Starcraft II - Flashpoint (German Edition)
meinst du nicht so“, sagte er. „Lass diese Jungs ihre Arbeit tun. Mach dir keine Sorgen!“
„Keine Sorgen ?“ Ihr Kopf ruckte wieder herum. Sie starrte ihn mit hochgezogener Lippe an, und ihr Ton war mit der letzten Silbe schrill geworden. Die Ärzte, fasziniert von den Werten auf dem Display, schreckten aus ihrem Bann auf und blickten nun auf die Patientin anstatt auf die Zahlen. „Wie kannst du das sagen? Jim, ich weiß, was ich getan habe. Ich erinnere mich. Milliarden von Toten … wegen mir !“
„Das warst nicht du“, entgegnete Jim mit fester Stimme. „Das war die Königin der Klingen. Was sie aus dir gemacht haben. Jetzt bist du wieder Sarah. Und wir sind zusammen. Also sei ganz ruhig, Schatz!“
Noch hatte er es nicht gewagt, die seltsamen Tentakel zu berühren, die anstelle ihrer Haare aus ihrem Kopf wuchsen. Alles andere war so menschlich, ganz die Frau, an die er sich erinnerte, nur das … Jetzt tat er es, hielt ihre Finger mit den seinen verschlungen, als er die andere Hand ausstreckte, um die stacheligen Auswüchse zärtlich nach hinten zu streichen. Er machte sich auf die Berührung gefasst. Zu seiner Überraschung fühlten sie sich warm an. Wie Haut. Wie Sarahs Haut. Und alle Zweifel, die er an seiner Liebe für sie noch hatte – Zweifel, die er so tief in seiner Seele versteckt hatte, dass sie ihm bis jetzt gar nicht bewusst gewesen waren –, schwanden wie ein böser Traum.
Aber die Berührung tröstete sie nicht. Sie drehte den Kopf und versuchte sich ihm zu entziehen. Jim respektierte dieses Bedürfnis und nahm seine Hand weg.
„Es ist egal. Sarah Kerrigan, Königin der Klingen … du verstehst das nicht“, flüsterte sie. „Vielleicht wirst du es nie verstehen. Ich hatte schon immer eine zerstörerische Ader. Alles, was ich berühre, alles, was mir etwas bedeutet … deshalb haben sie sich für mich entschieden, Jim. Weil ich alles zerstöre …“
Sie schloss die Augen und entglitt in die Bewusstlosigkeit. Jim lehnte sich zurück und versuchte Ordnung in ihre Worte zu bringen. Wie viel Wahres war daran, und aus welchen sprach nur der Schmerz?
Und trotz allem, was er zu Sarah gesagt hatte – trotz allem, was er sich selbst einredete –, konnte er sich einer Frage nicht verschließen: Wie viel von dem milliardenfachen Massaker hatte nur die Königin der Klingen zu verantworten … und wie viel Sarah Kerrigan?
Es war das schönste Wesen auf der Welt, auf der ganzen Welt , und sie hatte eines gefangen, und sie würde es Mama und Papa zeigen.
Auf ihren kleinen Beinen rannte Sarah durch die Wiese gelber Blumen, die ihre Blüten der Sonne entgegenreckten. Sie hielt das Schönste auf der Welt vorsichtig in ihren Händen, mit denen sie einen Käfig bildete. Sie spürte, wie es darin flatterte. Es fürchtete sich, aber sie würde es freilassen, sobald sie es ihren Eltern gezeigt hatte.
„Sarah Louise Kerrigan!“
Sarahs Schritte wurden langsamer. Zu spät, nämlich erst als sie ihre Eltern auf der Veranda sah, wo Papa auf seine Taschenuhr schaute und Mama mit finsterer Miene in ihre Richtung, fiel ihr wieder ein, dass sie heute in die Stadt wollten.
„Es tut mir leid, ich hab’s vergessen“, sagte sie. Ihr breites Lächeln kehrte zurück, als sie ihre immer noch aufeinandergelegten Hände ausstreckte. „Aber schaut mal, was ich …“
„Sieh dir nur deine Haare an!“, fuhr ihre Mutter sie verärgert an. Sie machte sich daran, die Blütenblätter aus Sarahs rotem Haar zu zupfen, und versuchte, die rote Mähne zu einem Pferdeschwanz zu bändigen. „Was sollen wir bloß mit dir machen? Du bist ganz schmutzig, und jetzt haben wir keine Zeit mehr, dich zu waschen, oder?“
„Na ja“, meinte Papa mit einem Blick auf die Uhr, „ihr müsst euch beeilen.“
„Warum können wir kein braves kleines Mädchen haben, das gerne hübsch aussieht, anstatt eines kleinen Ferkels?“
Die Worte taten weh, aber Sarah hörte sie nicht zum ersten Mal. Egal. Mama würde genauso staunen und verwundert dreinblicken wie Sarah selbst, wenn sie erst sah, was ihr kleines Mädchen gefunden hatte. Die Schimpfkanonade ihrer Mutter verblasste zu einem wütenden Summen, als Sarah – voller Vorfreude auf den glücklichen Augenblick – die Hände öffnete.
Es war tot. Das Schönste auf der Welt war tot.
Und Sarah hatte es getötet.
„Ach, nun schau doch nur, was du angerichtet hast, Sarah! Du hast auch noch den Käfer zerquetscht und deine Hände ganz damit vollgeschmiert …“
Sarah
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