Stardoc 01 - Die Seuche
Dubois' Pflegefamilie besaß ein Restaurant in Paris.« Ich lächelte beim Anblick dieser Gruppe von meiner Heimatwelt, bis meine Aufmerksamkeit von einem besonderen Augenpaar angezogen wurde.
Der Terraner saß alleine dort. Im Gegensatz zu den anderen trug er keine Arbeitskleidung, sondern war vollständig in Schwarz gehüllt. Sein dichtes, helles Haar war lang und umrahmte attraktive, aber seltsam ausdruckslose Gesichtszüge. Es war seltsam, dass er mich so intensiv anstarrte. Welche Farbe hatten seine Augen? Blau – nein, grau. Oder waren sie grün?
Ich wurde von einem tagtraumartigen Bild in meinem Geist abgelenkt. Ich sah diesen Mann unter einem großen Baum mit roten Blättern. Eine Aura weißen Lichts umgab ihn und wirkte fast magnetisch. Seine eisigen Augen weiteten sich, als sich seine Hände um die Handgelenke von jemandem schlossen. Zarte, feminine Handgelenke, die er vor sein Gesicht hielt …
Ich zwinkerte ein-, zweimal. Die Bilder verschwanden. Was zur Hölle war das gewesen?
Der Mann starrte mich immer noch an. Ich fragte mich, ob ich irgendwo einen dicken Fleck hatte und es nur nicht wusste. Als Ana mich rief, wurde meine Aufmerksamkeit von ihm abgelenkt.
»Lisette? Komm mal her, ich möchte dir jemanden vorstellen.«
Eine Amazone kam heraus und baute sich vor uns auf. Sie war mindestens zwei Meter groß, und eine lange Mähne platinfarbener Locken umrahmte ihr Gesicht wie ein schimmernder Vorhang. In Gold gefasste Edelsteine glitzerten an ihren Ohren, ihrem Hals, den Handgelenken und den Fingern. Sie war groß, blond und wunderschön, weshalb ich jedes Recht hatte, sie auf Anhieb zu hassen.
Wie andere Kaufleute trug auch sie Rot, und das unterstrich ihren lichten Teint. Ihr Gesicht war der Traum eines Künstlers, geheimnisvoll und leidenschaftlich. Anas perfekter Stil hatte mich schlampig erscheinen lassen, aber neben dieser Frau sah ich aus wie ein dürrer Knabe.
»Dies ist Doktor Cherijo Grey Veil. Doktor, Lisette Dubois.«
»Hallo«, grüßte ich höflich.
»Eine Ärztin?« Ihre dunklen Augen schauten skeptisch, als ihr Blick über mich wanderte.
Ich nickte.
»Sie arbeiten in der Öffentlichen Klinik?« Sie ließ es so klingen, als würde ich mein Geld mit Müllrecycling verdienen.
»Doktor Grey Veil war auf Terra Chirurgin«, sagte Ana.
»Ja, man kann mir ein Messer anvertrauen.« Ich konnte an Lisettes sich verdüsternder Miene erkennen, dass sie sich wünschte, mein Sinn für Humor und ich wären auf der Heimatwelt geblieben.
»Ich habe Doktor Grey Veil gerade von deinen unvergleichlichen Croissants erzählt«, beeilte sich Ana einzuwerfen. Sie war sich der wachsenden Abneigung offensichtlich bewusst, die von der Frau ausging.
»Hat der Rat ein Ordnungsamt ins Leben gerufen?«, wollte eine männliche Stimme wissen, und ich bemerkte, dass sich der große, schlanke Besitzer der beunruhigenden Augen zu uns gesellt hatte.
»Nein, Duncan. Doktor Grey Veil ist eine gerade erst eingetroffene Ärztin. Cherijo Grey Veil, dies ist Duncan Reever, unser Oberster Linguist.«
Lisette war über die Andeutung, ihr Café müsste überprüft werden, gar nicht amüsiert. Zusammen mit dem, was hinter Reevers verschlossener Fassade vor sich ging, und meinem eigenen, wachsenden Unbehagen befand sich Ana in einem Kreuzfeuer der Emotionen. Ihre Reaktion erinnerte mich an einen Verkehrsdroiden im Geschäftsviertel auf der Heimatwelt während der Rushhour.
»Duncan, verschwinde.« Lisette drehte sich zu Ana um, wobei sie mich vollständig ignorierte. »Setz dich. Ich bringe dir ein Croissant und einen Café au lait.« Sie verschwendete auf dem Weg zurück in ihren Arbeitsbereich kein weiteres Wort an mich.
»Kümmern Sie sich nicht um Lisette«, sagte Reever. Seine Stimme war, genau wie seine Augen, so glatt und kalt wie eine Eisfläche. »Sie mag keine Konkurrenz.«
»Konkurrenz?«, sagte Ana, immer noch verwirrt.
Ich betrachtete die Flora um das Cafe. Ich hatte kein Interesse an persönlichen Dramen. Die Blumen waren jedoch durchaus hübsch.
»Lisette sieht jede lebende Frau unter dreißig als Konkurrentin an, Ana«, sagte er. »Doktor, wann schätzen Sie, werden Sie wieder nach Terra zurückkehren?«
Der Mann nervte mich langsam ganz gewaltig. »Gar nicht. Sollen wir uns setzen, Ana?«
Er folgte uns und setzte sich ungeladen an unseren Tisch. Da Ana immer noch durcheinander war, entschloss ich mich dazu, selbst mit ihm fertig zu werden.
»Oberster Linguist Reever, ich freue mich, Sie kennen
Weitere Kostenlose Bücher