Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
Was du jetzt auch denken magst, Beth - vergiß dabei deine Kinder nicht. Der Gedanke an deine Kinder wird dir helfen, die Sachlage richtig zu beurteilen.«
»Warum nennst du mich immer so?« fauchte sie ihn an.
»Wie? Beth?« Er lachte. Es war ein unangenehmes Geräusch, als steckte Kies in seiner Kehle. »So würde er dich auch nennen, wenn er Grips genug hätte, auf die Idee zu kommen.«
»Du bist ver...«
»Verrückt, ich weiß. Das ist reizend, Liebling, aber wir müssen unsere Erörterung meines Geisteszustandes auf später verschieben. Im Augenblick tut sich zu vieles. Hör zu: ich muß Thad anrufen, aber nicht in seinem Büro. Sein Telefon könnte angezapft sein. Er vermutet, daß das nicht der Fall ist, aber die Bullen haben es vielleicht ohne sein Wissen getan. Dein Mann ist entschieden zu vertrauensselig, Beth. ich bin es nicht.«
»Wie kannst du...«
Stark beugte sich vor und sprach so langsam und sorgfältig wie ein Lehrer, der sich mit einem begriffsstutzigen Erstkläßler unterhält. »Und jetzt will ich, daß du mit diesen Mätzchen aufhörst und nur noch meine Fragen beantwortest. Denn wenn ich das, was ich brauche, nicht aus dir herausholen kann, dann kann ich es vielleicht aus deinen Kindern herausholen. Mir ist klar, daß sie noch nicht sprechen
können, aber vielleicht kann ich es ihnen beibringen. Ein bißchen Anreiz wirkt Wunder.«
Er öffnete eine der Reißverschlußtaschen seiner Weste, in der ein zylindrischer Gegenstand das Polyester-Futter ausbeulte, und zog eine kleine Lötlampe hervor. »Selbst wenn ich ihnen das Sprechen nicht beibringen kann, das Singen könnte ich ihnen bestimmt beibringen. Ich wette, ich könnte ihnen beibringen, zu singen wie zwei Lerchen. Allerdings könnte es sein, daß ihr Gesang dir nicht so gut gefällt, Beth.«
Sie versuchte, den Blick von der Lötlampe zu lösen, aber sie schaffte es nicht. Ihre Augen folgten ihr hilflos, als er sie von einer behandschuhten Hand in die andere wandern ließ. Ihr war, als wären ihre Augen an der Düse festgenagelt.
»Ich sage dir, was du wissen willst«, sagte sie und dachte: fürs erste.
»Nett von dir«, sagte er und verstaute die Lötlampe wieder in der Tasche. Dabei rutschte die Weste etwas zur Seite, und sie sah den Kolben eines sehr großen Revolvers. »Und sehr vernünftig, Beth. Und nun hör zu. Da ist heute noch jemand da, in der Englischen Fakultät. Ich sehe ihn so deutlich vor mir, wie ich dich vor mir sehe. Untersetzter kleiner Kerl, weißes Haar, hält eine Pfeife im Mund, die fast so groß ist wie er selbst. Wie heißt er?«
»Hört sich an wie Rawlie DeLesseps«, sagte sie. Sie fragte sich, wie er wissen konnte, daß Rawlie dort war - und kam zu dem Schluß, daß sie es im Grunde gar nicht wissen wollte.
»Könnte es auch jemand anderes sein?«
Liz dachte einen Moment nach, dann schüttelte sie den Kopf.
»Hast du ein Telefonverzeichnis der Fakultät?«
»In der Schublade vom Telefontisch liegt eins. Im Wohnzimmer.«
»Gut.« Er war an ihr vorübergeglitten, noch bevor sie recht begriffen hatte, daß er sich bewegte - die ölige, katzenhafte Behendigkeit dieses verrottenden Fleischbrockens bewirkte, daß ihr fast übel wurde -, und hatte eines der langen Messer von der Magnetleiste gelöst. Liz versteifte sich. Stark warf einen Blick auf sie, und aus seiner Kehle kam wieder dieses kiesige Geräusch. »Keine Sorge, ich tue dir nichts. Schließlich
bist du doch meine brave Gehilfin, oder etwa nicht? Komm mit.«
Seine Hand, kraftvoll, aber unangenehm schwammig, glitt wieder um ihr Handgelenk. Als sie wegstrebte, packte er nur fester zu. Sie hörte sofort auf, sich zu wehren.
»Gut«, sagte er.
Er führte sie ins Wohnzimmer, wo sie sich auf der Couch niederließ und die Arme um die Knie schlang. Stark warf einen Blick auf sie, nickte befriedigt und wendete sich dann dem Telefon zu. Als er sich davon überzeugt hatte, daß kein Alarmdraht vorhanden war - und das war eine Schlamperei, eine regelrechte Schlamperei -, hieb er die Kabel durch, die die Techniker von der Staatspolizei angebracht hatten - das eine, das den Apparat mit der Fangschaltung verband, und das andere, das hinter der Fußleiste zu dem Tonbandgerät im Keller führte.
»Du weißt, wie du dich zu verhalten hast, und das ist sehr wichtig«, sagte Stark über ihrem gesenkten Kopf. »Und nun hör mir gut zu. Ich suche mir die Nummer von diesem Rawlie DeLesseps aus dem Verzeichnis heraus und halte ein kleines Palaver mit Thad. Und
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