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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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eine zweite Disc ein. Jetzt kam mein Trumpf.
    »Das hier ist eine Simulation davon, wie die Krankenstation nach so einem Angriff aussehen würde. Mit dem momentanen Personal und der verfügbaren Ausrüstung kämen wir nicht mehr nach.«
    Alle starrten auf das realistische Drama, das der Computer darstellte. Der Boden war mit Körpern bedeckt. Schwestern rannten von Bett zu Bett. Die Assistenzärzte und ich operierten ohne sterile Felder. Eine Menge mehr Blut und Körperteile. Diesmal in Lebensgröße.
    »Wir würden die Fälle, die noch zu retten sind, zuerst behandeln. Nach meiner Erfahrung umfasst diese Kategorie selten die Kinder. Junge Körper überstehen selten so viel Schaden wie Erwachsene.« Ich rief eine Namensliste auf. »Diese Personen sind nicht zufällig vom Computer ausgewählt worden. Die Sterberate wurde aus den üblichen Aufenthaltsorten der Mannschaftsmitglieder und den wahrscheinlichen Angriffspunkten der Söldner errechnet. Mehr als siebenundsechzig Prozent der Toten wären weniger als sechzehn Jahre alt.«
    Ich vergrößerte die Liste, bis sie den Platz in der Mitte des Raumes vollständig ausfüllte. »Wie viele von euch entdecken die Namen ihrer Kinder?«
    Es war still im Raum.
    »Wenn ihr das Feuergefecht und alle daraus entstehenden Verletzungen, die auf der Krankenstation nicht ordentlich versorgt werden könnten, überleben würdet«, sagte ich, »würdet ihr die freudige Aufgabe haben, vierundneunzig tote Kinder in irgendwelche Sterne zu schießen.«
    Ich schaltete das Modul ab, sammelte meine Discs ein und wandte mich den bleichen Gesichtern zu, die mich ansahen. »Wer von euch möchte zusehen, wie unsere Kinder sterben?«
    Niemand sagte etwas, also ging ich hinaus. Die Versammlung wurde kurz darauf beendet. Ich erfuhr später, dass die Abstimmung einstimmig verlaufen war.
    Keine Änderung des Vorgehens.
    Als meine Schicht zu Ende war, dachte ich daran, runter in die Kantine zu gehen oder Dhreen zu einer Revanche an den Whump-Tischen herauszufordern. Ich seufzte, als mich meine Füße stattdessen zu meinem Quartier trugen.
    Ich war kaum durch die Tür, da fing Xonea schon an, mich auf Jorenianisch zu beschimpfen.
    »Hallo, Liebling, ich bin zu Hause«, sagte ich und legte den Stapel Akten ab, den ich mitgebracht hatte.
    Xonea tigerte vor dem Fenster auf und ab. »Ich hatte heute wirklich viel zu tun. Wie war dein Tag?« Ein weiterer Schwall wütender Verfluchungen traf mich. »Tut mir Leid, das zu hören. Tja, entspann dich und leg die Füße hoch. Ich koche uns ein schönes Abendessen.«
    »Deine Zunge wird eines Tages noch dafür sorgen, dass dein Pfad umgelenkt wird«, sagte Xonea. Es musste schwer gewesen sein, das zu sagen. Zusammengebissene Zähne sind für artikulierte Sprache nicht sonderlich förderlich.
    »Die oder eine deiner Verhaltensänderungen«, antwortete ich. Ich ging an die Zubereitungseinheit und betrachtete nachdenklich das Hauptmenü. »Ist dir mehr nach kedarak oder eher utolla? Ich sehe, dass du Jaspkerry-Tee getrunken hast. Passt das zu …«
    Er wirbelte mich grob herum. »Ich habe keinen Hunger.«
    »Ich schon.« Ich verharrte, ohne mich zu wehren, in seinem brutalen Griff. »Und denk nicht mal daran, mich wieder durch den Raum zu werfen. Das letzte Mal hattest du Glück. Mein Körper ist für so eine Misshandlung nicht gemacht.«
    »Wie kannst du es wagen, dich in meine Entscheidungen einzumischen? Du bist nicht der Kapitän dieses Schiffes.«
    »Da hast du Recht. Das bin ich nicht.« Ich schrie ihn nicht an -noch nicht. »Genauso wenig wie ich dein Droide, Sparring-Partner oder Sandsack bin. Jetzt nimm deine großen blauen Hände von mir, Kumpel.«
    Er ließ los, und ich machte mich wieder daran, das Essen vorzubereiten. An der Synth-Forelle Blau, die ich für mich programmierte, würde ich vermutlich ersticken, aber ich würde Xonea nicht zeigen, wie wütend ich war. Als ich über die Schulter schaute, sah ich, dass er wieder vor dem Fenster stand. Diesmal starrte er ins All hinaus.
    »Cherijo, an diesem Morgen, als ich dich aufs Bett geschleudert habe …« Er verstummte, dann wurde seine Stimme zu einem leisen Flüstern. »Ich habe noch nie in meinem Leben einer Frau wehgetan.«
    »Soll ich dir dankbar sein, dass du mit mir angefangen hast?«
    »Wir können so nicht weitermachen.«
    Ich stellte die Teller auf den Tisch. »Nein, das können wir nicht.«
    Er kam zum Tisch; nahm meine Hände. In seinem Gesicht vermischten sich Wut, Leid und Verlangen.

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