Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
Vom Netzwerk:
hatte dem Chef schon genug zugemutet.
    »Sie wollen Ihre Behandlung auf einer lächerlichen Theorie und die im Delirium gesprochenen Worte eines Patienten während eines Anfalls aufbauen?«
    »Ich bin offen für jede alternative Theorie«, sagte ich mit übertriebener Freundlichkeit. »Haben Sie eine?«
    »Ein Gegenmittel.«
    Ich erinnerte mich an die Blutprobe. »Daran arbeiten wir ebenfalls.« Ich berichtete von den Tests, die ich angeordnet haue, übersprang aber, dass es sich um mein Blut handelte oder dass ich es einem sterbenden Patienten injiziert hatte. Ich behauptete, es stamme von einem Terraner, der mit dem Erreger in Kontakt gekommen war, aber sich bisher noch nicht angesteckt hatte.
    Mayer dachte darüber einen Moment nach. »Ich werde die Analyse persönlich durchführen«, sagte er schließlich. Seine Augen funkelten. »Ich sollte Sie wegen der Sache mit dem Obersten Linguisten Reever vom Dienst suspendieren.«
    »Es tut mir Leid, dass ich Ihre Anweisungen ignoriert habe.« Nein, tat es nicht.
    »Dieser Mann bleibt betäubt. Haben Sie mich verstanden?«
    Ich nickte und unterbrach die Verbindung. Als ich mich herumdrehte, sah ich, wie Doktor Dloh zu einem Bett getragen wurde.
    Ich stand auf und ging zum vorderen Teil des Gebäudes. Vor dem Eingang hatte sich eine endlose Schlange gebildet, mit Patienten, die darauf warteten, aufgenommen zu werden. Eine der Schwestern teilte mir mit, dass wir nun über vierhundert Patienten hätten und dass die Sicherheit eine zweite Lagerhalle für die übrigen vorbereitete.
    Wenn das nicht funktionierte, würden wir alle sterben.

15 Epidemie
     
    Das Paradies verwandelte sich in ein Fegefeuer. Die reichhaltige Pracht von Kevarzangia Zwei schien zusehends zu schwinden. Vielleicht lag es an der Erschöpfung. Vielleicht konnte ich die Schönheit auch einfach nicht mehr erkennen. Meine Augen sahen nur noch die Gesichter meiner Patienten. So viele wanden sich in Schmerzen, schnappten nach Luft, lagen tot und bewegungslos da.
    Die Epidemie brach über die Kolonie herein, und aus hunderten wurden tausende Fälle. Der Großteil der Infizierten strömte auf der verzweifelten Suche nach Heilung in die provisorische Klinik. Meine Aufgabe bestand darin, sie zu untersuchen, es ihnen bequem zu machen und sie so lange wie möglich am Leben zu erhalten.
    Ich erledigte meine Aufgabe. Sie starben trotzdem.
    Es gab keine Gnadenfrist bei K2V1, die Arbeit wurde nicht weniger. Mit jeder Stunde wurde es schwieriger, mit der unglaublichen Menge fertig zu werden. Wir wandelten auf dem schmalen Grat zwischen Unglück und Vernichtung.
    Zuerst gab es keine Tuben mehr.
    »Wir brauchen mehr Beatmungsgeräte«, forderte ich bei einem Gespräch mit der MedVerwaltung. »Die Patienten sterben.«
    »Sie haben alles, was wir vorrätig hatten.«
    Ich wollte nicht über Lagerhaltung sprechen. »Besorgen Sie mehr.«
    »Haben Sie es schon bei den Tauschhändlern versucht?«
    Ich jaulte auf. »Diese Anfrage sollte lieber jemand anderes stellen.«
    »Wir werden tun, was wir können. Ich kann Ihnen aber nicht versprechen …«
    »Nein.« Ich drehte dem Schirm den Rücken zu. »Versprechen Sie mir nichts.«
    Einige Gesichter traten aus dem endlosen Strom hervor. Patienten, die ich in der Öffentlichen Klinik behandelt hatte, Nachbarn, Personal. Ich wusste nicht, was ich ihnen sagen sollte. Also log ich. Einige flehten mich an, ihnen zu helfen, andere wussten wohl, dass ich sie nicht retten konnte, und wandten sich ab.
    Ich scannte einen Patienten, überprüfte und reinigte die Atemwege, machte einen Akteneintrag. Weiter zum nächsten.
    Ich tat es immer wieder, hundertmal, tausendmal. Ich schaute ihnen in die Augen, hielt ihre zitternden Händen, Krallen, Tentakel, hörte ihren Gebeten zu, sah sie sterben.
    In den seltenen Augenblicken, wo ich einen Moment Zeit fand, sah ich nach Kao. Er blieb schwach, unfähig mehr zu tun, als sich gelegentlich aufzusetzen. Ich befürchtete, dass der Erreger sich wieder ausbreiten könnte, und Gott allein wusste, was mein terranisches Blut in seinem Inneren anstellte. Schließlich nahm ich ihm eine Blutprobe ab und schickte sie in die Öffentliche Klinik zur Analyse.
    »Doc?«
    Ich löste meine geröteten Augen von der toten, weiblichen Chandral, die ich für den Abtransport markierte.
    Kyle Springfieid stand auf der anderen Seite des Betts. Der aggressive, freche terranische Teenager war verschwunden und durch eine ältere und ermattete Person ersetzt worden.
    »Hey, Kyle.«

Weitere Kostenlose Bücher