Stardoc 02 - Der Klon
mich heran. Es berührte meinen blauen Kittel vorsichtig mit einer kleinen Pfote. Ich versuchte nicht, es zu berühren, denn ich befürchtete, dass es dann davonlaufen könnte. Es drehte den Kopf und sprach mit den anderen. Ihre Sprache war schnell, ein unsteter Strom aus kehligem Murmeln und Jaulen.
»Es klingt, als würden sie knurren«, sagte Squilyp.
»Nein, sieh dir ihre Augen an«, sagte Tonetka mit weiterhin sanfter und lockender Stimme. »Sie haben einfach Angst.«
Die kleine Pfote zitterte, als sie meine Hand umfasste. Ich streichelte seidiges Fell.
»So sanft«, sagte ich, dann traf mich die Erkenntnis. »Tonetka. Das hier sind Kinder.« Dieses Kind hatte eine schwere Verbrennung an der Schulter. »Es ist verletzt.« Ich zog sehr langsam einen Scanner aus meinem Rucksack und ließ das Kind ihn halten, damit es sah, dass das Gerät ihm nicht wehtat. Ich scannte rasch und presste die Lippen dann zu einer schmalen Linie zusammen. »Jemand hat es mit einem Impulsgewehr angeschossen.«
Tonetka kam nun näher. Der Kleine duckte sich neben mir zusammen und blinzelte zur riesigen Jorenianerin hinauf. Sie gab beruhigende Laute von sich, während sie die Wunde des Kindes untersuchte. Die anderen Überlebenden verloren nun ihre Scheu und versammelten sich um uns. Sie alle hatten beinahe identische Wunden erlitten. Tonetka zeigte auf die Wunden und fragte dann mit ihren Händen, wie das geschehen war.
Alle bis auf einen legten sich auf den Boden, die Pfoten hinter dem Kopf. Der Stehende schoss ihnen pantomimisch mit einer imaginären Waffe in den Rücken, die er von links nach rechts schwenkte. Die auf dem Boden rollten herum und zuckten, dann lagen sie still.
»Die Plünderer, die auf sie geschossen haben, haben nicht mitbekommen, dass sie den Kopf nicht getroffen haben«, sagte ich. »Sie haben sie ausgetrickst.«
Wir waren ernst, während wir den Kindern wieder auf die Beine halfen. Der Omorr schlug vor, diese Gruppe zu behandeln, aber Tonetka schüttelte den Kopf.
»Nicht hier. Sieh – sie wollen uns zu den anderen führen.«
Der Größte zeigte auf eines von mehreren Gebäuden, direkt beim Haupthafen, die halbwegs unversehrt geblieben waren. Mittlerweile waren andere Shuttles gelandet, und ich sah Reever und sein Team über die Hafenanlage sprinten, um uns einzuholen.
Wurde auch Zeit.
»Oberste Heilerin«, grüßte er Tonetka, dann wandte er sich mir zu. »Doktor.«
»Linguist Reever.« Meine Chefin lächelte erleichtert. »Ich bin froh, dich zu sehen.«
Damit unsere Vocolliers auch außerhalb der Sunlace funktionierten, wurde normalerweise ein transportables Terminal vom Schiff auf den Planeten gebracht. Da die Jorenianer aber vorher noch keinen Kontakt mit dieser Spezies gehabt hatten, wäre das jetzt sinnlos gewesen.
Reever würde eine Menge zu tun haben.
Die Kinder führten uns zu anderen Überlebenden. Es ging langsam voran, weil wir unterwegs anhalten mussten, um die Körper zu überprüfen. Es gab eine Menge Stopps, aber alle waren tot. Die Kinder stimmten ein klägliches Wimmern an, als sie offenbar einige der Leichen erkannten.
Hier, mitten in dem, was mal eine Stadt gewesen war, wehte kein Wind den Geruch des Todes weg. Auf meiner Stirn sammelte sich Schweiß, als die Temperatur weiter stieg. Ich hoffte, dass es auf dieser Welt nicht zu warm werden würde. Der Geruch wäre dann unser geringstes Problem.
Das stickige Innere einer ehemaligen Lagerhalle war mit Verletzten überfüllt. Ich sah viele, die bereits tot waren oder gerade starben. Die Lebenden husteten oder knurrten ihre Hilferufe aus rauen Kehlen hervor, wie sie es schon seit Tagen getan haben mussten. Wir fanden hier keine Energie, kein Wasser oder Nahrungsvorräte. Überall waren Blutlachen und Exkremente.
Es wurde schnell offensichtlich, dass sich unter den Überlebenden kein medizinisches Personal befand. Alle Vorräte, die vor dem Angriff vorhanden gewesen waren, waren offensichtlich verschwunden oder vernichtet. Die Verwundeten fürchteten uns und wehrten sich, wenn wir sie untersuchen wollten.
»Linguist Reever.« Tonetka machte eine frustrierte Geste. »Wir müssen unsere Absichten klar machen. Würdest du bitte für uns übersetzen?«
»Natürlich.« Reever lauschte der Obersten Heilerin, während sie in aller Eile einen Notfallhilfeplan umriss. Dann trat er an jemanden heran, der noch herumlaufen konnte, machte eine Handbewegung, die im ganzen System als Geste des Friedens und der Freundschaft bekannt war, und
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