Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
dem Telefon und tippte die Nummer von Erzbischof Kirsal ein.
»Euer Gnaden? Father Trudan. Ich weiß, dass es spät ist, aber hier geschieht etwas Seltsames.« Er lauschte, schüttelte dann den Kopf. »Nein, Euer Gnaden, ich weiß nicht, was es ist.« Wieder lauschte er und nickte dann bestimmt. »Ja, Euer Gnaden. Ich bin ganz entschieden der Ansicht, dass Sie herkommen und es sich selbst ansehen sollten.«
Er legte auf, starrte auf den Bildschirm. Die geheimnisvolle Anzeige leuchtete da immer noch. Er sah sie an, betete darum, dass der Erzbischof sich beeilen möge, und fragte sich, was » RMT ACC ENG « bedeutete.
First Admiral Lantu sah krank aus. Seine Augen wirkten gequält, sein untersetzter, kräftiger Körper gebeugt, wie er jetzt so dasaß, die Füße auf dem Hocker vor seinem für Menschen gebauten Stuhl. Als Winnifred Trevayne jetzt ihre Ausführungen beendete, blickte er in Iwan Antonows versteinertes Gesicht, und der Schmerz in den fremden Zügen ließ in dem vierschrötigen Admiral einen Anflug von Mitgefühl aufkommen. Als Russe wusste Antonow nur zu gut, wie man »die Geschichte« manipulieren konnte, um sie den Bedürfnissen einer herrschenden Clique dienstbar zu machen.
»Ich muss Commander Trevayne beipflichten«, sagte Lantu ruhig und atmete dann tief durch. »Der Erste Prophet war entweder geistesgestört … oder ein Tyrann, der seine Chance genutzt hat. Dies« – seine vierfingrige Hand wies auf die Kopie des Berichts, die man ihm gegeben hatte – »ist nicht nur ein ›Irrtum‹, das ist eine komplette und eindeutige Fälschung.«
Antonow knurrte zustimmend und sah wieder auf den vor ihm liegenden Aktendeckel. Sollte Alois Saint-Just je gewusst haben, was da in seinem Namen geschehen war, dann musste seine Seele sich in der Hölle winden, und eigentlich hoffte er das sogar. Was auch immer der Mann ursprünglich beabsichtigt hatte, er hatte direkt dazu beigetragen, ein Monster zu schaffen, das jede Vorstellung überstieg.
»Also.« Seine tiefe Stimme ging in ein weiches, bedrückt klingendes Dröhnen über, als er auf den Bericht tippte. »Sie und Commander Trevayne sind beide davon überzeugt, dass Saint-Just überhaupt nie Religion erwähnt hat.«
»Natürlich hat er das nicht«, sagte Lantu mit schroffer Stimme. »Seine eigenen Tagebucheintragungen zeigen, dass er nie behauptet hat, Terra sei göttlich. Er hat immer wieder auf die verzweifelte Notlage der Föderation hingewiesen, aber jedes seiner Worte hat eindeutig klargemacht, dass Terraner trotz der Überlegenheit ihrer Wissenschaft sterbliche Wesen sind.« Der Thebaner stieß ein kurzes, bitter klingendes, bellendes Lachen aus. »Kein Wunder, dass Sumashs ›Jünger‹ entsetzt waren, als er die Göttlichkeit Terras proklamiert hat! Sie haben die Wahrheit ebenso gekannt wie er – möge seine Seele in der Hölle schmoren!«
In seiner Stimme mischten sich quälender Schmerz und Hass, und mehr als nur ein Augenpaar wandte sich ab, um nicht Zeuge seiner Qual zu werden. Nicht die von Kthaara’zarthan. Sie blickten mit rätselhaftem Ausdruck auf Lantus gequältes Gesicht, starrten ihn unbewegt an.
»Der First Admiral hat recht, Sir«, sagte Trevayne leise. »Weshalb Sumash das getan hat, werden wir nie erfahren, aber er hat sich jedenfalls erst nachdem der letzte Terraner gestorben war, ganz gezielt daran gemacht, ein durch und durch auf Fälschungen beruhendes religiöses Gebäude zu errichten. In keiner einzigen Unterlage aus der Zeit vor dem Tod Saint-Justs gibt es irgendwelche Andeutungen von Göttlichkeit, aber die Verschmelzung so vieler unterschiedlicher Elemente der terranischen Geschichte in ›die Religion von Holy Terra‹ kann kein Zufall gewesen sein. Jemand hat eindeutig die historischen Abschnitte der Datenspeicher der STARWALKER gründlich durchforscht, um das zusammenzustückeln, und das kann nur Sumash gewesen sein. Er hat jeden anderen Zugang zu den Unterlagen verhindert … und jeden mundtot gemacht, der etwa seiner Version über ihren Inhalt vielleicht hätte widersprechen können.«
»Aber die Synode muss doch Bescheid wissen!«, wandte Lantu ein. »Sie haben Zugang zu den verbotenen Abschnitten. Sie müssen wissen, dass alles eine Lüge ist! Sie …«, Angus MacRorys Pranke legte sich auf seine Schulter, und Lantu unterdrückte seinen Ausbruch mit erkennbarer Mühe.
»So ist es«, bestätigte Trevayne, »aber das gilt nicht für alle. Zugang zu den Originaldokumenten haben nur der amtierende Prophet und
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