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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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ergriff eine kleine Pfote. Das kleine Wesen schaute zu ihm auf.
    So blieben sie eine Weile in einer stillen, bewegungslosen Andacht verbunden. Dann knurrte Reever und der Überlebende tat es ihm gleich. So ging es eine Minute hin und her. Schließlich ließ Reever die Pfote des Wesens los und ging direkt zur Obersten Heilerin.
    »Ich habe ihm unsere Absichten mitgeteilt. Ihr Computerkern wurde während des Angriffs auf die Kolonie beschädigt. Dieser hier glaubt, dass genug Informationen übrig geblieben sind, damit wir ihre Sprachdateien in unsere Datenbank herunterladen können.«
    »Wir brauchen auch die medizinischen Daten, sofern möglich«, sagte ich.
    Der Omorr, der zwischen den Schmutzinseln hindurchgehüpft war, wurde ungehalten. »Warum müssen wir auf die Daten der Einheimischen zurückgreifen? Es sind warmblütige, säugende Lebensformen. Sogar Sie, Doktor, kommen damit sicherlich …«
    »Squilyp?« Die scharfe Stimme der Obersten Heilerin unterbrach Omorrs Spott. »Sei still.«
    Ich konnte es mir – gerade eben so – verkneifen zu applaudieren.
    »Ich werde die Daten persönlich übertragen«, sagte Reever.
    »Gute Idee«, sagte ich im Wissen, dass Reever das nötige Fachwissen hatte, um die Aufgabe zu meistern. »Hat der NessNevat dir mitgeteilt, wie viele Leute vor dem Angriff in dieser Stadt gelebt haben?«
    »Einige Hunderttausend«, antwortete Reever.
    »Das ist nicht gut.« Ich schaute mich um und schätze schnell ab. »Hier sind nur ungefähr Fünfhundert. Wo sind die anderen.«
    »Sie stellen die einzigen Überlebenden auf dem Planeten dar.«
    Alle unterbrachen ihre Tätigkeit, um Reever anzustarren. Sogar Squilyp, der damit seinen großartigen, hüpfenden Abgang versaute.
    »Das sind alle, die noch übrig sind?« Squilyps Tentakel hoben sich vor Überraschung. »Der Händler hat doch angegeben …«
    »Der Händler irrte sich«, unterbrach ihn Reever. »Die einheimische Bevölkerung wurde ausgelöscht.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«, wollte ich wissen.
    »Ich habe solche Überfälle bereits früher gesehen. Alle Kolonisten wurden in diesem Gebiet zusammengetrieben und dann systematisch massakriert.«
    »Das ist absurd«, sagte Tonetka. »Jeder weiß, dass Plünderer nur das nehmen, womit sie handeln können.«
    »Das hier war keine Plünderung«, antwortete er. »Es war ein Überfall der Hsktskt-Fraktion.«
    Vier Stunden später, während ich mich auf meine elfte OP vorbereitete, akzeptierte die Datenbank der Jorenianer endlich den linguistischen Download der NessNevat. Wir bemerkten es, weil unsere Vocolliers plötzlich die Laute unserer Patienten in Worte übersetzten.
    Der Jugendliche unter meinen Händen, der schwere Frakturen am Schädel erlitten hatte, wurde besonders redselig »Mutter … Mutter … hol mich zurück … in deinen … Bauch … beende dies hier … Mutter … verlass mich … nicht …«
    »Mir hat das Knurren besser gefallen«, murmelte ich in meine Maske. Die Schwester verschob das Instrumententablett, damit sie dem Jungen mit einer behandschuhten Hand über die pelzige Stirn streichen konnte.
    »Ich bin hier«, log sie. Er konnte sie nicht verstehen, aber ihre Stimme beruhigte ihn. »Ich verscheuche den Schmerz.«
    Ganz meine Meinung. »Narkose.«
    Squilyp und die anderen chirurgischen Assistenzärzte bezogen wenige Meter von uns entfernt Posten. Die Techniker hatten einige tragbare Generatoren aufgebaut, mit deren Hilfe zwei sterile Felder errichtet wurden und die unsere tragbaren Laser mit Energie versorgten. Ich hörte den Omorr durch das Rauschen der Isolation gelegentlich fluchen. Tonetka kam regelmäßig vorbei und überwachte uns beide. Eine Schwester berichtete mir, dass die Oberste Heilerin die Hilfsmaßnahmen koordinierte, während sie selbst leichtere chirurgische Fälle behandelte.
    Ich musste ihr Angebot, mich abzulösen, ablehnen und bat nur darum, dass die Schwestern nach jeweils fünf Fällen ausgetauscht wurden. Ich wies Squilyp an, es ebenso zu handhaben, was ihm nicht gefiel. Er hatte die unangenehme Tendenz, Schwestern ebenso zu behandeln wie ein Laserskalpell: Man tauschte es nur aus, wenn es nicht mehr funktionierte.
    Die Stimmen der NessNevat drangen von der offenen Fläche vor unserer improvisierten Chirurgie herein, beklagten die Toten, schrien vor Schmerz. Ich wusste, dass viele von ihnen sterben würden. Tonetka, Squilyp und ich waren die einzigen Chirurgen, und es gab einfach viel zu viele kritische Fälle.
    Reevers kühle Stimme

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