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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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Soldaten. Wenn er mich bediente, war das etwas lächerlich. Außerdem wollte ich nicht, dass er irgendeine Substanz unter mein Essen oder meine Getränke mischte. Zu meiner Überraschung umfasste die Speisekarte eine komplette Auswahl jorenianischer Gerichte.
    »Sie haben Nahrungsmittelvorräte von Joren?«
    »Syntethische. Aber Ihre Oberste Heilerin weigerte sich, irgendetwas zu essen, das nicht auf klassische jorenianische Art zubereitet wurde.« Der Colonel seufzte. »Wir brauchten Tage, um die Zubereitungseinheiten nach den Vorgaben dieser Frau zu programmieren.«
    »Ach, daher haben Sie die Rezeptprogramme.« Ich rief das d’narral auf, wartete einen Moment und nahm das Ergebnis dann heraus. Dann probierte ich vorsichtig. »Ja, das ist Tonetkas Variante, ganz sicher. Sie benutzt nie genug Safira.«
    Wir gingen mit unseren Tabletts zum Tisch zurück und setzten uns. Aus den Augenwinkeln sah ich Joseph Grey Veil auf uns zukommen. Ich nahm entspannt die Gabel in die Hand – der Colonel vertraute mir noch nicht genug für ein Messer, stellte ich fest -und stocherte damit in dem dampfenden Gemüse herum. Shropana sah schweigend zu, wie mein Erschaffer herankam.
    Ich summte und probierte erneut. »Ich finde, sie lässt es auch etwas verkochen.«
    »Wirklich?« Der Colonel tat interessiert.
    »Hier, probieren Sie mal.« Ich bot ihm eine Gabel voll an. Er probierte es und spielte dabei große Aufmerksamkeit vor. So ist es recht, das kleine Versuchstier schön bei Laune halten.
    »Zu fad, oder?«
    »Nun, vielleicht …«
    »Wir werden uns unterhalten, Cherijo«, sagte Joseph Grey Veil, voller selbstgerechter Arroganz. Als wenn er ein Recht dazu hätte. Er stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, neben meinem Tablett, und ich spürte, wie er sich über mich lehnte. Mannomann, der war mal wirklich selbstbewusst.
    Joseph hatte vergessen, bei wem ich das letzte Jahr verbracht hatte.
    Ich drehte die Gabel um und rammte die scharfen Zacken in seinen Handrücken. Noch nie zuvor hatte ich so einen Schub wilder Befriedigung verspürt. Vielleicht war an der jorenianischen Tradition der gewaltsamen Rache doch etwas dran. Sein Schrei klang wie ein Freudenlied in meinen Ohren.
    Mein Erschaffer fiel um, umklammerte sein Handgelenk und benutzte Worte, die ich von seinen feinen Lippen noch nie gehört hatte. Da hatte Joseph wohl selbst auch ein paar schlechte Angewohnheiten angenommen. Colonel Shropana erhob sich halb von seinem Stuhl und setzte sich dann langsam wieder. Ich wischte mit meiner Serviette einige kleine Blutstropfen von meiner Seite des Tisches.
    »Entschuldigung, Patril«, sagte ich, ein Ausbund an Höflichkeit. »Was wollten Sie sagen?«
    Shropana winkte die beiden Wachen heran, die ihm auf Schritt und Tritt folgten, und zeigte auf den gestürzten Joseph Grey Veil. Sie halfen dem verwundeten Doktor auf die Beine und brachten ihn aus der Kantine. All das beobachtete ich aus den Augenwinkeln und musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut loszulachen. Der Colonel erhob sich und holte mir eine neue Gabel.
    »Heilerin, ich empfinde von Tag zu Tag mehr Respekt für Sie.« Er reichte mir das neue Besteckteil. »Neben Ihnen wirken Jorenianer zurückhaltend.«
    »Nicht wirklich«, antwortete ich. »Das einzige Interesse, das ich an Innereien habe, ist, sie zu reparieren, wenn sie Schaden erlitten haben. In Dr. Grey Veils Fall jedoch«, meine Stimme wurde hart, »würde ich eine Ausnahme machen.«
    Shropanas wulstige Gesichtszüge verfinsterten sich. »Sie sind entschlossen, ihn auf Abstand zu halten?«
    »Unter anderem.«
    »Ich bewundere Ihre Beharrlichkeit, aber ich kann weder Ihre Absicht noch ihre Methoden gutheißen.« Der Colonel nippte an seinem übel riechenden Getränk. »Ich dachte, der terranische Hippokratische Eid verlangt, dass Sie anderen Menschen niemals absichtlich Schaden zufügen.«
    »Ich sehe das Ding, in das ich eben meine Gabel gerammt habe, nicht als Menschen an«, sagte ich.
    Es gab keine weiteren Unterbrechungen. Colonel Shropana aß nur wenig. Wenn er dachte, dass ich es nicht sah, schaute er mich komisch an. Es machte mir nichts aus. Ich verschlang mit Freude das d’narral, denn ich mochte die Art, wie Tonetka es programmiert hatte.
    Wir beendeten unser Essen, und zwei Mannschaftsmitglieder eilten herbei, um hinter uns aufzuräumen. Ein Kommandant zu sein, hatte seine Vorteile. Von der Kantine aus führte mich Shropana durch den gigantischen Truppentransporter. Ich war nicht überrascht,

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