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Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ihre Gewehre abzufeuern. Die Dämmerung ließ das Mündungsfeuer nur noch umso heller erscheinen. Dann lockte der Abend die Glühwürmchen heraus, und langsam erstarb der Geschützdonner, bis die Schreie der Sterbenden das lauteste Geräusch zwischen der Stadt und dem White-Oak-Sumpf waren.
    Flammen züngelten in der Dunkelheit. Weder Sterne noch der Mond waren zu sehen, nur Laternen und die kleinen Lagerfeuer. Männer beteten.
    Am nächsten Morgen, das wussten sie, würde die Schlacht wieder aufleben, wie Glut, die von einer sanften Brise angefacht wird, doch jetzt, in der feuchten Dunkelheit, in der die Verwundeten um Hilfe riefen, ruhten die beiden Armeen aus.
     
    Am Sonntagvormittag ging die Schlacht zu Ende. Die Rebellen, die nun von General Smith kommandiert wurden, machten einen Vorstoß in die Mitte, aber die Yankees hatten Verstärkung vom Nordufer des Chickahominy geschickt und ließen sich nicht aus ihrer neuen Verteidigungsstellung vertreiben. Dann begannen die Yankees einen Vorstoß und machten Boden gut, bis die beiden Armeen den Kampf erschöpft aufgaben. Die Rebellen, die keinen Vorteil darin sahen, das Stück Gelände, das sie gewonnen hatten, zu halten, zogen sich auf ihre ursprüngliche Gefechtslinie zurück und ließen die Yankees die Kreuzung bei Seven Pines erneut besetzen.
    Arbeitstrupps fällten Bäume und errichteten Scheiterhaufen, auf denen die toten Pferde verbrannt wurden. Die Hitze zog die Sehnen der Tiere zusammen, sodass die toten Pferde inmitten der Flammen aussahen, als würden sie in einem Traumgalopp zucken. Die verwundeten Männer wurden zu Feldlazaretten getragen oder, auf der Rebellenseite, auf Fuhrwerke und flache Karren geladen, um nach Richmond gebracht zu werden. Die Nordstaatler verbrannten die Toten in flachen Gräbern, weil niemand genügend Energie hatte, um tiefe auszuheben, während die Konföderierten die Leichen auf Wagen stapelten, um sie zu den Friedhöfen von Richmond zu bringen. Als die Karren und Fuhrwerke knarrend durch die Stadt fuhren, starrten Frauen und Kinder entsetzt auf die Fracht aus Toten und Sterbenden.
    Die Yankees feierten. Eines ihrer Beutestücke war ein Doppeldecker-Pferdebus, mit dem das Richmond Exchange Hotel früher seine Gäste zur Bahnstation gefahren hatte. Der Bus war bei der Schlacht als Sanitätswagen eingesetzt worden, doch er war so tief in den Schlamm eingesunken, dass er aufgegeben werden musste, und jetzt schleppten ihn die Unionssoldaten durch ihr Lager und boten Zwei-Cent-Fahrten den Broadway hinunter an. Alle Mann an Bord, riefen sie. Die Nordstaatler reklamierten den Sieg für sich. Hatten sie nicht trotz ihrer Unterzahl die gefürchteten Konföderierten zurückgeschlagen? Und als der kranke, zitternde, geschwächte McClellan sich in dem Durcheinander aus verkohlten Protzen, geborstenen Kanonen, blutigem Gras und abgebrochenen Gewehren zu Pferde zeigte, wurde er mit Jubelrufen begrüßt, als sei er ein siegreicher Held. Eine Regimentskapelle aus New York brachte ihm mit «Hail to the Chief» ein Ständchen. Der General versuchte tapfer, eine Rede zu halten, doch seine Stimme war schwach, und nur ein paar Männer hörten ihn verkünden, dass sie das letzte, verzweifelte Aufbäumen der Rebellenarmee erlebt hätten und dass er sie bald, sehr bald, ins Zentrum der Sezession führen und den Aufstand endgültig niederschlagen werde.
    Auf beiden Seiten der Frontlinie nahmen die Regimenter zum Sonntagsgottesdienst Aufstellung im Karree. Katholische Regimenter feierten die Eucharistie, Protestanten hörten den Wortgottesdienst, und alle dankten Gott für ihre Errettung. Kräftige Männerstimmen sangen Kirchenlieder, die schwermütig über das nach Tod und Pulverrauch riechende Schlachtfeld klangen.
    Starbuck und Lassan hatten die Nacht mit Micah Jenkins’ Brigade verbracht, doch am Nachmittag, als die Schlacht zu Ende war, suchten sie sich einen Weg zurück zwischen den Löchern der Granateneinschläge und vorbei an den vielen Toten, die von Kartätschenschüssen niedergemäht worden waren, bis sie in einem kleinen, mit Schindeln verkleideten Bauerngehöft nördlich der Bahnlinie das Hauptquartier der Armee fanden. Starbuck ging hinein, um sich nach dem Weg zu erkundigen, und danach verabschiedete er sich von Lassan draußen auf der Straße. Starbuck bestand darauf, dass der Franzose das Pferd seines Bruders nahm.
    «Sie sollten das Pferd verkaufen!», widersprach Lassan.
    Starbuck schüttelte den Kopf. «Ich schulde Ihnen

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