Stardoc 02 - Der Klon
Fehler. Ich verbrachte meine erste Stunde in Gefangenschaft damit, sorgfältig die Musikdiscs zu zerschmettern. Jede Einzelne.
»Dr. Grey Veil?«, rief mich jemand über den Bildschirm.
Ich ignorierte ihn. Mittlerweile war ich mit den Musikdiscs fertig und holte alle Vorräte aus der Zubereitungseinheit. Es war interessant zu sehen, wie viele Nahrungsbehälter eine Mülleinheit verarbeiten konnte. Ich fragte mich, ob sie auch mit Metall und Drähten fertig werden würde.
»Heilerin?«
Endlich hatten sie herausgefunden, wie man mich richtig ansprach. »Was?«
»Mögen Sie die Musikdiscs und Nahrungsvorräte nicht?«
Ich hätte wissen müssen, dass sie irgendwo Überwachungsdroiden platzieren würden. Zweiter Fehler. Jetzt war ich wütend und fing an, sie zu suchen. Die fiesen kleinen Dinger waren fast nicht aufzuspüren.
»Heilerin? Würden Sie bitte die Frage beantworten?«
»Wo sind sie?« Ich fing an, den Stoff und darunterliegenden Schaumstoff eines der Freiform-Sofas zu zerreißen. Ich entschied, dass ich die warmen Braun- und Orangetöne der Einrichtung nicht mochte. Ich hatte mich an Blau gewöhnt. »Sagt es mir besser sofort, dann spart ihr euch eine Menge unnötiges Recyceln.«
Die körperlose Stimme klang verärgert. »Was suchen Sie?«
Ich seufzte. »Die Überwachungsgeräte, Dummkopf.«
»Diese Information darf ich Ihnen nicht geben.«
»Dann kann ich Ihre Frage auch nicht beantworten.« Meine Finger schmerzten, also machte ich eine kleine Pause. Ich drehte mich einmal um mich selbst und lächelte den ganzen Raum an. »Ich habe mehr als genug Zeit. Ich werde jede einzelne von ihnen finden.«
»Sie sollten besser kooperieren, Cherijo.« Das war die raue Stimme von Colonel Shropana.
»Wirklich, Colonel?« Ich fing wieder an, Sachen zu zerpflücken. »Ich habe nicht zugestimmt, mit Ihnen zu kooperieren. Ich habe mich nur gegen Tonetka austauschen lassen.«
»Wir können dafür sorgen, dass Sie mit uns zusammenarbeiten.«
»Nicht, ohne Dr. Grey Veils Tests zu ruinieren. Er mag es nicht, wenn man mich unter Drogen setzt. Fragen Sie ihn mal danach, als ich mit vierzehn versehentlich zu viel Hustensaft eingenommen habe. Ich glaube, damals wollte er meine Freizeitprivilegien praktisch für immer streichen.«
Es gab keine weiteren Kommentare. Vermutlich musste Shropana die Angelegenheit erst mal durchdenken, dachte ich, und zerfetzte weiter.
Den ersten Miniatur-Aufzeichnungsdroiden fand ich im Sitzkissen des Stuhls. Ich zertrat ihn in irreparable Teile.
Nach einer Stunde wusste ich, dass es im Wohnzimmer keine weiteren Geräte gab. Ich verließ den demolierten Raum und ging in den nächsten.
Nachdem ich die Schlafplattform auseinander genommen hatte, fand ich ein noch kleineres Gerät im Fuß des Bettes. Offenbar wollten sie mir beim Schnarchen zusehen. Ich warf das Gerät ins Wasser und kicherte, als es durchbrannte. Irgendwo in dem großen Liga-Schiff, so wusste ich, hatte gerade jemand seine Kopfhörer heruntergerissen. Die Rückkopplung hatte in seinen Ohren sicher nicht wie Musik geklungen.
Erneut kam eine Stimme aus dem Bildschirm. Sie klang gequält. »Heilerin?«
»Ich habe zu tun«, rief ich und fing an, die Reinigungseinheit auseinander zu bauen. Ich fragte mich, wie viel ich kaputt bekäme, bevor sie die Nase voll hätten und mich daran hindern würden. Sinnlose Zerstörung machte mir irgendwie Spaß.
»Man wird Ihnen kein neues Quartier zuweisen«, sagte die Stimme.
»Gut. Dann muss ich das hier alles nicht noch mal machen.« Ich riss den Reinigungskopf von der Wand und fand darin einen dritten Droiden, der fleißig aufzeichnete. »Sieh an, sieh an.«
»Heilerin, bitte unterlassen Sie diese Aktivitäten sofort.«
»Nein. Warum packt ihr hier eine rein? Ich bin kein sonderlich toller Anblick.« Ich rupfte den Droiden aus der Halterung. »Nackt, meine ich.«
Ich trug dieses Gerät zur überarbeiteten Mülleinheit. Sie stotterte und gab einige verwunderliche grummelnde Geräusche von sich, aber schließlich zermahlte sie den Droiden in kleine Metall- und Kabelstücke.
»Vandalismus ist nach Liga-Recht eine Straftat.«
»Ich habe ja solche Angst. Guck, ich zittere«, sagte ich und hob meine ruhige Hand. »Oder könnt ihr mich nicht mehr sehen?«
»Sind Sie hungrig, Heilerin?«
Ich setzte mich auf die Überreste der Kissen, die ich von den Möbeln gerissen hatte, rollte mich zusammen und schloss die Augen.
»Sind Sie hungrig?«, wiederholte die Stimme.
»Hier drin gibt es
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