Starfire - Kreuzzug: Starfire 2 (German Edition)
intensives Mitgefühl, das sie meist zu verbergen wusste, hätte sie als kämpfenden Offizier hoffnungslos scheitern lassen, hatte Antonow oft überlegt –, aber in den idealen Bereichen der Logik, die vom konkreten Töten immer noch weit genug entfernt waren, dass man es als Abstraktion betrachten konnte, waren ihre Folgerungen fast immer perfekt. Eine solche Einstellung war Schwäche und Stärke zugleich, und dessen war Winnifred Trevayne sich in vollem Maße bewusst. Doch diesmal hatte sie eine ihr völlig fremde Mentalität falsch eingeschätzt, und das hatte sie zu einem Schluss veranlasst, der ebenso ungenau wie logisch gewesen war. Niemand machte ihr wegen der Verluste an Menschenleben einen Vorwurf … niemand außer ihr selbst.
Antonow beunruhigte das ein wenig. So sehr einen ihre Selbstsicherheit auch manchmal irritieren konnte, würde sie doch weder ihm noch sonst jemandem nützen können, wenn sie das Vertrauen auf ihr professionelles Urteilsvermögen verlor. Als sie deshalb in einer für sie höchst ungewöhnlich schüchternen Art um ein Gespräch mit ihm, Tsuschewski und Lantu bat, sagte er mit einiger Erleichterung sofort zu.
»Admiral«, begann sie, immer noch etwas kleinlaut, aber mit erkennbar wachsender Begeisterung, »wie Sie sich wahrscheinlich erinnern, enthielt der erbeutete Datenspeicher, der uns zum ersten Mal Einblick in die Beweggründe der Thebaner gab, Hinweise darauf, dass das Flaggschiff der alten Kolonialflotte bis zum heutigen Tag erhalten geblieben ist und als Hauptquartier und zentraler Tempel – als ›Vatikan‹, wenn Sie so wollen – der Kirche von Holy Terra dient.«
»Ja, ich glaube, ich erinnere mich, Commander. Aber mir schien das damals nicht sehr wichtig.«
»Nein, Sir, das war es auch nicht. Deshalb habe ich es auch nicht besonders betont. Außerdem war ich mir damals auch nicht wirklich sicher, obwohl es mir höchst wahrscheinlich erschien. Aber Admiral Lantu hat jetzt bestätigt, dass das Schiff, TFS STARWALKER , tatsächlich immer noch dort liegt, wo es seinerzeit notgelandet ist. Es wird nie mehr unter eigener Kraft bewegt werden können, aber seine Computer funktionieren noch.« Sie hielt kurz inne, und Antonow bedeutete ihr fortzufahren. Er wusste nicht, worauf sie hinauswollte, aber sie war da sicherlich auf etwas Wichtiges gestoßen und wirkte im Augenblick deutlich lebhafter als irgendwann seit der Schlacht.
»Sie erinnern sich vielleicht auch, dass ich im Rahmen meiner Analyse jenes Datenspeichers, den ich von QR-107 aus nach Redwing geschickt habe, die Unterlagen der ursprünglichen Kolonialexpeditionen in der Region angefordert habe. Das Material, das ich bekommen habe, war praktisch lückenlos – das Kolonialbüro hat offenbar wirklich alles archiviert. Einschließlich …«, sie beugte sich vor und wirkte plötzlich hochgradig erregt, »… des Zugangscodes für die Computer der STARWALKER! «
Plötzlich begriff Antonow.
»Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, Commander. Wollen Sie sagen, es könnte möglich sein, diese Computer vom Weltraum aus anzuzapfen?«
»Aber, Admiral«, gab Tsuschewski zu bedenken, »die Thebaner haben doch sicherlich die Zugangscodes in all den Generationen geändert. Und selbst wenn sie das nicht haben … ist ein solcher Zugriff aus dieser Entfernung denn wirklich möglich?«
»Das wäre es nicht, wenn die STARWALKER ein Kriegsschiff wäre oder selbst ein modernes Kolonieschiff, Commodore«, erwiderte Trevayne und beantwortete damit seine zweite Frage vor der ersten, »aber das Kolonialbüro hat diese Klasse – und deren Computer – gebaut, ehe wir auf die Orioner gestoßen waren, zu einer Zeit, als die Menschheit glaubte, die Galaxis wäre ein sicherer Ort.« Tsuschewski schnaubte kurz, und Trevayne machte einen Schmollmund, und ihre dunklen Augen blitzten zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit.
»Ich weiß. Aber weil sie das glaubten, haben sie viel größeren Wert auf Effizienz als auf Sicherheit gelegt, und deshalb hatten die Computer damals nicht annähernd die Sicherheitsprogrammierung und die entsprechende Hardware wie die unseren. Sie waren bewusst für Fernzugriffe durch andere Kolonialschiffe und auch Stützpunkteinrichtungen konstruiert. Und was die Frage angeht, ob die Thebaner die Codes verändert haben … also meine Techniker haben mir erklärt, dass das äußerst schwierig wäre. Wir sprechen hier von einem kombinierten Hardware- und Softwareproblem, das eine fast hundertprozentige
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