Kugel abbekommen», sagte er zu Morton. «Verflucht.» Er atmete schwer und keuchend.
    «Sir!» Morton ritt an Johnstons Seite, um ihm zu helfen.
    «Schon gut, Morton. Ist nicht lebensgefährlich. Nur eine Kugel, weiter nichts.» Unbeholfen zog Johnston ein Taschentuch heraus und begann es zu einer Kompresse zu falten, doch da exlodierte eine Yankee-Granate am Fuß der Anhöhe, und ein Schrapnellsplitter traf den General mitten in die Brust, sodass er rücklings vom Pferd stürzte. Er schrie auf, mehr vor Erstaunen als vor Schmerz, dann stürzten seine Adjutanten zu ihm, um seinen Schwertgürtel und seine Pistolen abzuschnallen und ihm den Uniformrock auszuziehen. Blut durchtränkte die Brust von Johnstons Uniform.
    «Sie kommen wieder in Ordnung, Sir», sagte ein Adjutant, aber der General hatte das Bewusstsein verloren, und aus seinem Mund quoll Blut.
    «Bringt ihn zurück!» Colonel Morton übernahm das Kommando. «Eine Trage hierher, schnell!» Die nächste Yankee-Granate explodierte ganz in der Nähe, und die Schrapnellsplitter rasten über sie hinweg und rissen noch mehr Blätter aus dem Zürgelbaum.
    Adam sah zu, als Männer vom nächsten Infanteriebataillon mit einer Trage für den Kommandogeneral der Armee kamen. Johnstons Augen waren geschlossen, er war sehr blass, und sein Atem ging flach. Das war’s mit der Untersuchung des nächsten Tages, dachte Adam mit neuer Hoffnung. Er würde damit durchkommen! Er hatte diesen Misserfolg in die Wege geleitet, und niemand würde je davon erfahren!
    Auf der Ebene feuerten die Kanonen weiter. Die Sonne verschwand wieder hinter den Wolken, und die Toten lagen auf den feuchten Feldern, und die Verwundeten weinten, und die Unversehrten kauerten sich hin, um ihre Patronen aufzubeißen und

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