Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Starbuck. Der Verräter (German Edition)

Titel: Starbuck. Der Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Rebellen in zwei Reihen rammten Minié-Kugeln auf Pulverladungen. Zwölfhundert Zündhütchen wurden auf die Zündpistons gesetzt und zwölfhundert Hähne gespannt.
    «Zielen!» Nicht, dass es etwas Bestimmtes gab, auf das die Männer hätten zielen können. Kein Gegner stand unmittelbar vor Jenkins’ Brigade; stattdessen hatten die Rebellensoldaten ein weites Feldlager der Yankees vor sich, über dem der böige Wind Rauchwolken trieb. Hinter der Gefechtslinie der Rebellen wurden ihre Flaggen in die Höhe gehalten, die Palmettoflagge von South Carolina und das Siegel von Georgia mit den drei Säulen und über allen anderen das Sternenkreuz der konföderierten Kriegsflagge. Sechs gegnerische Flaggen lagen neben Jenkins’ Pferd im Gras, alle hatte er an diesem Tag erobert, und er würde sie als Trophäen zur Plantage seiner Eltern auf Edisto Island schicken.
    Jenkins hob seinen Säbel hoch über den Kopf, hielt einen Augenblick inne und ließ die gekrümmte Klinge dann niederfahren. «Feuer!»
    Zwölfhundert Kugeln jagten über die nachmittäglichen Felder. Die Salve richtete kaum Schaden an, doch ihr gewaltiges, scharfes Krachen machte den Nordstaatlern klar, dass sie den Feind im Rücken hatten, und diese Erkenntnis genügte, um ihren Rückzug von der Kreuzung Seven Pines einzuleiten. Eine nach der anderen wurden die Yankee-Kanonen aus der Stellung gezogen, dann begannen die Infanteriebataillone, sich von den Wällen zurückzuziehen. Triumphierendes Rebellengeschrei hallte durch die aufziehende Dämmerung, und Starbuck sah eine Gefechtslinie grau uniformierter Männer durch die langen Schatten auf die Wallfestung zuschwärmen. Eine letzte Nordstaatenkanone wurde abgefeuert, und die Granate schleuderte eine Gruppe Männer in einer Wolke aus Blut zurück, doch dann stürmte eine Flut Bajonettträger über die Wälle aus Sandsäcken, und mit einem Mal war das Weizenfeld vor Micah Jenkins’ Brigade schwarz vor Männern, die panisch Richtung Osten flohen. Die Yankees ließen ihre Zelte, ihre Artillerie und ihre Verwundeten zurück. Reiter galoppierten zwischen den Flüchtenden, die in die heraufziehende Dunkelheit rannten, und sie überließen die beiden Häuser und die zerfetzten Kiefern und die blutige Wallfestung den Rebellen.
    «Bei Gott.» Jenkins spuckte einen Strahl Tabaksaft aus, der auf einer der erbeuteten Nordstaatenflaggen landete. «Rennen können die Yankees wirklich gut.»
    Es war noch hell genug für die siegreichen Rebellen, um das aufgegebene Feldlager zu plündern, nicht aber, um den Sieg in einen Triumph zu verwandeln. Die Nordstaatler würden nicht in den Sumpf getrieben werden. Stattdessen hielten ihre Offiziere die panische Flucht anderthalb Meilen östlich der Kreuzung auf und befahlen den geschlagenen Bataillonen, neue Schützengräben auszuheben und Bäume für neue Barrikaden zu fällen. Von der Nachhut wurden Kanonen herangeschafft, um die neue Verteidigungslinie zu verstärken, doch an diesem Abend kamen keine Rebellen mehr, um die neu aufgestellten Geschützbatterien herauszufordern.
    Nördlich der Bahnlinie watete Johnstons Flankeneinheit durch hüfttiefen Sumpf, um die Geschützstellungen anzugreifen, die von Infanterieeinheiten der Nordstaaten besetzt waren, welche gerade über den Fluss gesetzt hatten. Die Yankees eröffneten das Feuer, ihre Kanonen spuckten Granaten und Büchsenkartätschen und Traubengeschosse, sodass die grauen Reihen blutig zurückgeworfen wurden. Die Blauuniformierten jubelten im Zwielicht, als der kreischende Gegner zuerst verstummte, dann schwere Verluste erlitt und schließlich geschlagen war. Verwundete ertranken im Sumpf, ihr Blut sickerte in den übelriechenden Schlamm.
    General Johnston sah seine Männer vor dem plötzlichen und unerwarteten Verteidigungsschlag der Yankees zurückweichen. Er saß zu Pferd auf einer kleinen Anhöhe, die einen guten Blick über das Schlachtfeld bot, welches nun unvermittelt von den Strahlen der Abendsonne, die unter den Wolken und dem Pulverrauch hindurchschienen, rot gefärbt wurde. Kugeln peitschten über ihn hinweg und zerfetzten das Laub eines kleinen Zürgelbaums. Einer seiner Adjutanten zuckte jedes Mal im Sattel, wenn eine Kugel vorbeipfiff, und die Ängstlichkeit des Mannes reizte den General. «Sie können sich nicht vor einer Kugel wegducken», knurrte er. «Wenn Sie die Kugel hören, ist sie schon an Ihnen vorbei.» Der General war in seiner Dienstzeit bei der alten U.S. Army fünf Mal verwundet worden und wusste,

Weitere Kostenlose Bücher