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Stardoc 02 - Der Klon

Stardoc 02 - Der Klon

Titel: Stardoc 02 - Der Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.L. Viehl
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seiner Kleidung. »Du aber auch.«
    Er klopfte halbherzig an seiner Hose herum. »Wir haben damit begonnen, die unteren Ebenen der Schule freizulegen. Nachdem die Scans zeigten, dass alle Kinder darin verstorben sind, haben wir die Bemühungen aufgegeben.« Er sagte all das ohne erkennbare Emotionen, aber ich war selbst zu betäubt, um auf seine gewohnt sachliche Art zu reagieren. »Du hast mich Duncan genannt.«
    Ich schaute auf. »Das ist immer noch dein Name, oder?«
    »Du hast mich noch nie Duncan genannt.«
    Diese Unterhaltung kam mir sehr dämlich vor. »Sicher habe ich das. Nur nicht sehr oft. Ich kann dich wieder Reever nennen, wenn dir das lieber ist.«
    »Ich habe diesbezüglich keine Vorliebe.«
    »Vielleicht sollte ich das trotzdem tun. Das letzte Mal, als ich dich Duncan nannte, hast du mich aus dem Bett geworfen.« Ich schob ein Stück verkohlten Stein mit dem Zeh hin und her. »Also, worüber möchtest du sprechen? Das Wetter? Der Sommer hier scheint nett zu sein, wenn man den Gestank der verrottenden Leichen und den Rauch der noch nicht gelöschten Feuer ignoriert. Was hältst du von den Einheimischen? Es sind natürlich nicht mehr viele übrig. Ihre Kinder sind recht gut darin, Mörder hereinzulegen. Oder die Aussicht? Sobald die Mannschaft mit den Gräbern fertig ist, könnten sie doch ein paar von diesen Ruinen einreißen, vielleicht …« Ich schlug die Hände vors Gesicht. »Gott!«
    »Gib dir nicht die Schuld hierfür.«
    »Verpasse doch diese einmalige Gelegenheit nicht, mir zu sagen: Ich habs dir gleich gesagt.« Ich ließ die Hände sinken – ich hatte keine Tränen mehr, nicht mal für mich selbst. »Erinnerst du dich? Ich habe fünf Hsktskt auf die Welt geholt. Fünf zukünftige Hsktskt-Schlächter. Mayer hatte Recht gehabt. Ich hätte sie töten sollen und ihre Eltern dazu.«
    »Das hätte dich so skrupellos und lebensverachtend gemacht wie die Fraktion«, sagte er.
    »Vielleicht. Auf der anderen Seite: Vielleicht könnte ich dann diese Kinder ansehen, ohne mich als Mitschuldige an diesem Massaker zu fühlen.« Ich schaute auf meine Hände. Es waren Spuren feinen, trockenen Puders von den Handschuhen daran. Kein Blut. Zumindest nicht die Art, die man sehen konnte. »Ich weiß nicht, wie ich damit fertig werden soll, Reever.«
    Er rutschte näher. »Nenn mich Duncan.«
    Ich hatte keine Wahl, ich musste lachen. Das Geräusch brach rau und wild aus mir hervor. Ich hielt es zurück, so lange ich konnte, denn es erschien mir obszön, vor allem hier zwischen den Ruinen.
    »Deine Wut und Selbstvorwürfe ändern nichts an dem, was hier passiert ist«, sagte Reever.
    »Ich bin nicht wütend.« Ich war eine Spezialistin auf diesem Gebiet. Wut fühlte sich nicht so an. »Du hast mich bereits wütend erlebt.«
    »Ja.«
    »Du hattest jedes Recht, mich abzulehnen.« Ich hatte das lange genug aufgeschoben. »Ich habe dich benutzt.« Ich starrte auf die Steinsplitter zu meinen Füßen. »Das tut mir Leid. Du hast Besseres verdient.«
    Ich wagte einen weiteren Blick auf ihn. Er war selbst ein Steinblock und starrte mich an. Trotz meiner trüben Laune zuckten meine Lippen. »Das ist die Stelle, wo du meine Entschuldigung großmütig annimmst, Reever.«
    »Du bist nicht …« Er verstummte, murmelte etwas in einer seitsamen Sprache, die ich nicht erkannte, und fugte dann hinzu: »Ich werde menschliche Frauen niemals vollständig verstehen.«
    »Ich bin nicht eben ein typisches Exemplar«, sagte ich und rutschte von der Mauer. »Wollen wir einen Spaziergang machen? Ich sollte mir etwas die Beine vertreten, bevor ich zurückgehe.«
    Wir suchten uns einen Weg durch die Reste der Straßen, vermieden die verkrümmten Körper, die für die Beerdigung aufgeschichtet worden waren. Wir erreichten eine kleine Lichtung, wo die Vorräte für die Überlebenden gesammelt und eingeteilt wurden – die Effizienz der Jorenianer war in Notzeiten phänomenal. Ich betrachtete die medizinische Ausrüstung, während wir herumgingen.
    »Sie werden mehr als nur Medizin und Nahrung brauchen«, sagte ich. »Ein Großteil der Erwachsenen ist tot. Sie werden nicht in der Lage sein, die Stadt wieder …« Reevers Hand hielt mich auf. »Was?«
    Seine Maske war nicht zerbrochen, aber etwas schimmerte durch sie hindurch. »Ich würde dich gerne halten.«
    Dem würde ich nicht widersprechen. »Sicher.«
    Wir waren beide schmutzig, verschwitzt und rochen unangenehm, also glich es sich aus. Die Berührung seines Körpers beruhigte mich.

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