Starcraft II - Flashpoint (German Edition)
etwas, das ich haben will, Sohn“, sagte Arcturus affektiert gedehnt.
Valerian nahm sich zusammen, ließ die Waffe sinken und wandte sich dem Bildschirm zu. „Der Gewinn geht an den Sieger, Vater“, sagte er mit einer Ruhe, die Raynor erstaunte. „Das hast du mir beigebracht.“
„Noch bist du nicht der Sieger“, erwiderte Arcturus. „Ich würde lieber nicht das Feuer auf dich eröffnen. Gib mir, was von Kerrigan übrig ist, oder bring das Miststück selber um! Händige mir den Verbrecher aus, und wir werden Seite an Seite die gute Nachricht verkünden, dass die Zerg keine Bedrohung mehr darstellen und die Liga dank uns sicher ist. Dann ist jeder glücklich.“
Valerian schüttelte sein blondes Haupt. „Das kann ich nicht, Vater.“
Aus dem spöttischen Lächeln wurde ein höhnisches Grinsen. „Du bist zu weich, Valerian.“
„Das hat mit Weichsein nichts zu tun, Vater, sondern mit Klugheit. Uns bietet sich die einzigartige Gelegenheit, sie zu untersuchen und zu studieren. Wir könnten Dinge über die Zerg herausfinden, die es uns ermöglichen, sie ein für alle Mal zu bezwingen. Du glaubst doch selbst nicht, dass sie für immer ohne Führung bleiben werden, oder? Als der Overmind zerstört war, ersetzten sie ihn letztlich durch Kerrigan. Und sie wird man durch jemand anders ersetzen.“
Dieser grässliche Gedanke war Raynor noch gar nicht gekommen. Er sah zu Kerrigans Bahre. Als der rote Alarm losging, waren die Wissenschaftler erstarrt und hatten auf weitere Anweisungen gewartet. Kostbare Sekunden verstrichen ungenutzt, während Mengsk junior und senior miteinander stritten. Er fing Valerians Blick auf und wies mit einer Kopfbewegung in Kerrigans Richtung. Valerian nickte kaum merklich, und die Wissenschaftler machten sich sofort auf den Weg.
Jim wollte sie begleiten, aber mehr noch wollte er wissen, ob Valerian sich behaupten und durchsetzen würde.
„Ich wusste genau Bescheid über deinen kleinen Plan, Sohn, und ich sage dir, du verschwendest deine Zeit. Kerrigan muss wie ein tollwütiger Hund getötet werden, denn genau das ist sie.“
Jim konnte nicht an sich halten. „Genau wie jeder, der nicht Ihrer Meinung ist, nicht wahr, Arcturus?“, gab er zurück. „Das ist typisch für Sie, einen abgebrühten Verbrecher zu schicken, um einer nackten, hilflosen Frau eine Kugel durch den Kopf zu jagen.“
Arcturus lachte leise. „Ach, Raynor, Sie sind nichts weiter als ein verliebter Trottel. Sarah Kerrigan war seit dem Tag, an dem sie aus dem Schoß ihrer Mutter kam, nicht hilflos. Das wissen Sie doch ganz genau.“
Und dann sagte Valerian etwas, das sowohl seinen Vater als auch Jim überraschte.
„Sie ist mehr als nur ein Ghost oder ein Zerg – sie ist die Erfüllung einer Prophezeiung!“
Jim starrte ihn staunend an. Woher wusste Valerian das?
Er selbst hätte es nicht gewusst, hätte ihm sein alter Freund Zeratul, der Prälat der Dunklen Templer, nicht unter großer Gefahr einen Kristall gegeben, in dem Zeratuls Begegnung mit Kerrigan gespeichert war.
Sie kamen zurück. Die Xel’Naga kamen zurück. Was hatte Zeratul gesagt? „Ihr Leben wird in deinen Händen liegen. Und obgleich die Gerechtigkeit verlangt, dass sie für ihre Verbrechen stirbt, kann doch nur sie uns retten.“
Wenn Zeratul das glaubte, dann glaubte Jim ebenfalls daran. Und offenbar auch Valerian.
Arcturus Mengsks buschige Brauen zogen sich über seinen Augen zusammen. „Was zum Teufel faselst du da?“
„Ich war nicht untätig, Vater. Im Laufe der vergangenen Jahre habe ich viel in Erfahrung gebracht. Die Protoss sind ein uraltes Volk, und sie glauben an die Rückkehr ihrer Schöpfer, der Xel’Naga – dieselben Wesen, die diese Artefakte erschufen, die ich gesammelt habe und von denen eines aus Kerrigan offenbar wieder einen Menschen gemacht hat. Und sie glauben, dass Sarah Kerrigan im Fall dieser Rückkehr unsere einzige Hoffnung sein könnte.“
„Und das glaubst du?“ Arcturus Mengsks Tonfall war eine Mischung aus Skepsis und Verachtung.
„Ob ich es nun glaube oder nicht, es gibt diese Prophezeiung, und sie ist wichtig. Zu wichtig, als dass wir etwas überstürzen sollten, ehe wir nicht mehr wissen. Wir könnten unser eigenes Schicksal besiegeln, wenn wir Kerrigan jetzt töten.“
„Das einzige Schicksal, das mich interessiert, ist das, das ich selbst bestimme. Und das sollte auch das einzige Schicksal sein, das dich interessiert. Falls du es noch nicht gemerkt hast, wir sind Menschen – keine
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