Stardoc 01 - Die Seuche
begann es zu rumoren.
Ich hatte gelogen: Ich wollte Rogan tot sehen. Sofort. Ich hielt das Lächeln auf meinen Lippen. »Ist das Ihre Vorstellung von Dankbarkeit?«, fragte ich ihn. »Oder haben Sie Ihren Freunden nicht erzählt, dass ich Ihnen das Leben gerettet habe?«
»Sie haben versucht, mich umzubringen.«
Ich schaute ostentativ an ihm hinauf und hinab. »Für mich sehen Sie ziemlich gesund aus. Warum machen Sie das, Rogan? Weil sie Halb-Terraner sind? Haben Sie Angst, dass jemand Ihre Loyalität infrage stellen könnte?«
»Wir wollen Gerechtigkeit!«, sagte Rogan, und die Menge raunte eine vage Zustimmung. Offensichtlich hatten sie nicht gewusst, dass Rogan terranisches Blut in sich hatte.
Ich sprach die Menge an: »Das Einzige, was zwischen euch und der Seuche steht, ist diese Wand.« Ich tippte an die Eindämmungsbarriere, und alle verstummten. »Wenn sie durchbrochen wird, wird jeder in diesem Raum infiziert.« Ich legte meine Hand auf den Knopf, der die Barriere aufheben würde. Das Klicken des Mechanismus hallte wie ein Schuss durch die Stille. »Wenn ihr natürlich möchtet, dass ich …«
Furcht konnte wahre Wunder wirken. Der Mob löste sich auf, und die meisten flohen. Rogan fing an zu toben, rannte durch die fliehende Menge und versuchte, Einzelne zurückzuhalten.
»Geht nicht. Sie blufft nur. Sie …«
»Das reicht, Doktor Rogan.«
Doktor Mayer und Doktor Dloh erschienen, gefolgt von einem weiteren Kontingent an Sicherheitskräften. Mein Boss wandte sich an die Überreste von Rogans Anhängern: »Wollt ihr euch freiwillig melden, um Doktor Grey Veil zu assistieren?«
Das vertrieb die letzten von ihnen. Doktor Dloh schob sich zu Doktor Rogan hinüber, der der Meuterei seiner Leute plappernd und ungläubig gegenüberstand.
»Phorap«, sagte der große Arachnide und hob eine Gliedmaße. »Zie zind für die nächzte Schicht in der Ambulanz eingeteilt.«
»Ich gehe hier nicht weg, bis diese Schlampe …«
»Sofort.«
Rogan schnaubte. »Dloh, Sie können mich nicht …«
Doktor Dloh spuckte aus seiner u-förmigen Körperöffnung einen dünnen, milchigen Strom Flüssigkeit auf Rogan. Die Substanz härtete in dem Moment aus, in dem sie auf den Körper traf. Rogan wehrte sich und schrie, aber nach einer Minute war er vollständig geknebelt und gefesselt. Dloh hob ihn wie ein ordentlich verschnürtes Paket an.
»Ich werde ihn jetzt zur Arbeit bringen. Doktor Mayer, Doktor Grey Veil.«
»Danke.« Zu schade, dass Dloh eine so gebildete Kreatur war. Ich hätte gerne dabei zugesehen, wie mein Kollege Phorap Rogan verspeist hätte.
Doktor Mayer wies die Sicherheitskräfte an, Positionen in und vor der Klinik zu beziehen, dann brachte er mich auf den neuesten Stand. Die schlechten Nachrichten zuerst.
»Der Raumhafen hat gemeldet, dass mindestens fünfzig weitere Fälle pneumonaler Infektion aufgetreten sind. Die meisten arbeiten in Positionen mit großem Passagierkontakt.«
Das hieß, dass die Krankheit nicht mehr länger eingedämmt werden konnte. Jeder, der hier angekommen war, war dem Erreger ausgesetzt gewesen. Die Neuankömmlinge hatten, von den Hafenarbeitern angesteckt, die Krankheit unter der Bevölkerung verbreitet.
Die Kolonisten, die den Planeten verlassen hatten …
»Wie viele sind vom Planeten runtergekommen?«
»Nach den Schätzungen über dreißig. Alle befinden sich noch im All.«
Gott sei Dank, wenigstens etwas. »Wurden sie angewiesen, auf den Planeten zurückzukehren?«
»Nein«, antwortete der Chef. »Sie sind alle nicht mehr in der Lage, ihr Schiff zu steuern. Die Shuttles werden zurück in den Orbit geschleppt, bis der Quadrant entscheidet, was mit ihnen geschehen soll.«
»Nicht in der Lage?«
»Alle Passagiere sind laut der Berichte in einem kritischen Zustand. Die Krankheit scheint im Weltall schneller zu arbeiten.«
»Das verdammte Virus verlässt sein Zuhause nicht gerne«, sagte ich ohne nachzudenken, dann riss ich den Kopf hoch. »Moment!«
Ich erinnerte mich an einen peinlichen Moment, den ich während meiner ersten Wochen auf K-2 mit einer winzigen Lebensform erlebt hatte.
»Was?«
»Das klingt vielleicht verrückt, aber … der Erreger könnte vernunftbegabt sein.«
»Sie haben Recht.« Der Chef lächelte bitter. »Das ist verrückt.«
»Wenn Karas etwas berührt hat … eine Pflanze verzehrt hat, vielleicht …«
»Wäre es bei der toxikologischen Untersuchung aufgetaucht.«
»Vielleicht auch nicht.« Ich rieb mir die Augen. »Unsere Scanner
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