Stardoc 01 - Die Seuche
könnten es als verdaute Nahrung eingestuft haben. Viele der Kolonisten sind Vegetarier.«
»Pflanzen sind nicht vernunftbegabt.«
»Einige Lebensformen sind aus Pflanzen hervorgegangen«, sagte ich. »Karas sammelte Pflanzenproben, als er infiziert wurde.«
»Leben in Pflanzenform?« Mayer schaute mich grimmig an und betonte jedes Wort. »Auch nach dem Verzehr wäre es als organische Masse angezeigt worden. Wir hätten in jedem unserer Fälle das Gleiche entdeckt.«
»Nicht, wenn es ein unklassifizierter anaerober Mikroorganismus ist.«
Er rollte mit den stechenden Augen. »Sie erfinden die Theorie aus reiner Verzweiflung.«
»Es gibt eine Person, die sie beweisen kann.« Ich nickte zum ohnmächtigen Duncan Reever hinüber.
»Sie verschwenden Ihre Zeit.«
Ecla stand nah bei uns und sah verunsichert aus.
»Es gibt nur einen Weg, wie wir das herausfinden können. Schwester, bereiten Sie den Obersten Linguisten vor, wir werden ihn aufwecken.«
Wir brachten Reever wieder zu Bewusstsein. Der Chef wies mich an, auf einen erneuten Anfall vorbereitet zu sein, und ich beobachtete die elektrische Aktivität seines Gehirns genau. Es gab immer noch einige kleine, zufällige Schwankungen, aber diesmal erwachte er orientiert und ansprechbar.
»Doktor.« Seine Augen flatterten einen Moment. »Es gibt da … etwas …«
»Reever, hör mir zu. Ich brauche deine Hilfe. Der Erreger könnte eine vernunftbegabte Lebensform sein. Du musst das überprüfen. Kannst du deine telepathischen Fähigkeiten anwenden?«
Sein Kopf bewegte sich – ein Nicken. »Sie sind hier.«
»Sie?« Ich drehte mich vom Monitor weg. Sein Gesicht war ernst. »Du meinst die Krankheit.«
»Der Kern ist hier.«
»Doktor Grey Veil«, sagte Mayer.
Ich ignorierte ihn. »Du nennst sie den Kern?«
»So nennen sie sich selbst.«
Er hatte bereits Kontakt aufgenommen. »Reever, wo ist der Kern?«
»In mir.«
Mayers Stimme drang schneidend aus dem Lautsprecher. »Doktor Grey Veil, betäuben Sie ihn.«
Ich führte einen raschen Gehirnscan durch. Es gab nur einen geringen Anstieg der Aktivität, aber die hatte eindeutige Auswirkungen auf Reever. Sein Puls verdoppelte sich, seine Augen verdrehten sich, bis sie unter den zitternden Lidern verschwanden. Verdammt, nicht jetzt. Ich griff nach der Druckspritze, versuchte aber, ihm noch eine Frage zu stellen.
»Reever, warum …«
»Betäuben Sie diesen Mann auf der Stelle!«, donnerte Mayers Stimme. Frustriert verabreichte ich das Sedativum und sah zu, wie mit dem ohnmächtig werdenden Reever meine letzte Hoffnung auf eine Heilung verschwand. Ich stapfte außer mir vor Wut zur Eindämmungsbarriere.
»Was tun Sie?«, wollte ich wissen.
»Er liegt im Delirium«, sagte Mayer. »Sie werden das Leben dieses Mannes nicht aufs Spiel setzen, um eine lächerliche, unwahrscheinliche These zu beweisen.«
»Ich hatte Recht. Er war nicht in Gefahr.«
»Er stand am Anfang eines Anfalles.«
»Ich hätte ihn verhindert«, schrie ich zurück.
Ecla berührte meinen Arm und schaute Mayer an. Ihre Kämme an den Brauen wogten unruhig, als sie sagte: »Dies kann jetzt nicht geklärt werden. Der Kreislauf von Pilot Torin versagt. Doktor mu Cheft ist ins Koma gefallen. Einige der anderen Patienten müssen an die Beatmung angeschlossen werden.«
Mayer wandte sich von der Scheibe ab. »Kümmern Sie sich um Ihre Patienten, Doktor, und der Oberste Linguist bleibt betäubt.«
Ecla und ich eilten an Kaos Bett. Es ging ihm rasant schlechter, und mein Scanner zeigte an, dass der Tod unmittelbar bevorstand.
»Nein.« Tränen blendeten mich.
Ecla wisperte ein psyoranisches Gebet, als wir den Tubus entfernten. Meine Hände zitterten, als ich sein starkes, wunderschönes Gesicht streichelte. Wenn ich ihm nur etwas von meiner Stärke geben könnte, von meiner Lebensenergie, meiner …
Eine verwegene Idee stieg in mir auf.
»Kao«, sagte ich. »Ich werde etwas ausprobieren. Wenn dies der Abschied sein sollte, dann …« Meine Kehle war wie zugeschnürt. »Dann sollst du wissen, dass ich dich liebe. Dich ehre. Schreite für immer in Schönheit.« Ich nahm eine leere Druckspritze, setzte sie an meinen Arm und füllte sie mit meinem Blut.
»Er ist Jorenianer«, sagte Ecla. »Terranisches Blut …«
»Ich weiß, Ecla.« Ich verabreichte die Infusion über seine Halschlagader. »Wir müssen es trotzdem ausprobieren. Es könnte helfen, wenn …« Ich sank in mich zusammen, weil seine Lebenszeichen sich weiter verschlechterten. »Wenn
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