Stardoc 02 - Der Klon
etwas von seiner inneren Verwunderung. »Meines Wissens nach hat bisher noch keine Aktion, von einem vollwertigen Krieg abgesehen, so eine Menge an Ressourcen benötigt.«
»Na sehen Sie. Sie glauben, ich wäre wichtig. Also, was tun Sie für mich, Colonel? Was haben Sie mir anzubieten, weswegen ich überhaupt darüber nachdenken sollte zu kooperieren?«
Das Reden fiel ihm leicht, Zugeständnisse zu machen nicht. »Ich kann Ihnen Zugang zu den meisten Bereichen des Schiffes geben«, sagte er, nicht sehr begeistert.
»Guter Anfang.«
»Sie können Ihr Quartier selbst aussuchen und so einrichten, wie Sie möchten.«
»Noch besser.«
»Wir werden versuchen, Ihnen eine gewisse Privatsphäre zuzugestehen.«
Er log natürlich, aber ich nickte trotzdem. Zwei von drei war nicht schlecht. »Ganz nach meinem Geschmack.«
»Wenn ich all das tue, was kriege ich dafür im Gegenzug, Cherijo?«
Ich hatte ihn vielleicht hinters Licht geführt, aber er war nicht dumm. Ich machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. »Im Gegenzug werde ich essen und trinken.«
»Mehr nicht?«
»Das ist besser, als mich angeschnallt zu halten, künstlich zu ernähren und Traubenzucker von mir ins Gesicht gespuckt zu bekommen.«
Seine fleischigen Lippen teilten sich zu einer Raubtiergrimasse. »Sie sind eine sehr durchtriebene junge Frau. Nun gut, ich veranlasse die Maßnahmen umgehend.«
»Schön. Sobald ich sehe, dass sie in Kraft treten, essen wir zusammen zu Mittag.«
»Was ist mit Ihrem Vater?«
»Der ist auf Joren geblieben.«
Er korrigierte sich eilig. »Was ist mit Dr. Joseph Grey Veil?«
»Wenn Sie wollen, dass er das Ende dieser Reise in einem Stück erlebt, halten Sie ihn von mir fern.«
»Er möchte Tests mit Ihnen durchführen.« »Sagen Sie ihm, er soll seine Tests als Klistier benutzen.« »Das wird er nicht akzeptieren.«
»Was soll’s. Warum habt ihr alle so viel Angst vor ihm? Er hat neunmal versagt, bevor sein kleines Experiment geglückt ist.« »Er besitzt alle Daten des Experiments.« Ich lächelte. »Ich bin das Experiment.«
Was auch immer sie mir da in die Adern gepumpt hatten, es wirkte. Die Nachwirkungen von drei Tagen ohne Essen und Wasser verschwanden schnell. Die mürrische Schwester weigerte sich, mir meine Akte zu geben, also konnte ich nur vermuten, dass es der übliche Salz/Glukose-Schockcocktail gewesen war. Binnen Stunden hatte ich genug Kraft, um die Krankenstation zu verlassen und mich mit Colonel Shropana zum Mittagessen zu treffen. Ich schnappte der Schwester ohne zu fragen meine Krankenakte weg und klemmte sie mir auf dem Weg nach draußen unter den Arm.
»Hallo, Colonel.«
Shropana wartete auf dem Flur auf mich und schaute auf die Akte, die ich trug. »Gibt es ein Problem mit Ihrer Behandlung?«
»Ich erstelle eine Liste, sobald ich die Anmerkungen des Arztes gelesen habe.«
Die Kantine war im vorgeschriebenen Frachterdesign gehalten, bestand also lediglich aus einem großen Raum mit ein paar Tischen und Bänken. Alles war in den Standardfarben der Liga gehalten -unbemaltes Betongrau – und damit noch deprimierender als die strenge Enge der Krankenstation. Ich roch die vermischten Düfte von einhundert Mahlzeiten und keine einzige machte mir Appetit.
»Schon mal dran gedacht, hier ein paar Pflanzen aufzustellen?«, fragte ich den Colonel. »Und vielleicht das ein oder andere Bild aufzuhängen?«
»Die Liga untersagt es, raumreisende Soldaten an die Bequemlichkeiten einer Stationierung auf dem Planeten zu erinnern«, antwortete Shropana.
»Was für eine Schande. Dieser Ort vernichtet das bisschen, was mir an Appetit noch geblieben ist.«
Die Mannschaft eilte wie ängstliche Mäuschen davon, als wir uns einer kleinen Reihe von Tischen näherten, die für die Offiziere reserviert waren. Ein besonders Mutiger blieb, offensichtlich, um seine Hilfe anzubieten. Shropanas stierer Blick ließ ihn schnell hinter den anderen hereilen.
»Machen Sie das immer?«, fragte ich.
Der Colonel nickte. »Ich muss nie darauf warten, dass ein Tisch frei wird«, sagte er.
Ich spitzte den Mund und legte eine Hand aufs Herz. »Ach Colonel. Ein Liga-Kommandant, der einen ordentlichen Witz hinbekommt. Ich bin verblüfft.«
»Nennen Sie mich Patril«, sagte er. Er hatte sich wohl an meinen Sarkasmus gewöhnt. »Was darf ich für Sie programmieren?«
Ich würde nicht zulassen, dass er mich bediente. Höflichkeit war eine Sache, aber dieser Mann befehligte sechzig Liga-Kreuzer und Gott weiß wie viele
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