Stardoc 02 - Der Klon
Decks von meinem Quartier bis zum Maschinenraum. Wenn der Kapitän wollte, dass ich pünktlich war, sollte er besser die Gyrolifte reparieren lassen.
Xonea schaute von seiner zentralen Position am Konferenztisch auf und funkelte mich an. »Oberste Heilerin Cherijo.«
Er war letzte Nacht nicht in unsere Räumlichkeiten zurückgekehrt. Hatte vermutlich geschmollt und in seinem alten Quartier geschlafen. Ich wackelte mit meinen Fingern in seine Richtung und glitt auf einen freien Sitz.
»Wie ich sagte: Die jüngste Eskalation der Liga-Feindseligkeiten gegen jorenianische Schiffe macht ein Überdenken und möglicherweise eine Änderung unserer Reaktionen notwendig«, sagte mein Erwählter. »Ich erwarte eure Kommentare dazu.«
Ich machte eine große Show daraus, ein Gähnen zu unterdrücken.
»Wir sind nicht von der Heimatwelt ausgeschickt worden, um einen Krieg mit der Hälfte aller Galaxien im Universum anzufangen, Kapitän«, sagte der Leitende Verwalter. »Pnors nichtaggressive Politik hat bewahrt, was an Frieden noch zwischen Joren und der Liga vorhanden ist.«
Das war doch mal eine Aussage, für die ich aufstehen und applaudieren könnte.
»Für wie lange?«, wollte der Oberste Techniker wissen. »Die Liga hat kein Interesse daran, den Frieden zu bewahren.«
»Gewalt ist keine Lösung«, sagte der Oberste Programmierer. »Die Hälfte meiner Leute ist während des letzten Angriffs verletzt worden.« Er nickte in meine Richtung. »Die Oberste Heilerin kann die Auswirkungen von Gewalt genau beschreiben.«
Das konnte ich. In allen exakten, blutigen Einzelheiten.
Xonea ignorierte den Einwand des Programmierers. »Unsere augenblickliche Vorgehensweise schützt weder das Schiff noch die Mannschaft. Wenn der Gedanke an Gewalt euch missfällt, habt ihr sicher auch eine Alternative anzubieten, nehme ich an?«
»Wir könnten versuchen, das Abkommen mit der Liga neu zu verhandeln«, sagte der Programmierer.
»Wir könnten auf die Hilfe uns wohlgesinnter Spezies zurückgreifen«, sagte der Leiter der Wartung.
Ich hob eine Hand und winkte Xonea damit. »Wir könnten mich an die Liga ausliefern, Kapitän.«
Alle Köpfe wandten sich mir zu. Niemand schien dem zustimmen zu wollen. Und für einen Augenblick sah es so aus, als wolle der Kapitän mich hier auf dem Konferenztisch erwürgen.
»Die herrschenden Häuser haben sich gegen einen Dialog mit der Liga entschieden«, sagte Xonea. Er hatte sich wieder gefasst und sah Pnor jetzt erstaunlich ähnlich. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er das Zeug zum Imitator hatte. Vielleicht könnte er ja später ein t’lerue für mich geben.
»Also gibt es kein Abkommen. Wir haben die Hilfe freundlicher Spezies erbeten, aber können wir uns wirklich auf die verlassen, die nicht zu unserem HausClan gehören?«
»Was ist mit meinem Vorschlag?«, fragte ich.
Xonea sah ziemlich beeindruckend aus, wenn er alle Muskeln gleichzeitig anspannte. »Nein, Oberste Heilerin. Dich an die Liga auszuliefern stellt keine annehmbare Alternative dar.«
Die Diskussion ging weiter. Ich hörte zu, wie Vorschläge gemacht, diskutiert und schließlich abgelehnt wurden. Es sah so aus, als gäbe es keine funktionierende Alternative. Nachdem das klargestellt war, unterbreitete Xonea seinen Vorschlag.
»Ich schlage vor, wir reagieren auf die Liga-Angriffe in der gleichen Weise. Die Sunlace wird nicht länger vor Scharmützeln mit diesen Kopfgeld Jägern durch einen Sprung fliehen. Wir haben ein erkleckliches Arsenal zu unserer Verfügung. Die Struktur des Schiffes kann so verstärkt werden, dass sie Verlagerungsfeuer größtenteils standhält. HausClan Torin wird sich wehren.«
Die Hälfte der Anwesenden fing an, aufgeregt durcheinander zu rufen.
Salo und einige andere Krieger unterstützten Xonea. »Der Plan des Kapitäns ist gerechtfertigt …«
Andere waren nicht so glücklich damit. »Kein HausClan hat seit …«
Xonea erhob sich und richtete sich zur vollen Größe seiner zwei Meter dreißig auf. »Hört mich an! HausClan Torin wurde angegriffen. Wir wissen, dass wir auf weitere Söldner treffen werden. Wer von euch will dann zurücktreten und zusehen, wie die Unseren sterben? Wer von euch will sich dann umdrehen und weglaufen?«
Damit scharte er die Truppen endgültig um sich. Grollende Wut hallte von den Wänden wider. Nette, friedliche Verwalter sahen plötzlich so aus, als wollten sie jemanden ausweiden. Ich sah sogar einige Klauen hervorkommen. Xonea wirkte sehr zufrieden mit sich.
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