Stardoc 02 - Der Klon
die Freifahrt gewesen, sondern hing eher mit meiner Person zusammen.
»Versuchst du komisch zu sein?«, fragte ich.
Reever deutete nur mit einer Geste an, ich solle den Gyrolift vor ihm betreten. Er war immer so ruhig, so beherrscht. Allein dafür hätte ich ihn schon ohrfeigen können.
Die Gyrolifte sausten über die Spiralen der äußeren Hülle und brachten Mannschaftsmitglieder von einem Ende des Schiffs zum anderen. Das Konzept, dass man das Schiff von oben nach unten auf nur einem einzigen Gang durchqueren konnte, hatte mich immer schon verwirrt. Offensichtlich hatten die jorenianischen Architekten dieses Schiff sehr umsichtig konstruiert. Wie die dafür benötigte Technik funktionierte, lag allerdings jenseits meiner Auffassungsgabe.
Sie funktionierte, und das war das einzig Wichtige.
Die Sunlace erinnerte an die verlängerte Muschel einer terranischen Meeresschnecke. Die Hülle war ein einziger Korkenzieher, und der Sternenantrieb des Schiffes hatte die Fähigkeit, sich durch die Dimensionsbarrieren zu bohren. Dadurch konnte der Kapitän die Sunlace im Nu vor jeder Gefahr davonspringen lassen.
Dummerweise war mir so etwas nicht möglich, wenn Reever auftauchte.
So hätte ich nicht über einen anderen Terraner denken sollen, aber Reever war auch nicht unbedingt ein typischer Terraner. Er war im Weltall geboren und aufgewachsen und ausgiebig mit seinen Eltern durch die Galaxie gereist. Während seiner Jugend hatte ihn irgendetwas daran gehindert, normale menschliche Emotionen zu zeigen. Oder vielleicht hatte er nur nie gelernt, wie man das tat. Reever erzählte nicht eben ausführlich über sich selbst.
Er wandte sich mir zu. »Du bist für den Besuch auf NessNevat eingeteilt.«
»Ja, bin ich. Warst du schon mal auf diesem Planeten?« Ich hasste Smalltalk und war grausig darin.
»Du hast wieder mal deine Nachrichten in letzter Zeit nicht abgefragt.« Als ich ihn fragend ansah, runzelte er die Stirn. »Ich habe dir einen umfassenden Bericht über die Einwohner des Planeten geschickt.«
»Tut mir Leid.« Eine Lüge. »Ich hatte zu tun.« Die Wahrheit. »Warum gibst du mir nicht eine Kurzversion?« Wunschdenken.
»Den verfügbaren Handelsberichten zufolge sind die NessNevat humanoide Warmblüter mit fünf Sinnen, sprachbegabte und hochintelligente Lebensformen.«
»Warum verlassen wir uns auf die Daten von Händlern?«
»Sie sind die Einzigen, die bisher Kontakt mit dieser Spezies hatten. Die Informationen stellen anscheinend jedoch einigermaßen glaubhafte Einschätzungen dar.«
Ich stellte seine Meinung nicht infrage. Duncan Reevers Eltern waren die ersten intergalaktischen Anthropologen von Terra gewesen. Er wusste mehr über fremde Spezies als jeder andere auf diesem Schiff. Ich hingegen hatte keinen einzigen Nichtmenschen getroffen, bevor ich Terra verlassen hatte.
Er berichtete mir weiter. So wie ich ihn kannte, würde er mir schlussendlich doch die gesamte Textdatei über die NessNevat vortragen, bis zur Anzahl der Ernten, die sie pro Jahreszeit einfuhren oder so. Ich hob die Hand, als er Luft holte. »Schon gut. Warum machen wir hier Halt?«
»Die NessNevat-Spezies befindet sich nicht in der Datenbank der Jorenianer. Der Kapitän sieht wegen unserer geringen Entfernung eine optimale Gelegenheit, den Erstkontakt herbeizuführen. Der Planet ist zudem einer der wenigen in dieser Region, der kompatible Treibstoffquellen aufweist.«
»Hört sich toll an.« Ich hielt den Gyrolift auf Deck Zehn an. »Entschuldige mich, ich werde etwas essen gehen.«
Reever folgte mir. »Ich begleite dich.«
Na, was für ein Glück.
Die Kantine lag drei Decks unter der Krankenstation und war ein beliebter Versammlungsort für gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche. Ein Teil der Mannschaft – ich zum Beispiel – zog es zwar vor, in ihrem Quartier zu speisen, mit ihren Familien – die ich wiederum nicht hatte –, aber andere bevorzugten eine offenere Atmosphäre. Ein Teil des Decks war abgetrennt und diente als Erholungsbereich. Dort verbrachte ich oft einige Zeit damit, meine Credits an den Whump-Tischen an Dhreen und Xonea zu verlieren.
Reever und ich gingen zu den Zubereitungseinheiten und wählten unsere Mahlzeiten. Die übliche Anspannung nach der Schicht und die Sorge um Fasala hatten meinen Appetit ruiniert, darum wählte ich etwas Leichtes.
»Heilerin Cherijo.«
Ich schaute über die Schulter und sah eine große, schöne jorenianische Frau auf mich zukommen. Ich kannte ihren Namen nicht, aber den
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