Stardoc 01 - Die Seuche
Reihenfolge der Behandlung festzulegen.
Mein erster Gedanke: In der Ambulanz herrschte schon Chaos, aber das hier war der völlige Wahnsinn.
Die Kolonisten, die noch herumlaufen konnten, waren überall, standen den Mitgliedern des medizinischen Teams im Weg. Sie schrien, stritten, weinten, flehten um Hilfe. Alle Versuche, sie zu beruhigen, waren vergebens. Niemand machte ihnen einen Vorwurf daraus – ich hätte selbst gern geschrien.
Schließlich war ich so verärgert über die Unruhe, dass ich die Pfleger anwies, die gewalttätigeren Patienten zu fixieren. Ich schickte Ecla aus, um eine Station einzurichten, von der aus die Behandlungsreihenfolge festgelegt und die Schwestern koordiniert werden konnten. Ich nahm mir die Zeit, bei Kaos Bett vorbeizugehen und nach ihm zu sehen. Er schlief, aber er öffnete die Augen, sobald ich sein Handgelenk berührte. »Heilerin.«
»Hallo, Traummann.« Ich lächelte ihn an. Sein Puls war ruhig und regelmäßig. »Wie geht es dir?«
»Viel besser.« Sein Blick wanderte über mein Gesicht, dann zu dem Chaos um uns herum. »Du brauchst Hilfe.« Plötzlich war er drauf und dran, sich aufzurichten und aus dem Bett zu steigen.
»Holla.« Ich legte eine Hand mitten auf seine Brust und drückte. Normalerweise wäre das wie der Versuch gewesen, einen Raumshuttle wegzuschieben, aber Kao war noch sehr schwach. Fast sofort kippte er um. »Immer langsam. Dir geht es noch nicht gut genug, um etwas anderes zu tun, als herumzuliegen und gut auszusehen.«
Er runzelte die Stirn. »Ich hatte Krieger-Training. Dies ist eine Frage der Ehre.«
Ich runzelte ebenfalls die Stirn. »Hör zu, Freundchen. Ich hatte Medizin-Training. Dies ist eine Frage des Rückfalls.« Ich führte einen schnellen Scan durch. »Wenn du ein braver Junge bist, lasse ich dich vielleicht später aufstehen und etwas spazieren gehen.« Die Werte waren fast normal. Ich hätte vor Erleichterung heulen können.
»Du bist ein Tyrann«, sagte er mit einem finsteren Blick.
»Und du wärest mir beinahe weggestorben, Süßer«, sagte ich und schaute grimmig zurück. »Also halt den Mund und bleib schön liegen.«
Ein unfreiwilliges Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »In Ordnung.« Er nahm meine Hand und küsste sie. »Man soll nicht sagen können, dass ich die Wünsche meiner Erwählten nicht ehre.«
»Behalte diese Einstellung bei, dann kommen wir prächtig miteinander aus«, sagte ich mit einem müden Lächeln. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas Seltsames: Eine Gruppe dunkel gekleideter Wesen bewegte sich einige Meter von uns entfernt langsam durch die Gänge zwischen den Betten. Dann erkannte ich, um wen es sich handelte, und mein Lächeln verschwand. »Entschuldige mich, Kao, ich muss mich da um etwas kümmern.«
Ich ging auf die Gruppe der sechs Tauschhändler zu, die wie hungrige Geier von einem Patienten zum nächsten wanderten. Sie hielten inne, schauten sich schweigend an, dann gingen sie weiter. Ich stellte mich ihnen in den Weg, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte unruhig mit dem Fuß. Ja, ich war verärgert.
»Seid ihr krank?«, verlangte ich ohne Einführung zu wissen.
»Tauschhändler sind nicht krank.« Einer zog seine Kapuze vom Kopf und starrte mich mit wütender Abscheu hinter einer Schutzanzugsmaske an.
»Unglaublich.« Ich wich leicht zurück. »Ihr Leichenfledderer würdet alles für einen Tauschhandel tun, nicht wahr?«
»Tauschhändler sprechen nicht über ihre Methoden.«
»Warum belästigt ihr meine Patienten? Besitzt ihr überhaupt keinen Anstand?«
»Tauschhändler sehen Handelsmöglichkeiten.« Die abscheuliche Kreatur schaute die Bettreihen mit einem Gesichtsausdruck an, der nur als gieriges Strahlen bezeichnet werden konnte. »Tauschhändler nutzen sie.«
»Ja? Tja, ihr könnt die Tür nutzen. Sofort.«
»Tauschhändler gehen nicht.«
Darauf war ich vorbereitet und winkte nach einem Mitglied der Sicherheit. »Letzte Gelegenheit.« Ich nickte dem Wachmann zu, der daraufhin seine Waffe hob und in die Mitte der Gruppe zielte.
»Tauschhändler werden nicht …«
»Mund halten.« Ich wandte mich in dem Bewusstsein ab, dass ich sie damit beleidigte, und wünschte mir, dass ich den Schießbefehl erteilen könnte. »Schaffen Sie diese Blutegel aus meiner Klinik.«
Die Gruppe wich zurück und zischte etwas, das mein TE nicht mitbekam. Ich schaute über die Schulter.
Der Sprecher trat vor und zeigte mit dem Finger auf mich. »Wenn du Handel brauchst«, sagte er, »erinnern sich
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