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Stardoc 01 - Die Seuche

Stardoc 01 - Die Seuche

Titel: Stardoc 01 - Die Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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zu lernen.« Ich lächelte. Eine dünne Schicht falscher Freundlichkeit überzog jedes Wort. »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden?«
    »Nennen Sie mich Duncan«, sagte er unbeirrt und hatte es offensichtlich nicht eilig, zu gehen. »Sie sind keine Asiatin, oder?«
    »Meine väterlichen Vorfahren kommen aus dem Norden Amerikas«, sagte ich. »Apachen, einige Navajo. Meine mütterliche Linie ist als Kaukasisch verzeichnet.«
    Er stürzte sich direkt darauf: »Verzeichnet?«
    »Mein Vater bezahlte eine professionelle Leihmutter.« Das war eine anerkannte Praxis auf Terra; ich hatte keine Probleme damit, darüber zu sprechen. Aber die Richtung, in die seine Fragen zielten, machte mich nervös. Worauf war er aus?
    »Ein Jammer, dass ihre mütterliche Linie nicht näher bekannt ist.«
    Jetzt war ich vollkommen verwirrt. »Mein weiblicher Elternteil – und meine mangelnde Kenntnis über ihn – hat keine Auswirkung auf mein Leben«, sagte ich. »Sie ist irrelevant.«
    »Auf dieser Welt«, sagte er.
    »Ich verstehe nicht, was sie damit sagen wollen.« Das war besser, als ihm zu sagen, dass ihn das einen feuchten Dreck anging und dass er aufhören sollte, mich zu nerven.
    »Duncan, wir haben hier nur ein begrenztes Zeitfenster«, sagte Ana. Ich war über die subtile Unterwürfigkeit überrascht, die sie ihm entgegenbrachte. Stand Reever so weit über ihr?
    Der Oberste Linguist starrte mich weiterhin an. »Auf dem fünften Planeten eines zwei Lichtjahre entfernten Systems würden sie für diese Augen rituell geopfert werden.«
    »Tatsächlich?« Ich täuschte einen trockenen Ton vor. »Wie … interessant.«
    »Ja.« Hinter seiner Fassade blitzte etwas auf, das Humor hätte sein können. Was immer es auch war, es verblasste schnell, als er sich erhob. »Entschuldige die Störung, Ana. Doktor Grey Veil.«
    Lisette fing ihn ab, als er ging, und flüsterte ihm etwas zu, das ich nicht hören konnte. Er hob eine dünne, vernarbte Hand und streichelte ihr kurz über die Wange. Es war eine liebevolle Geste, die bei dem Mann mit dem versteinerten Gesicht gänzlich unpassend wirkte. Nach einem Moment ging Lisette wieder hinter ihre Theke, und Reever drehte sich zu mir um.
    Was war sein Problem, fragte ich mich. Und warum schaute er mich so an? Die professionelle Seite meines Gehirns wurde ebenfalls neugierig. Was hatte die schweren Wunden an seinen Händen hervorgerufen? Und warum waren diese Verletzungen nicht ordentlich versorgt worden? Solche Narben waren aufgrund der Fortschritte in der Hautregeneration bei Terranern praktisch unbekannt.
    Ich bemerkte kaum, wie eine Platte voller lockerem Gebäck und eine dampfende Tasse vor mir abgestellt wurden. Ich war zu sehr damit beschäftigt, die große, schweigsame Gestalt des Obersten Linguisten zu betrachten, der sich nun abrupt abwandte und ging.
    »Was für ein unglaublich unangenehmer Mann«, sagte ich, als Lisette gegangen war. Die Höflichkeit erforderte es, dass ich über die Besitzerin des Cafes nicht einen ähnlichen Kommentar abgab.
    »Ich habe ihn nie so … streitsüchtig gesehen«, murmelte Ana, dann schien sie sich zu erinnern, dass ich neu hier war.
    »Entschuldigung. Duncan ist ein Exzentriker und hinterlässt im Allgemeinen einen schlechten ersten Eindruck. Vor allem bei anderen Menschen.«
    »Dieser Charmeur?« Ich schmunzelte. »Sie müssen scherzen.«
    Ihre Augen sprachen mir einen Tadel aus. »Es ist nicht seine Schuld. Er verbringt nicht viel Zeit mit seiner eigenen Spezies. Er ist nicht mal auf Terra geboren.«
    »Ach?« Das war verwunderlich, wenn ich sein Alter richtig geschätzt hatte. Zum Zeitpunkt seiner Geburt waren die Menschen noch nicht auf andere Welten ausgewandert. Ich nippte an meiner Tasse und verzog das Gesicht. Ich hatte vergessen, dass Cafe au lait immer noch Kaffee war.
    »Das ist sehr ungewöhnlich.«
    »Seine Eltern waren zwei der ersten interstellaren Anthropologen Terras«, sagte Ana. »Duncan wurde auf einer Welt in einem weit entfernten System geboren, die nicht Mitglied der Liga war.«
    Das rechtfertigte sein seltsames Interesse an meiner ethnischen Abstammung. Vielleicht.
    »Laut seiner persönlichen Daten ist er während seiner Kindheit viel herumgereist, bis seine Eltern sein linguistisches Talent entdeckten und ihn zur Ausbildung zurück auf die Heimatwelt schickten. Er war immer noch in der Schule, als sie bei einem systeminternen Scharmützel getötet wurden.«
    Ich musste zugeben, dass das eine traurige Geschichte war. Ich

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